Im Jahr 1984 befindet sich das Reich Ozeanien in einem dauerhaften Krieg mit Eurasien. Eine totalitäre Partei herrscht mit eiserner Faust über die Zivilbevölkerung, wobei zwischenmenschliche Kontakte weitestgehend verboten sind und die Mittel der totalen Überwachung eingesetzt werden. In dieser finsteren Zeit arbeitet Winston Smith (John Hurt) als Parteimitglied in dem Ministerium für Wahrheit, wo er Zeitungsartikel umschreibt und neu verfasst, damit sie besser zur Ausstrahlung der Partei passen. Mit der Zeit beginnt Winston jedoch an dem großen System zu zweifeln und trifft schließlich auf die Parteigenossin Julia (Suzanna Hamilton), die sich als eine Gleichgesinnte herausstellt und mit der er sogar eine körperliche Beziehung eingeht, die unter strengster Strafe steht...
Mit der Verfilmung aus den 50ern, die damals bereits zu Orson Welles' prestigeträchtigem und viel diskutierten Stoff inszeniert wurde, waren viele Menschen unzufrieden - besonders das viel zu glückliche Ende war vielen ein Dorn im Auge. Deswegen versuchte man es noch einmal und brachte das Werk passenderweise im Jahr 1984 noch mal heraus - so wurde die Geschichte zu einem Vergleich mit der damals aktuellen Realität und nicht mehr zu einer Art Zukunftsvision. Verloren hat die Geschichte nichts von seiner aufrüttelnden und beängstigenden Atmosphäre. Regisseur Michael Radford hat ein grandioses Gespür für Bilder, die sich tief ins Gedächtnis des Zuschauers einbrennen und die man so schnell nicht mehr vergessen wird. Die Fiktion wird immer realer, der Schrecken sitzt tief und besonders während des in jeder Form einschüchternden Finales werden die Daumenschrauben immer enger gezogen.
Gepackt hat mich der Film dennoch nicht, was letztendlich auch an einer gewissen Handlungsarmut liegt. Im Kern baut "1984" zwar durchweg eine anspannende Atmosphäre auf, die sich letztendlich auch gravierend entlädt, hat aber eigentlich gar nicht so viel zu erzählen. Man spürt, wie die Zweifel im Kopf des Protagonisten langsam Überhand nehmen und auch seine Beziehung zu der jüngeren Julia ist spannend erzählt, wenn auch aus heutiger Sicht nicht nur arg langsam, sondern auch unangemessen. Dass Schauspielerin Suzanna Hamilton fast den gesamten Film nackt herumlaufen muss, mag heute nicht mehr so ganz schmecken und erfüllt darüber hinaus auch keinen wirklichen, dramaturgischen Nutzen. Über das Spiel von Hamilton und vor allem John Hurt in der Hauptrolle kann man jedoch nichts Negatives sagen - beide fressen gemeinsam förmlich den Bildschirm auf und nehmen den Zuschauer an die Hand, ohne ihn jedoch völlig mitzureißen.
Ein tragischer Punkt ist zudem die Besetzung von Richard Burton, der hier seine letzte Filmrolle ausfüllte. Nur zwei Monate nach dem Drehende verstarb der große Hollywood-Star im Alter von nur 58 Jahren unvorhergesehen an einer Hirnblutung - "1984" war sein letzter Film. Die wenigen Szenen, die ihm darin vergönnt waren, sind förmlich elektrisch aufgeladen, sodass es eine große, wenn auch sehr düstere Freude ist, ihm ein allerletztes Mal zuzusehen. Da seine Auftritte so spärlich gesät sind, haben sie stets etwas Besonderes, etwas ganz Andersartiges im direkten Vergleich zu John Hurts dauerhafter Anwesenheit. Großes Schauspielkino, welches über die gewisse Armut der Handlung, die vor allem von ihrer Atmosphäre, nicht jedoch mehr von einer packenden Dramaturgie liebt, zumindest teilweise hinweghelfen kann. Der Stoff von Orson Welles ist auch heute noch ungemein wichtig und elementar, diese Verfilmung wird ihm jedoch nur zu groben Teilen gerecht.
Fazit: Hurt, Burton und Hamilton spielen großartig, die Inszenierung von Michael Radford erschafft eine dichte Atmosphäre mit düsteren Bildern. Wirklich gerecht wird der Film der Vorlage von Orson Welles dennoch nicht, dafür ist die Handlung doch zu dünn.
Note: 3-
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