Seit zehn Monaten hat Rose Larkin (Luciane Buchanan) nichts mehr von Peter Sutherland (Gabriel Basso) gehört... bis sie eines Tages einen Anruf von einem mysteriösen Mann erhält, der sich nach Peter erkundigt, sich selbst aber nicht zu erkennen geben will. Rose beschließt daraufhin, Peter zu suchen und macht sich dabei eine Technik zu Eigen, die nur sie in diesem vollen Umfang beherrscht. Peter selbst hat zuvor einen Job in Bangkok, für den er als neuer "Night Agent" eingeteilt war, in den Sand gesetzt und ist untergetaucht. Dabei hat er jeglichen Kontakt zu seinen Vorgesetzten abgebrochen und ermittelt nun auf eigene Faust gegen die Verbrecher, denen er zuvor auf der Spur war. Dabei kommt er einer Verschwörung auf die Schliche, die sich bis in die Kontrollapparate der "Night Agents" erstrecken und sogar seine Vorgesetzte Catherine Weaver (Amanda Waller) betreffen könnte...
Fans der ersten Staffel (von denen ich definitiv einer bin) werden in der Fortführung womöglich ein wenig Zeit brauchen, um sich wirklich mit dieser zu aklimatisieren. Tatsächlich wurde der Großteil des Casts nämlich ausgetauscht und durch neue Gesichter ersetzt und sich an diese zu gewöhnen, ist anfangs gar nicht so einfach, da man einige alte Bekannte hier doch vermisst. So heftet man sich zu Beginn natürlich mit aller Kraft an die beiden Hauptfiguren, die hier noch geblieben sind und hat dahingehend ein wenig Schwierigkeiten, in die neue Geschichte mit all den neuen Figuren, die hier auch über längere Strecken auf ganz eigene Faust losziehen, einzutauchen. Die Geschichte selbst ist noch ein ganzes Stück vertrackter als die der an Wendungen sicher nicht armen ersten Staffel, weswegen diese Season etwas länger braucht, um wirklich Fahrt aufzunehmen. Über lange Zeit rätseln sämtliche Charaktere hier nämlich, was und wer hier eigentlich die Bedrohung ist und was die einzelnen, undurchsichtigen Parteien denn wollen... und so lange das nicht zumindest ansatzweise klar ist, bleibt die Bedrohung am Horizont etwas ungreifbar, was zu Beginn noch ein wenig ernüchternd daherkommt.
Eine weitere Änderung zur ersten Staffel stellt der deutlich ernstere Unterton dar. Da man sich in diesem Fall um wesentlich mehr Realismus und politische Verstrickungen bemüht, ist im Grunde kein Platz mehr für die kleinen, durchaus sympathischen Humor-Elemente der ersten Staffel. Die Stimmung ist bedrückender, den Figuren geht es durch die Bank weg nicht gerade gut und auch die beiden Hauptfiguren liegen sich deutlich öfter in den Haaren alsdass sie mal an einem Strang ziehen. Das ist eine ebenso stimmige wie nötige Weiterentwicklung für die Serie, es kostet sie aber auch ein wenig Charme und lässt "The Night Agent" aus der Masse an Thriller-Shows der letzten Jahre nicht mehr so eindeutig hervorragen. Und trotzdem besitzt sie noch ihre einnehmenden Qualitäten, denn obwohl die komplexe Geschichte und das langwierige Enträtseln ihrer verschiedenen Handlungsstränge so viel Zeit einnimmt, dass für die privaten Quereleien der Figuren nur noch wenig Platz bleibt, ist der Spannungsfaktor weiterhin hoch. Das liegt an einigen cleveren Spannungsspitzen, die hier auch (ganz dem Zeitgeist angemessen) nicht mehr die Grenze zur Absurdität schrammen, als auch an der Geschichte an sich, die sich durch einige packende Wendungen bis zum hochspannenden Finale immer höher schraubt.
Das größtenteils neue Ensemble macht seine Sache dabei durchweg gut - Gabriel Basso und Luciane Buchanan werden dabei von einigen bekannten Namen wie "Krieg der Bestatter"-Star Amanda Warren sowie Navid Negahban und Brittany Snow tatkräftig unterstützt. Geblieben ist auch die packende Inszenierung mit einigen knackigen Actionszenen, schlagfertigen Kämpfen und Verfolgungsjagden sowie feinen Bildern. Nichts davon ist so richtig herausragend, doch alles ist gut genug gemacht, um bei der Stange zu halten und die zehn Folgen möglichst im Binge-Modus durchzusuchten. Einige Seitenhiebe auf die aktuelle, amerikanische Politik kommen zwar ein wenig bemüht daher und finden hier nicht zu voller Blüte, können aber dennoch als kleiner, passender Mittelfinger verstanden werden, der sich gut in die Grundgeschichte einbaut. Und auch ein Plot, der sich rund um eine Mitarbeiterin des iranischen Regimes dreht, ist ein sehr spannendes, neues Element fernab der Agenten-Action, welches mit der Zeit immer mehr an Brisanz gewinnt. Somit kann die zweite Staffel von "The Night Agent" zwar aufgrund einiger dramaturgischer Schwächen und deutlichen Startschwierigkeiten nicht an den enormen Unterhaltungsfaktor der ersten Season anknüpfen, bleibt aber dennoch packende Thriller-Kost, durch die man sich auf die bereits bestätigte dritte Staffel freuen kann.
Fazit: Der Plot ist düsterer, ernster und realistischer - das kostet die Serie ein wenig ihren Charme, sorgt aber auch für einige knackige Spannungsspitzen. Der sehr komplexe Plot muss dagegen so umständlich aufgedröselt werden, dass für die sympathischen Figuren kaum noch echte, tiefgründige Zeit bleibt. Das macht die zweite Staffel zwar zu einer hochspannenden und bisweilen brisanten, aber auch zu einer etwas zu kühlen Angelegenheit.
Note: 3+
Kommentare
Kommentar veröffentlichen