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A Killer Romance

Eigentlich ist Gary Johnson (Glen Powell) Philosophieprofessor, arbeitet nebenberuflich jedoch auch als Techniker für die örtliche Polizeibehörde, wobei er Undercover-Agenten belauscht, die gerade einen Auftragsmord entgegennehmen, um die Klienten anschließend wegen versuchten Mordes zu verhaften. Aufgrund des spontanen Wegfalls seines Kollegen Jasper (Austin Amelio) muss Gary jedoch plötzlich selbst als Undercover-Agent einspringen und einen Killer mimen... wobei er sich erstaunlich gut anstellt. Daraufhin geht Gary dieser Tätigkeit regelmäßig nach und kann eine Menge Verhaftungen erzielen. Als er sich jedoch in die Klientin Madison (Adria Arjona) verliebt, die ihren brutalen Ehemann Ray (Evan Holtzman) umbringen lassen möchte, wird die Luft dünn für Gary...

Der Film weist uns gleich zu Beginn darauf hin, dass diese Geschichte zumindest ansatzweise wahr ist - diesen Gary Johnson gab es wirklich und auch die meisten Verwicklungen in seiner Tätigkeit als bunter Undercover-Agent beruhen auf wahren Ereignissen. Einzig zum Finale hin hat man gleich komplett die Fantasie spielen lassen, was man als Zuschauer sofort spürt. Denn in den letzten zwanzig Minuten baut "A Killer Romance" deutlich ab, setzt uns auf einmal völlig überzeichnete und zu den Charakteren nicht mehr passende Handlungswendungen vor, die viel zu mainstreamig und unglaubwürdig daherkommen, um sie noch für voll zu nehmen. Zu Beginn des Abspanns geben die Macher sogar zu, dass exakt diese Szenen der reinen Fantasie entsprungen sind, wobei man sich fragen muss, warum das sein musste. Denn der Film war bis zu seinem völlig unpassenden Abschluss eigentlich stets auf dem genau richtigen Weg und hätte solch einen effekthascherischen Schlusspunkt, der einen sogar ein bisschen von den zuvor so liebgewonnen Charakteren wegzieht, gar nicht nötig gehabt.
Zuvor hat "A Killer Romance" nämlich von einer Sache eine ganze Wagenladung: Charme. Unaufgeregt, leichtfüßig und mit feinem, süffisantem Humor ausgestattet, der einigen clever gesetzten Spannungsspitzen nicht nur nicht im Weg steht, sondern diese gar noch befeuert, ist das hier wirklich stimmige Unterhaltung. Es macht Spaß, zuerst Garys Weg nach oben zu betrachten, wenn er sich allen Erwartungen zum Trotz (auch entgegen seiner eigenen) als ziemlich guter Undercover-Agent mit der Stärke zur Improvisation beweist. Auch die zentrale Romanze, die unter diesen Umständen leicht in unnötigen Kitsch hätte abdriften können, kommt erstaunlich glaubwürdig daher... auch weil der Film immer wieder zu Garys eigentlichem Alltag zurückkehrt und der Geschichte um die mit sich hadernde, aber auch sehr selbstbewusste Madison immer wieder einige passende Energieschübe verleiht. Etwas unpassend, da vielleicht zu klischeehaft, kommt da nur der Handlungsstrang um einen Kollegen Garys daher, der diesem am liebsten ans Bein pinkeln möchte - da dieser auch recht viel Zeit auf sich vereint, entstehen durchaus ein paar kleine Längen.
Längen, die aber besonders von den beiden Hauptdarstellern mit Leichtigkeit annulliert werden. Glen Powell ist nach seinen zentralen Rollen in Mega-Blockbustern "Top Gun: Maverick" und "Twisters" endgültig in Hollywoods A-Liga angekommen - dementsprechend launig wirkt er auch hier in einer neuen Hauptrolle, in welcher er mal nicht den perfekten Helden mimt, sondern als das genaue Gegenteil auftritt, um sich für seinen Job in einen blitzeblanken Obermacker zu verwandeln. Gerade Powell's Wandelbarkeit, wenn er für jeden Klienten auch einen anderen Killer darbietet, um diesen zu überzeugen (optisch, charakterlich und bisweilen sogar stimmlich), machen sehr viel Spaß. Dabei fliegen aber auch zwischen ihm und seiner mit einer grandiosen Ausstrahlung gesegneten Spielpartnerin Adria Arjona durchaus glaubwürdig die Funken, sodass man der knisternden Romanze zwischen den beiden sehr gerne folgt. Clever ist auch, wie das Drehbuch mit diversen Nebenfiguren wie Gary's zwei Kollegen bei den Abhör-Aufträgen verfährt. Bei vielen anderen Skripts wären diese beiden wahrscheinlich zu Knallchargen mit etlichen, unlustigen Sprüchen verkommen - hier gliedern sie sich amüsant, aber durchweg glaubhaft in ein ohnehin sehr harmonisches und zugleich überschaubares Ensemble ein.

Fazit: Trotz eines recht ärgerlichen Schlussaktes, der zu effekthascherisch für solch eine leichtfüßige Geschichte daherkommt, macht "A Killer Romance" vor allem aufgrund der prickelnden Chemie zwischen Powell und Arjona, aber auch dank vieler amüsanter Momente und treffsicherer, stilvoller Spannungsspitzen nachhaltig zu unterhalten.

Note: 2-



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