Es sollte ein ganz besonderer Abend werden, doch statt des ersehnten Heiratsantrags erhält das Sorority-Mitglied Elle Woods (Reese Witherspoon) von ihrem Freund Warner Huntington (Matthew Davis) den Laufpass. Das möchte Elle jedoch nicht auf sich sitzen lassen und bewirbt sich für ein Studium als Anwältin in Harvard, wo Warner ebenfalls studiert. Da sie neben ihrem enormen Wissen für die Modeindustrie nicht nur mit Durchhaltevermögen, sondern auch überraschend viel Köpfchen glänzen kann, wird sie tatsächlich angenommen... nur um zu erfahren, dass Warner inzwischen mit ihrer Kommilitonin Vivian (Selma Blair) verlobt ist. Dieser erneute Rückschlag droht Elle völlig aus der Bahn zu werfen, bis sie von ihrem Dozenten Professor Callahan (Victor Garber) die Chance bekommt, bei einem prestigeträchtigen Fall mitzuarbeiten. Durch diesen, so hofft Elle, kann sie Warner hoffentlich genug beeindrucken, um Vivian ihren Traummann auszuspannen...
Natürlich ist vordergründig diese "Liebesgeschichte" nicht so anti-feministisch erzählt, wie man es hier nach dem Lesen der Handlungsumschreibung glauben mag. Für einen Film aus dem Jahr 2001 zieht sich "Natürlich blond" sogar recht achtsam aus der Affäre wenn es darum geht, eine starke Frauenrolle zu schreiben, wobei der Kampf um den ebenso attraktiven wie schnöseligen Schönling natürlich nur ein vorhersehbarer Aufhänger ist. Denn selbstverständlich lernt unsere Elle mit der Zeit, dass es dieser Typ überhaupt nicht wert ist und sie mit sich selbst im Grunde schon alles hat, was sie braucht, um Harvard richtig aufzumischen. Genau das hätte aber durchaus noch etwas frecher erzählt werden können, denn sowohl die Seitenhiebe auf die typischen Blondchen-Klischees als auch die gegenüber den zugeknöpften Anwalts-Egomanen fallen doch eher seicht aus. Gerade im Mittelteil, wenn der Film viel weniger Biss offenbart, als man zuvor erwarten wollte, hängt die geradlinig erzählte und ohne echte Überraschungen dahinplätschernde Geschichte ziemlich durch.
Bei der Stange hält da praktisch nur die Performance von Reese Witherspoon und alleine dafür, dieser grandiosen Schauspielerin zum wohlverdienten Durchbruch verholfen zu haben, muss man "Natürlich blond" dankbar sein. Witherspoon überzeugt dabei sowohl als quirliges Teenie-Klischee mit der Neigung hin zu extravagant-pinken Klamotte als auch als selbstbewusste, junge Frau, die sich gegen eine Männer-Domäne zur Wehr setzt. Dass es dabei dann doch noch einen charmanten Mann gibt, bei dem es wirklich knistert, ist nur eine Nebensache, was dieses Weglassen eines weiteren RomCom-Klischees sehr sympathisch macht. Auch auf den Nebenschauplätzen ist der Film gut besetzt. Da geben sich "Titanic"-Star Victor Garber als bierernster Anwalt, Luke Wilson als charmanter Lehrling und Selma Blair als anfangs zickige, später aber aus ihrem Dornröschenschlaf erwachende Kommilitonin die Klinke in die Hand. Als kleiner Scene Stealer erweist sich (neben einer sehr passenden Besetzung von "Final Destination"-Star Ali Larter) nicht ganz unerwartet Holland Taylor, die als strenge Dozentin viel Gift verspritzen darf.
Dieser illustren Besetzung ist es dann zu verdanken, dass der ansonsten recht bieder inszenierte Film nie ganz den Hang hinunterrutscht. Mit der Realität hat der Aufstieg eines giggelnden Mode-Fans zur hochintelligenten Super-Anwältin natürlich nichts zu tun, doch gelingen "Natürlich blond" auch in dieser unglaubwürdigen Geschichte noch ein paar sinnige Erdrutschmomente - so zum Beispiel, wenn sich Elle gegen einen sie bedrängenden Mann wunderbar zur Wehr setzt. Das Finale, so weit an den Haaren herbeigezogen es auch sein mag, ist sogar ein wenig spannend, obwohl man natürlich sofort weiß, wie dieses enden wird. Und nebenbei gibt es durchaus auch noch ein paar gut platzierte Lacher, die niemals zu albernen Gags zu verdanken sind - auf die furchtbaren Gaga-Witzchen oder Toiletten-Humor, wie er so oft im Teenie-Genre vorkommt, wird hier glücklicherweise durchgehend verzichtet. Das macht aus "Natürlich blond" nun kein Meisterwerk, aber einen Film, der für anderthalb Stunden gut unterhält und klare Kante beziehen kann.
Fazit: Besonders dank der illustren Besetzung ist "Natürlich blond" ein etwas zu harmloser, aber dennoch unterhaltsamer Spaß, bei dem Reese Witherspoon als cleveres It-Girl heraussticht. Man hätte dem Film etwas mehr Biss gewünscht, doch das Ausbleiben manch eines typischen Klischees weiß ebenso zu gefallen wie das Vermeiden von unerwünschten Blödsinns-Witzchen.
Note: 3
Kommentare
Kommentar veröffentlichen