Los Angeles, 1985: Sechs Jahre nach ihren traumatischen Ereignissen auf der Ranch einer Serienkillerin, welche nur sie selbst überlebte, wird Porno-Sternchen Maxine Minx (Mia Goth) zwar noch immer bis in ihre Träume von diesen verfolgt, rennt aber weiterhin dem Wunsch, eine ernsthafte Schauspielerin in Hollywood zu werden, hinterher. Als sich ihr die Chance eröffnet, in einem Horrorfilm der Regisseurin Elizabeth Bender (Elizabeth Debicki) mitzuwirken, beschließt sie, sich nicht mehr von ihrer Vergangenheit einholen zu lassen und all ihre Kraft auf dieses Engagement auszurichten. Doch das ist leichter gesagt als getan, geht in Los Angeles doch ein mysteriöser Killer mit dem Namen "Nightstalker" um, der es besonders auf junge Frauen abgesehen hat. Und als es plötzlich auch Personen in Maxine's direktem Umfeld erwischt, gerät sie plötzlich in den Fokus der Ermittlungen...
"MaXXXine" ist der dritte Teil von Ti West's origineller Horror-Trilogie, die direkte Fortsetzung des Originals "X" und ebenfalls wieder ganz anders als beide Vorgänger. Obwohl Wests ehrbietender Regiestil als Quasi-Verbeugung vor den grobkörnigen Horror-Slashern der 70er und 80er geblieben ist und weiterhin Mia Goth die Hauptrolle spielt, ist die Atmosphäre diesmal eine andere. Und das ist zumindest so lange richtig gut, wie sich der Film auch wirklich voll und ganz auf seine Hauptdarstellerin konzentriert. Maxine's Versuche, in der berüchtigten Traumfabrik Fuß zu fassen und endlich ihren großen Wunsch von einer Filmkarriere abseits von schmuddeligen Nacktfilmen zu erfüllen, sind sowohl mit einer ausgesprochenen Sensibilität für die dunklen und hellen Seiten des Business, in welchem sich sogar eine selbstbewusste Frau wie Maxine verlieren kann, als auch mit viel Schwung inszeniert. Erneut nimmt sich West viel Zeit, um seine Hauptfigur zu begleiten, ihre Sehnsüchte klar zu machen und genau aufzuzeigen, wie sie den Raum, in dem sie sich befindet, für sich einnimmt. Zudem gesteht er seiner Maxine diesmal auch einige echte Schwächen zu, die sie greifbarer machen - so kann sie noch so knallhart sein, doch die vergangenen Ereignisse verfolgen sie dennoch und scheinen ihr zudem in ganz realer Form noch Schwierigkeiten zu bereiten.
Doch das ist längst nicht alles, was "MaXXXine" zu erzählen hat, was irgendwie auch das Problem dieses schwächsten Teils der Trilogie ist. Denn natürlich ist das immer noch ein Horrorfilm oder soll es zumindest sein, um sich nicht gleich komplett von den beiden Vorgängern und deren Genres loszusagen. Der Plot rund um den Nightstalker wird dabei zu Beginn noch recht stimmungsvoll aufgezogen, tappt aber mit der Zeit in genau die Genre-Klischees, die Ti West zuvor so gut vermieden hat... bis zu einem völlig banalen Finale, in dem der Film zu seiner eigenen Parodie wird. Noch schlimmer ist dabei nur noch der ebenso vergessenswerte wie völlig unnötige Subplot rund um einen kleinen Gauner, der Maxine mit einigen happigen Infos von ihrer Vergangenheit erpressen möchte - dieser nimmt viel Raum ein, ist aber so dermaßen dämlich erzählt, dass einem angesichts von solch deplatziertem Blödel-Humor doch mal die Spucke wegbleibt. Der Versuch, diese fahrigen Storylines durch das Engagement von großen Namen wie Kevin Bacon oder Michelle Monaghan aufzumöbeln, schlägt dabei auch gleich doppelt fehl, da die bekannten Gesichter dem Low-Budget-Charme unpassend gegenüberstehen und die Stars in den chargierenden Nebenrollen auch arg fehlbesetzt daherkommen... und der wie immer alles überstrahlenden Mia Goth das Rampenlicht zu stehlen drohen.
Dass die hier mal wieder alles in den Schatten stellt, muss praktisch nicht mehr erwähnt werden - die auch hier wieder brillierende Goth ist selbst dann noch so gut, wenn das diesmal leider nur mittelmäßige Drehbuch ihr einige seltsame Wendungen und banale Verhaltensmuster auf den Leib schreibt. Zum Glück bleibt sie trotz zahlreicher Nebenfiguren, von denen der Film wohl höchstens die Hälfte wirklich gebraucht hätte, immer noch der Fixpunkt. Neben ihr gelingt es einzig der überraschend stark aufspielenden Elizabeth Debicki, wirkliche Akzente zu setzen, die übers bloße, unpassende Chargieren hinausgehen. Debicki gibt als ebenso strenge wie verständnisvolle Regisseurin, für die als Frau in Hollywood ebenfalls einiges auf dem Spiel steht, eine neue Art von Gefühl herein - Gefühle, die in "MaXXXine" aufgrund der restlichen Überzeichnung seltener geworden sind. Letztendlich stolpert der Film über all seine überkandidelten Genre-Klischees nämlich so sehr, dass er selbst fast so trashig wird wie die Kinofilme, die hier produziert werden sollen. Das ist zu weiten Teilen sicherlich auch so gewollt, um die Meta-Ebene zu bedienen, wobei sich der Film als Teil einer Trilogie, der seine Figuren trotz Anspielungen und Verbeugungen stets sehr ernst nahm, aber auch ein bisschen verrät. So bleibt ein recht merkwürdiger Mischmasch, bei dem man vermutet, dass Ti West nicht genau wusste, welchen Weg er mit seinem Trilogie-Finale eigentlich gehen wollte. Ein passender Abschluss für die toughe Maxine Minx ist das hier nämlich nur bedingt.
Fazit: "MaXXXine" verhebt sich aufgrund mehrerer langatmiger und erstaunlich klischeehafter Handlungsstränge deutlich und verrät dadurch auch ein wenig die Ernsthaftigkeit seiner Hauptfigur. Dass diese immer noch durchschimmert, ist vor allem Hauptdarstellerin Mia Goth und ihrer atmosphärisch dichten Abenteuerreise in Hollywood zu verdanken, die schwungvoll und mitreißend inszeniert wird.
Note: 3-
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