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Emma (1996)

England zu Beginn des 19. Jahrhunderts: Emma Woodhouse (Gwyneth Paltrow) ist jung, unverheiratet und lebt alleine mit ihrem älteren Vater (Denys Hawthorne). Dass sie die Liebe noch nicht gefunden hat, stört Emma weniger - aufgrund ihres Stands und ihres Geldes ist sie sich sicher, dass sie auch ohne eine Heirat glücklich und angesehen bleiben wird. Deswegen hilft sie auch lieber der geringständigeren Harriet Smith (Toni Collette) dabei, einen angemessenen Mann zu finden, statt sich selbst auf die Suche zu begeben. Der Versuch, sie mit dem örtlichen Geistlichen Mr. Elton (Alan Cumming) zusammen zu bringen, geht jedoch schief, da Harriet andere Avancen erhält und Elton seinerseits eher ein Auge auf Emma zu werfen scheint. Emma hingegen ist sich ihres Zieles bewusst und hält an dem Plan der Verkupplung fest... auch da sie ihrem Bekannten Mr. Knightley (Jeremy Northam) nicht Recht geben möchte, der Emmas Planungen für unsinnig hält.

Jane Austens Romane wurden zahlreich fürs Kino und das Fernsehen verfilmt - allein ihr klassisches Werk "Emma" brachte es auf mehrere Verfilmungen. Im Jahr 2020 glänzte die brillante Anya Taylor-Joy in der klassischen Rolle und wusste somit sogar einen Kostümfilm-Muffel wie mich zu überzeugen. Doch dies war nicht die erste Verfilmung von Austens Roman für die große Leinwand, denn neben diversen TV-Verfilmungen gab es auch schon einen Kinofilm im Jahr 1996. Dieser stellte das Regiedebüt des 2022 verstorbenen Douglas McGrath dar und konnte Gwyneth Paltrow für die Titelrolle gewinnen. Wohingegen "Emma" aus dem Jahr 2020, obwohl er sich die klassischen Beweggründe des Stoffes bewahrte, durchaus frecher und moderner daherkam, um die Messages der Geschichte zu transportieren, bewegt sich McGraths Version in den erwartbaren Bereichen eines Kostümfilms. Für alle Freunde des Stoffes und des Genres ist dies natürlich ein ganz besonderer Leckerbissen, der vor allem in der ersten Hälfte auch für viel Humor sorgt. Wer wie ich mit dem Genre fremdelt, dürfte aber spätestens nach einer Stunde so seine Probleme bekommen.
Zu Beginn war ich aber durchaus bei der Sache, da sich die Titelfigur auf amüsante Art durch das bekannterweise steife Treiben an diversen, schicken Höfen und Bräuchen bewegt. Mit schnippischer Zunge und immer berechnend, was die Menschen um sie herum angeht, fädelt sie Beziehungen ein und weist andere ganz klar ab. Dabei wird zwar nie ganz klar, was eigentlich Emmas Ziel ist - will sie wirklich nur Hilfestellung leisten oder verfolgt sie doch einen höheren Plan, der auch ihr selbst zu Gute kommen soll? Darüber muss man aber nicht zwingend zu viel nachdenken, da die verschiedenen Situationen, die aus dem Stricken von Emmas Plänen bestehen, durchaus amüsant sind und immer wieder für leisen Humor sorgen. Dabei werden sämtliche Figuren aber dennoch ernst genommen und man nimmt sich genug Zeit für ihre kleinen und großen Sorgen und Nöte... auch wenn diese zumeist nur daraus bestehen, doch endlich den Mann oder die Frau zu finden, welche das Leben wieder lebenswert machen, was heute natürlich kaum noch zeitgemäß ist.
Doch obwohl "Der talentierte Mr. Ripley"-Star Gwyneth Paltrow in der Hauptrolle wunderbar agiert und sich auch das restliche Ensemble mehr als sehen lassen kann, baut "Emma" naturgemäß genau dann ab, wenn die Hauptfigur ihren Schalk zugunsten ihrer eigenen Dramen und des privaten Herzschmerzes, der sie plötzlich überkommen muss, zurückfahren soll. In diesen Momenten segelt der Film dann doch auf sehr schmalzige Art in dem typischen Duktus der kitschigen Kostümstreifen. Für Fans des Genres ist das natürlich unverzichtbar, doch mich erreichen blumig vorgetragene Heiratsanträge und ewig lange Spaziergänge durch schöne Landschaften mit schmachtenden Blicken nicht. Der pompöse und gar oscarprämierte Soundtrack untermalt diese Szenen mit dem größtmöglichen Kitsch, was an den Nerven zehren kann. Nichts auszusetzen gibt es aber natürlich an den Bildern, welche die wunderschönen Kostüme und Sets einfangen... und an einer ebenso klassischen wie wunderschön anzuschauenden Tanzszene auf einem Ball, die so melodramatisch und gekonnt daherkommt, als wäre der Film fünfzig Jahre älter als er eigentlich ist. Und ja, das meine ich definitiv als Kompliment, da es zu einem solch klassischen Stoff mehr als passt.

Fazit: Ein Kostümfilm, der zu Beginn durchaus mit schnippischem Humor und amüsanten Verstrickungen im spielfreudigen Ensemble unterhält. Sobald der eloquente Witz aber der typischen Schmalzigkeit weichen muss, um die Figuren auf ihren Herzschmerz zu reduzieren, bleibt einem wenig mehr übrig, als sich an den sattsam hübschen Kostümen, Bildern und Menschen zu erfreuen.

Note: 3-



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