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House of the Dragon - Die zweite Staffel

Das Haus Targaryen ist gespalten und steht kurz vor einem offenen Konflikt: Königin Rhaenyra (Emma D'Arcy) verweilt weiterhin auf Drachenstein und besteht auf ihren Anspruch auf den Eisernen Thron - nach dem Tod ihres Sohnes muss sie nun entscheiden, ob sie endgültig blutige Rache an ihren Feinden nehmen oder doch zurückhaltend agieren möchte. Ihr Gatte Daemon (Matt Smith) geht indes seinen eigenen Weg und löst dabei durch seine Taten beinahe einen Krieg aus. Diesen möchte der neue König in Königsmund, Aegon (Tom Glynn-Carney), am liebsten sogleich vom Zaun brechen und wird von seinem Rat teilweise bestärkt, zumeist jedoch gezügelt. Besonders seine Mutter Alicent (Olivia Cooke) übt sich noch in Zurückhaltung, um keinen Krieg zwischen mehreren Drachen, die alles in Schutt und Asche legen könnten, auszulösen. Doch Aegon gerät zunehmends außer Kontrolle und auch sein Bruder Aemond (Ewan Mitchell) schmiedet bereits eigene Pläne...

"House of the Dragon" hat mittlerweile seinen klaren, dramaturgischen Fixpunkt gefunden - die zweite Staffel spielt sich nun nicht mehr über dreißig Jahre, sondern nur noch über einige Monate hinweg ab. Das ist insofern schon mal gut und bügelt einen deutlichen Kritikpunkt der ersten Staffel aus, indem man sich nun deutlicher auf den zentralen Konflikt einlassen kann und nicht mehr alle zwei Folgen aufgrund enormer Zeitsprünge ganz von vorn anfangen muss mit der Orientierung bezüglich der schnell heranwachsenden Figuren. Allerdings lädt sich die zweite Season gleich einen ganzen Haufen neuer Kritikpunkte auf, die die Sichtung dieser Spin-Off-Serie zu "Game of Thrones" mittlerweile zu einer kleinen Anstrengung verkommen lassen. Das Problem liegt dabei aber nicht, wie man es zuhauf in von Frust geprägten Internetforen lesen kann, an der hohen Dialoglastigkeit und der geringen Ausführung von spektakulären Drachen- und Schlachtszenen. Das war schließlich in der Mutterserie schon so und gerade diese Dialoglastigkeit, in welcher sich hochspannende Figuren geschliffene Dialogzeilen um die Ohren pfefferten, um im Kampf um den Thron mitzuwirken, war das entscheidende Salz in der Suppe. Nur dass eben dort auch wirklich interessante Figuren mit allerlei moralischen Ambivalenzen in der an Wendungen sicherlich nicht armen Geschichte herumliefen, was man von "House of the Dragon" so leider immer noch nicht sagen kann.
Viele der Figuren wirken mittlerweile wie ein recht armer Abklatsch - so zum Beispiel der spitzzüngige Larys, der in seinem mysteriösen und hinterlistigen Tun aber nur ein Schatten einer so grandiosen Figur wie Petyr "Kleinfinger" Baelish ist. Auch das Problem, dass sich kaum eine Figur als Sympathieträger hervortun will, bleibt bestehen - entweder, weil man sich den Charakteren trotz langer Laufzeiten der einzelnen Episoden nicht genug widmet oder weil sie in ihrem engstirnigen Bestehen auf Ehre und Familienlinien zu unnahbar daherkommen. So mag man hier niemandem wirklich die Daumen drücken, da beide Parteien immer wieder höchst drastische Töne anschlagen, ohne dass diese durch die große Dramaturgie im Hintergrund für Ambivalenz oder gar Verständnis sorgen würde. Zudem lässt "House of the Dragon" über weite Strecken auch das vermissen, was für die Figuren in "Game of Thrones" so wichtig war: Obwohl sie allesamt klare Haltungen in den politischen Verstrickungen des finsteren Westeros hatten, so bekamen sie alle genügend Zeit, damit das Publikum sie auch darüber hinaus als Menschen kennenlernen konnte. Solcherlei Herz und auch Humor ist dem Spin-Off aber völlig fremd, weswegen sich alles nur noch um den reinen Plot dreht... und der kommt in diesen acht recht langwierigen Folgen nur sporadisch voran.
Tatsächlich hat man am Ende das Gefühl, sich innerhalb des zentralen Konflikts lange auf der Stelle bewegt zu haben. Das spürt man auch in den Dialogen, die zahlreich wiederholen, was nun der Stand der Dinge ist... oder in einem schier losgelösten Plot rund um den zwiespältigen Daemon, der über weite Strecken gar keine Meter macht. Da hilft es dann wenig, dass man der Show die grandiosen Produktionswerte weiterhin ansieht und die wenigen Actionszenen ordentlich etwas her machen - vor allem, wenn die Drachen ins Spiel kommen. Wenn es uns eben aufgrund einer Armada an recht steif und vor allem unnachvollziehbar agierenden Figuren innerhalb von arg forciert wirkenden Wendungen und Handlungen nicht berühren mag, zündet auch der größte Drachenkampf nicht mehr wirklich. Zudem zeigt sich mittlerweile zumindest in Ansätzen, dass auch der Cast enttäuscht. Die Hauptrollen sind allesamt durchweg großartig besetzt, doch gerade in gewichtigen Nebenrollen und unter den jüngeren Mitgliedern der Besetzung bleiben viele Darsteller furchtbar blass - auch hier kein Vergleich zur Mutterserie, die jede Figur markant besetzen konnte. Zwischen den markanten Erdrutsch-Momenten, die natürlich auch diese Staffel weiterhin besitzt, tun sich also etliche, langwierige und oftmals nur marginal auf ein Ziel hinsteuernde Plots auf, die deutlich mehr herummäandern und Wiederholungen leisten. Dass die Staffel zudem an dem Punkt endet, wo die Dinge endlich in Bewegung zu kommen scheinen, erschwert die Wartezeit auf die kommende dritte Staffel und sorgt zumindest zum jetzigen Zeitpunkt für Frust.

Fazit: Zum ersten Mal wird die Dialoglast für das Franchise zum Problem, finden sich in den langwierigen Worthülsen doch nur selten erhellende Momente oder spannende Charakterszenen. "House of the Dragon" plustert sich optisch wie gehabt auf, hat dem jedoch nur noch eine Mücke von einer langatmigen und sich stets im Kreis drehenden Geschichte mit Charakteren ohne echte Gravitas entgegenzusetzen.

Note: 4+



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