Die Unternehmensberaterin J.C. Wiatt (Diane Keaton) lebt ebenso wie ihr Partner Steven Bochner (Harold Ramis) ausschließlich für ihre Arbeit - eine Hochzeit oder gar irgendeine Form der Familienplanung stehen für beide gar nicht erst zur Debatte. Als durch ein Unglück die Tochter ihres Cousins jedoch zur Waise wird, soll sich J.C. um das kleine Mädchen kümmern. Erst möchte die Karrierefrau das Kind so schnell wie möglich loswerden und sucht deswegen nach einem geeigneten Paar für eine Adoption. Doch dann erkennt sie ihre Gefühle für das Mädchen und versucht, ihr Leben mit dem Kind und ihren Job irgendwie unter einen Hut zu bekommen...
Dieser Film stammt aus dem Jahr 1987. Das führe ich in diesem speziellen Fall direkt voran, da sich Unbedarfte, die vorher noch nie von diesem Werk gehört haben, sonst völlig zurecht fragen dürften, wer in den heutigen Zeiten noch eine solche Geschichte durchwinkt. Die Story um eine Frau, die ihre Karriere, für die sie ihr Leben lang geschuftet hat, zugunsten eines Kindes und dem Muttersein hinschmeißt, ist im Jahr 2024 natürlich völlig aus der Zeit gefallen - heute würde man eine solche Geschichte wenn wohl genau andersherum erzählen und darüber berichten, wie eine mutige Frau die Karriereleiter erklimmt... entweder ohne oder trotz Nachwuchs. Doch vor achtunddreißig Jahren verlangte man noch andere Geschichten, andere Charaktere und (in diesem Fall) andere Frauenbilder. Und obwohl sich "Baby Boom" anfangs noch darum bemüht, J.C. Wiatt als Charakter weiterhin zu einem echten, feministischen Vorbild zu machen, weicht dieser Versuch mit der Zeit.
Denn "natürlich" überwiegen die Muttergefühle mit der Zeit und J.C. wandelt sich mit der Zeit zu einer echten Frau - die sich fortwährend ums Kind kümmert. Das hat in der Tat ein gewisses Geschmäckle und lässt sich in heutigen Zeiten deutlich schwieriger schauen. Natürlich kann man eine Geschichte dieser Art trotzdem erzählen und es liegt rein an den einzelnen Zuschauern, wie ihre Meinung dazu aussieht. Kaum diskutieren lässt sich aber, dass auch in einer solchen Erzählung, selbst wenn sie dem eigenen Meinungsbild völlig querschießt, die Charaktere irgendwie nachvollziehbar geschrieben sein müssen. Nun ist aber die plötzliche Wandlung der Karrierefrau hin zur (wenn auch überforderten) Mutterfigur einfach nicht stimmig geschrieben - dass sie das Kind doch behalten will, kommt im Grunde wie aus dem Nichts, wird vorher nicht wirklich vorbereitet und wirkt deswegen wie ein dringend benötigtes Plotvehikel, welches man irgendwie ankurbeln muss... selbst wenn es nicht zu den zuvor gezeigten Eigenschaften der Figur passt.
Die zweite Hälfte wird dann noch schlimmer, wenn man die Hauptfigur um einen versülzten Romantik-Plot erweitert, der nicht nur wahnsinnig viel Tempo kostet, sondern den Charakter einer selbstständigen Frau weiterhin zerpflückt. Da hilft es dann auch wenig, dass man Diane Keaton an Bord geholt hat, um selbst diesem unnachvollziehbar agierenden Charakter noch ein wenig Verve zu verleihen. Doch auch Keaton kann angesichts der simpel gestrickten Muster dieser stets süßlichen und niemals wirklich frechen Komödie wenig ausrichten. Das gilt auch für den Rest des Ensembles, in welchem einzig "Ghostbusters"-Star Harold Ramis zu Beginn noch ein bisschen Charme einbringen kann. Der Rest besteht aus den üblichen Stationen einer solchen Komödie, untermalt mit einem aufdringlich-kitschigen Soundtrack und ganz müden Slapstick-Momenten, die keinen Schwung besitzen. Selbst wer der Geschichte folgen möchte, dürfte sich da schnell langweilen.
Fazit: Aus heutiger Sicht mag man den veralteten Frauenbildern, die hier als Vorbild deklariert werden, natürlich nicht mehr ganz folgen. Doch auch darüber hinaus hat der Film mit seichtestem Humor, viel Kitsch, einem niedrigen Tempo und einer schwach gezeichneten Hauptfigur deutlich zu kämpfen.
Note: 4-
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