Lily Bloom (Blake Lively) ist zur Beerdigung ihres Vaters in Boston, als sie zufällig den attraktiven Neurochirurgen Ryle Kincaid (Justin Baldoni) kennenlernt - nach einem Flirt gehen beide jedoch wieder getrennte Wege. Einige Monate später zieht sie nach Boston, wo sie Ryle während der Eröffnung ihres eigenen, glamourösen Blumenladens wiedertrifft. Obwohl Ryle dafür bekannt ist, sich auf wenig mehr als One-Night-Stands einzulassen, geht ihm Lily offensichtlich nicht mehr aus dem Kopf und er umwirbt sie deutlich, bis sich aus den hemmungslosen Flirts letztendlich eine ernsthaftere Beziehung ergibt. Dieser scheinbare Traum von einem glücklichen Zusammenleben erfährt jedoch bald einen Dämpfer, als Lily überraschenderweise ihrer Jugendliebe Atlas Corrigan (Brandon Sklenar) wiederbegegnet und Ryles Reaktion auf den Mann anders ausfällt, als Lily es erwartet hat...
Dass "Nur noch ein einziges Mal" zu einem enormen Überraschungshit geworden ist, hat wohl weniger mit der erfolgreichen Romanvorlage als mit dem PR-Gewese drumherum zu tun - dieses beherrschte schon vor dem offiziellen Kinostart die Schlagzeilen und führte mittlerweile dazu, dass sich die beiden Hauptdarsteller und Produzenten gegenseitig einige herbe Klagen um den Kopf schlagen. Auf reiner PR-Ebene sind diese düsteren Geschichten vom Set natürlich erstmal Gold wert, weswegen der Film (für dieses Genre mehr als beachtlich) beinahe 400 Millionen Dollar an den Kinokassen einspielte. Für das Werk an sich hat man sich dabei aber kaum interessiert, was angesichts der völlig fehlgeleiteten Geschichte und der Themen, um die es in ihr geht, aber auch nur nachvollziehbar ist. Denn der Film begeht so viele dramaturgische Fehler, dass diese nicht nur auf emotionaler Ebene ärgerlich sind, sondern den eigentlich so wichtigen Themen gar noch einen Bärendienst erweisen. Dabei hat "Nur noch ein einziges Mal" gleich mehrere vielversprechende Ansätze: Der Nebenstrang rund um eine sehr herzliche Freundschaft zwischen zwei Frauen ist wunderbar erzählt und auch die Geschichten aus Lilys Jugend, die hier in Rückblenden erzählt werden, gehen sehr ans Herz. Zudem macht der gesamte Cast seine Sache ausgezeichnet, was insbesondere für Lively und Baldoni in den Hauptrollen gilt.
Aber das rettet leider alles nichts, denn die zentralen, sehr düsteren Themen, um die es hier geht, werden zugunsten eines völlig unpassenden TikTok-Stils geopfert. Da geht es dann zwar um toxische Beziehungen und Gewalt in einer Beziehung, aber man hat nicht wirklich das Gefühl, dass das alles irgendwie ansatzweise echt wäre. Dafür sorgt allein der Inszenierungsstil: Unterlegt mit fetzigen und kitschigen Taylor-Swift-Songs bekommen wir hier wunderschön komponierte Bilder präsentiert, die der düsteren Geschichte völlig querschießen. Alle Figuren sehen selbst dann völlig aus dem Ei gepellt aus, wenn sie sich gerade eine Ohrfeige eingefangen haben. Die gigantischen Appartements, in denen sogar eine herkömmliche Geburtstagsparty nicht ohne Bedienstete auskommt, die den Leuten ihre Jacken abnehmen, wirken wie aus einer anderen Welt. Und natürlich sind alle Figuren so unverschämt attraktiv, dass man sich an ihren gestählten Körpern kaum sattsehen kann - das wirkt völlig unnahbar und zudem auch absolut überstilisiert. Was an sich nichts Schlimmes wäre, denn natürlich dürfen uns Filme auch in eine völlig andere Welt entführen, die mit unserer nichts zu tun hat. Die zentralen Themen, die hier angefasst werden sollen, sind jedoch völlig realer Brennstoff und sollten deswegen auch ernsthaft angegangen werden und nicht als bloßes, hübsches Unterhaltungsprodukt gehandhabt werden.
Auch über die Hochglanz-Optik, inklusive Zeitlupen und weinenden Charakteren im strömenden Regen, hinaus scheint der Film die Wichtigkeit seines Themas und somit seine Position nicht zu verstehen. "Nur noch ein einziges Mal" möchte alleine aufgrund seiner Frauenfigur feministisch sein, treibt diesen Charakter aber unzeitgemäß in die üblichen, zurückgebliebenen Strukturen einer toxischen Romanze. So rennt die Hauptfigur nach einer gewaltsamen Auseinandersetzung mit ihrem Partner natürlich erst mal zu einem anderen Mann, der zuvor ebenfalls gewaltsame Tendenzen erkennen ließ... ohne dass das Drehbuch dies kritisch hinterfragen würde. Der Mann erhebt sich quasi als goldener Retter aus der Asche und reicht der verstörten Frau die Hand, denn ohne ihn würde sie wahrscheinlich zugrunde gehen. Wieso braucht es diesen Mann als Retter überhaupt... und wenn, wäre eine Frau in dieser Position, die das Drehbuch sogar besitzt, nicht angemessener? Das Drehbuch stellt aber keine kritischen Fragen, sondern nutzt das wichtige Thema zu nicht mehr als einer "Twilight"-typischen und bisweilen gar gefährlichen Dreiecks-Romanze voller Schmalz und gestählter Männerkörper, voller typischer Dialogzeilen und kitschiger Popsongs. Das wäre alles nicht so schlimm, wenn das Thema darunter nicht so wichtig wäre und hier vollkommen verdreht werden würde. Das macht dieses ansonsten durchaus solide inszeniertes und gespieltes Drama letztendlich zu einem Ärgernis, welches dringend kritisch betrachtet gehört.
Fazit: "Nur noch ein einziges Mal" stellt seine wichtige Thematik zugunsten einer überstilisierten TikTok-Ästhetik unter und vollbringt dabei das Kunststück, gewaltbereite Männer in einem Film über toxische Beziehungen zu Helden umzuschreiben, die der armen Frau beistehen. Das ist so falsch, dass es wehtut - da rettet auch das passende Casting nichts.
Note: 4-
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