In den 1960er-Jahren arbeitet die vierundzwanzigjährige Eileen Dunlop (Thomasin McKenzie) als Sekretärin einer Justizvollzugsanstalt für junge Straftäter. Von ihren Kolleginnen wird sie kaum ernst genommen und auch ihr Vater Jim (Shea Wigham), der seit seiner Entlassung aus dem Polizeidienst an der Flasche hängt, kann sie keinerlei Rückendeckung erwarten. Doch dann werden eines Tages nicht nur ihr Arbeitsalltag, sondern gar ihr ganzes Leben auf den Kopf gestellt, als mit Rebecca Saint John (Anne Hathaway) eine neue Psychologin im Gefängnis eintrifft. Durch ihre wachsame und zugleich mysteriöse Art verdreht sie Eileen völlig den Kopf. Die junge Frau bemerkt zudem auch Änderungen an sich selbst, die in direktem Vergleich zu Rebecca zu stehen scheinen...
Ob das finstere Ausreißer-Drama "Leave No Trace", der schaurige Psycho-Thriller "Last Night in Soho" oder der Auftritt im mehrfach oscarnominierten Western "The Power of the Dog" - Thomasin McKenzie ist wahrlich immer eine schauspielerische Bank. Dabei verwundert es, dass sie in Hollywood immer noch irgendwie unter dem Radar zu schweben scheint, was womöglich mit ihrer strengen Auswahl und dem bewundernswerten Auslassen von berühmten Franchises zu tun hat (von ihrem ersten, kurzen Auftritt im dritten Teil von Peter Jacksons "Der Hobbit"-Trilogie mal abgesehen). Regisseur William Oldroyd hat nun förmlich einen ganzen Film rund um diese faszinierende Schauspielerin herum erschaffen und es ist mal wieder eine große Freude, dieser bei ihrer Arbeit zuzusehen. Mit einer ordentlichen, aber niemals auffressenden Präsenz, einer entwaffnenden Natürlichkeit und einer betulichen Verletzlichkeit, die immer wieder auch Ausbrüche von Zorn offenbart, begeistert McKenzie nachhaltig. Da kann sogar die oscarprämierte Anne Hathaway nicht gegen ankämpfen, die im direkten Vergleich aber auch deutlich weniger Screentime hat und zudem auch die weniger interessante, weil viel zu offensichtlich mysteriös angehauchte Figur spielen muss.
Leider ist McKenzies mal wieder fabelhafte, schauspielerische Leistung aber auch das Einzige, was man "Eileen" noch wirklich anrechnen kann, denn darüber hinaus entwickelt sich ein nur sehr spät in Fahrt kommender und reichlich spröde erzählter Mystery-Thriller. Dieser dreht sich erst eine ganze Weile im Kreis, ohne das die Regie dabei eine wirklich faszinierende Atmosphäre aufbauen könnte. Und wenn es neben einer packenden Geschichte auch noch an Stil fehlt, ist es mit der Langeweile natürlich nicht mehr weit. Es dauert mehr als eine Stunde, bis das groß angeteaste Mysterium rund um eine bestimmte Figur wirklich thematisiert wird... und zu diesem Zeitpunkt ist der Film dann auch fast schon wieder vorbei, läuft er mit dem Abspann doch nur 96 Minuten. Dieses Mysterium ist dann auch nicht allzu sehr der Rede wert, kommt etwas effekthascherisch daher und wird zudem viel zu spät eingeführt, um daraufhin noch einen echten Knall auslösen zu können.
Letztendlich füllt der Film einfach sehr viel Raum mit langwierigen Nichtigkeiten. Es wird viel Zeit genutzt, um die titelgebende Hauptfigur in allen Belangen vorzustellen und zu charakterisieren - doch selbst nachdem wir uns in sie eingefühlt haben, bewegt sich weiterhin kaum etwas. Beinahe könnte man das Gefühl haben, dass "Eileen" irgendwie nichts erzählt, dabei aber auch nicht die inszenatorische Raffinesse hat um dieses Nichts noch irgendwie mit schönen Bildern oder gewissen, atmosphärisch dichten Szenen zu füllen. Wenn am Ende dann doch noch ein echter Thriller aus dem vorherigen Abklappern von belanglosen Momenten gemacht werden soll, fühlt sich auch das nicht mehr richtig an. Ich habe mich jedenfalls über lange Strecken ziemlich gelangweilt und konnte mich ausschließlich an Thomasin McKenzie erfreuen, die selbst solch einem spröden und ziellosen Stoff noch ihren eigenen Stempel aufzudrücken vermag.
Fazit: Thomasin McKenzie ist eine Wucht, doch darüber hinaus wirkt "Eileen" erstaunlich spröde, ziellos, langatmig und ein bisschen so, als sollte eine nichtige Geschichte mit noch mehr Nichtigkeiten, die keine Atmosphäre versprühen, gefüllt werden.
Note: 4-
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