Nachdem seine Frau bei einem von ihm verschuldeten Autounfall ums Leben gekommen ist, ist der Romanautor Jake Davis (Russell Crowe) psychisch angeschlagen und scheint nicht mehr in der Lage, sich um seine Tochter Katie (Kylie Rogers) zu kümmern. Katies Tante Elizabeth (Diane Kruger) strebt daher danach, das Mädchen zu adoptieren - gegen den Willen ihres Vaters, der alles daran setzt, seiner Tochter ein normales Leben zu ermöglichen, obwohl seine Krankheit ihn immer wieder einholt. Fünfundzwanzig Jahre später trägt die nun erwachsene und als Psychologin arbeitende Katie (Amanda Seyfried) die Leiden ihrer Vergangenheit weiterhin mit sich herum und übt sich in förmlich selbstzerstörerischem Verhalten... bis sie den jungen Autoren Cameron (Aaron Paul) kennenlernt, der versucht, ihr eine Stütze im Leben zu bieten.
Kritiker zerrissen dieses Drama beim Kinostart beinahe einhellig, was ich tatsächlich nicht wirklich nachempfinden kann. Sicherlich hat der Film seine Schwächen, so zum Beispiel, dass die Erzählweise, die parallel Katies Leben als Kind und ihres als Erwachsene erzählt und somit immer wieder zwischen Vergangenheit und Gegenwart hin und her springt, zu Beginn ein wenig gewöhnungsbedürftig ist. Auch ergeben beide Handlungen aufgrund dessen kein richtig rundes Gesamtbild, da die zentrale Frage dieser Erzählweise (wie und wegen wem wurde Katie eigentlich zu der Person, die sie als Erwachsene ist?) für die Geschichte weniger wichtig scheint als das, was die einzelnen Figuren eigentlich für sich durchmachen. Somit stehen beide Handlungen im Grunde ein wenig nebeneinander, obwohl sie sich eigentlich deutlich intensiver berühren müssten. Auch fällt auf, dass die Macher rund um "Das Streben nach Glück"-Regisseur Gabriele Muccino hin und wieder ein bisschen zu viel wollen und einige Ideen und Geschichten deswegen nicht so tief auserzählen, wie es nötig gewesen wäre. Hier fällt beispielsweise der viel zu hastig voranschreitende und mit zu wenig echter, psychologischer Tiefe bedachte Handlungsstrang um Katie's Patientin Luvy Carter, gespielt von "Beasts of the Southern Wild"-Star Quvenzhane Wallis, negativ auf.
Darüber hinaus habe ich mich von "Väter & Töchter" aber gut unterhalten gefühlt. Gerade die gemeinsamen Szenen zwischen Russell Crowe und der grandiosen Neuentdeckung Kylie Rogers wissen auf unaufdringliche Art und Weise zu berühren - im Gegensatz zu vielen anderen Dramen, in denen die Kitschkeule mit aller Wucht geschwungen wird, um das Publikum ja zu Tränen zu rühren, sind die einzelnen Konflikte und auch mal das alltägliche Leben hier wunderbar ehrlich eingefangen. Auch darüber hinaus wartet der Film mit spannenden Figuren und eigenen Plots auf, die durchaus stimmig erzählt wirken. Gerade die vorsichtige Beziehung, die Katie als Erwachsene mit dem aufgeweckten Cameron eingeht, gefällt durch ihre leise Herangehensweise und findet auch im weiteren Verlauf einige sehr stimmige Ideen. Das ist alles nicht unbedingt in höchstem Maße aufregend und findet in der Ausarbeitung der herrischen Tante Elizabeth auch ein unpassendes Abziehbild einer ausschließlich negativ angelegten Figur. Es bleibt jedoch immer glaubwürdig und auch berührend genug, um trotz manch einer kleinen Länge durchweg zu fesseln... und das ohne übersensiblen Kitsch oder einen störenden Soundtrack, der alles nur in Zuckerwatte packt.
Das Ensemble wirkt ebenfalls hochmotiviert. Zu Beginn tat ich mir mit Russell Crowe's Performance noch ein wenig schwer, da der "A Beautiful Mind"-Star bekanntermaßen dazu neigt, bei psychisch kranken Charakteren ein wenig unangenehm zu überziehen - hier findet er nach ersten Startproblemen aber immer besser in seine Rolle. Neben der bereits erwähnten Kylie Rogers, die hier in jungen Jahren eine starke Leistung an den Tag legt, ist es aber vorrangig der Film von Amanda Seyfried und die macht ihre Sache hier wirklich enorm gut. Eine Figur mit solch gegensätzlichen Verhaltensweisen (auf der einen Seit ruhig und empathisch, auf der anderen völlig manisch mit dem Hang zur emotionalen Selbstzerstörung) ist schwer darzustellen, doch Seyfried findet hier praktisch immer genau den richtigen Grad. Dabei stimmt auch die Chemie zwischen ihr und "Breaking Bad"-Star Aaron Paul, was ihre gemeinsame Liebesgeschichte, auch wenn große Überraschungen in ihr ausbleiben, zu einem sehr bewegenden Stück Film macht. Daneben sind in kleineren Rollen auch noch solch große Namen wie Jane Fonda als Jake's mit spannenden Ambivalenzen ausgestattete Agentin und Bruce Greenwood als Katies Onkel zu sehen, die alle zwar zu wenig Zeit erhalten, aus den wenigen Szenen aber mit durchaus sensiblem Spiel noch das Beste machen.
Fazit: Obwohl hier dramaturgisch nicht alles stimmt und der große Überbau beider Erzählungen recht leidenschaftslos verpufft, ist der Film vor allem aufgrund seines motivierten Star-Casts und einiger stimmig erzählter Einzelmomente über weite Strecken bewegend.
Note: 3+
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