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The Wasp (2024)

Seit längerer Zeit fühlt sich Heather (Naomie Harris) mehr als unwohl in ihrer Ehe mit ihrem Mann Simon (Dominic Allburn). Dieser verschreckt sie mit niederem Verhalten und Beleidigungen. Zudem macht Heather ein Wespennest in ihrem gemeinsamen Haus zu schaffen, um welches sich Simon trotz mehrerer Bitten noch immer nicht gekümmert hat. Von der psychischen Belastung im eigenen Heim beinahe um den Verstand gebracht, sucht Heather den Kontakt zu ihrer alten Schulkameradin Carla (Natalie Dormer), die zu ihren Jugendzeiten ein eiskaltes und brutales Verhalten an den Tag gelegt hat. Dieser macht Heather nun das Angebot, ihr eine hohe Geldsumme zu zahlen, damit sie ihren Mann ermordet. Carla möchte erst ablehnen, doch ihre Geldsorgen treiben sie dennoch in Heathers Dienst...

Schon zu Beginn des Films, wenn das Drehbuch uns klarzumachen versucht, was sich die psychisch terrorisierte Heather eigentlich dabei denkt, wie ein Mord an ihrem Mann umzusetzen ist, möchte man gleich mehrfach die Hände über dem Kopf zusammenschlagen. Die Dialoge wirken dabei besonders in der ersten Hälfte wie aus einer (gar nicht so üblen) Komödie herübergerettet, wenn sich die beiden Frauen bei einem netten Tässchen Tee darüber unterhalten, wie man den bösen Ehemann denn nun ums Eck bringen könnte - mehr eine kleine Plauderei als ein wirklich sinniger Schlachtplan. Das hätte durchaus morbide Unterhaltung sein können, doch leider hatten die Macher (und das wird von Beginn an klar) überhaupt keine Komödie im Sinn, sondern meinen das Ganze bitterernst. Die völlig realitätsfernen Pläusche darüber, ob man dem Mann nun den Schädel einschlägt und daneben noch ein paar Gegenstände mitnimmt, um es nach einem Raubmord aussehen zu lassen, sind dementsprechend leider nur unfreiwillig komisch.
Das Drehbuch kümmert sich zwar darum, diese tonal völlig entgleisten ersten fünfundvierzig Minuten später in einem anderen Licht darstehen zu lassen. Das wird durch zahlreiche Wendungen erreicht, die man so definitiv nicht kommen sieht, was in diesem Fall aber kein Kompliment ist. Tatsächlich überrascht uns "The Wasp" nur deswegen mit immer neuen Haken, weil diese so dermaßen absurd sind, dass wirklich niemand darauf kommen könnte, der den Plot auch nur ansatzweise ernst nehmen möchte. Der Film dreht und wendet sich mit aller Kraft, kümmert sich aber um keine innere Glaubwürdigkeit. Das passt natürlich zu den furchtbar klingenden Dialogen und der altbackenen, überzeichneten Inszenierung, inklusive eines klischeehaften Soundtracks, aber es provoziert dann doch eher Lacher als wirkliche, emotionale Anteilnahme. Und das bei einer Steilvorlage, womit man zwei Frauen, die einen Racheakt an einem toxischen Mann planen, eben auch als richtig coole Killerinnen hätte darstellen und gar noch ein paar Worte über Feminismus hätte anklingen lassen können.
Aber darum gings hier offensichtlich nicht, sondern nur darum, das Drehbuch so viele willkürliche Haken schlagen zu lassen, dass man irgendwann gar nicht mehr weiß, wo oben und unten ist. Am Ende gelingt der ganz große Plan im Grunde nur durch eine Aneinanderreihung von abstrusesten Zufällen - quasi schon eine Beleidigung für die Intelligenz jedes mitdenkenden Zuschauers. Man fragt sich daher, was gerade eine hochdatierte Schauspielerin wie "James Bond"-Star Naomie Harris dazu bewogen hat, in solch einem kruden Ding mitzuspielen - diese agiert dann als hyperventilierende und jeden Bezug zur Realität verlierende Frau in einem völlig desolat dargebotenen Möchtegern-Psychogramm passenderweise komplett drüber. Und was Natalie Dormer angeht: Die hatte seit den Abschlüssen von "Game of Thrones" und der originalen "Die Tribute von Panem"-Reihe ja ohnehin keine wirklich glanzvolle Rollenauswahl mehr und bleibt sich hier dementsprechend treu. Dormer wirkt niemals glaubwürdig und kann dem ohnehin miesen Drehbuch leider nur noch mehr Lücken zuweisen. Harris und Dormer entwickeln dementsprechend auch keine stimmige Chemie zueinander, was diesen sehr charaktergetriebenen Thriller endgültig in der Bedeutungslosigkeit verschwinden lässt.

Fazit: Das Drehbuch scheint eher eine Komödie vorgesehen zu haben - leider meinen die Macher diesen absurd geschriebenen Möchtegern-Thriller aber bierernst. Dazu passen einige hanebüchene Wendungen ebenso wie die völlig überzogenen Leistungen der in anderen Filmen eigentlich so brillanten Hauptdarstellerinnen.

Note: 5+



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