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Oddity

Nach der brutalen Ermordung ihrer Schwester ist die blinde Hellseherin Darcy (Carolyn Bracken) förmlich davon besessen, den Mörder ausfindig zu machen. Dabei scheint dieser längst gefunden, denn so ziemlich alle sind davon überzeugt, dass es sich bei dem Täter um einen Patienten handelt, der in der Anstalt verweilte, in welchem Darcys Schwager Ted (Gwilym Lee) arbeitet. Darcy hingegen ist von dieser Verdächtigung nicht überzeugt. Als sie in den Besitz eines Gegenstandes gerät, welchem dem zuvor als Täter hingestellten Patienten gehörte, taucht sie tiefer ein in die Wahrheit der Nacht, in welcher ihre Schwester den Tod fand... und dies bringt schreckliche Geheimnisse ans Licht.

Dieser kleine, irische Horrorfilm fand zwar nicht den Weg in die deutschen Lichtspielhäuser, konnte dafür aber zahlreiche Kritiker durchaus überzeugen. Aus diesem Grunde wagte auch ich einen Blick... und habe mich über weite Strecken fürchterlich gelangweilt. Tatsächlich funktioniert "Oddity" aufgrund seiner ebenso wirr wie leidenschaftslos erzählten Geschichte ganz hervorragend als Schlafmittel. Alleine die umständliche Einführung der wichtigsten Figuren gerät bemerkenswert zäh und es dauert eine ganze Weile, bis die Handlung ein wenig in Schwung kommt... nur um dann immer wieder ausgebremst werden von schwach geschriebenen Dialogen und allerlei aufgeplusterten, kleinen Schauerszenen. Die Atmosphäre, die dabei rund um ein womöglich von Spuk heimgesuchtes Gemäuer entsteht, ist an und für sich ziemlich gut inszeniert, doch gibt es darüber hinaus wenig, was von "Oddity" in seiner vorhersehbaren Geschichte mit Leben füllt.
Und das ist schade, denn Regisseur Damian McCarthy scheint sein Handwerk durchaus zu verstehen. Es gibt hier und da tatsächlich einige Szenen, die echte Schauerstimmung verbreiten. In diesen wird ein gekonnter Spannungsaufbau präsentiert, bei dem man sich glatt hinter seinen Kissen verstecken will. Doch diese packenden Momente lassen sich an einer Hand abzählen und sind nur kleine, zwischenzeitliche Highlights in einer ansonsten ungemein bräsigen und langatmigen Erzählung. Eine Erzählung, die sich gegen Ende dann auch noch Wendungen zutraut, die so klischeehaft und unglaubwürdig sind, dass man nur noch den Kopf schütteln mag. Da zünden dann sogar die einzelnen, kraftvoll dargebotenen Horror-Elemente nicht mehr, da sie im direkten Kontrast zu der ansonsten so schwelenden Langeweile nur noch etwas Pflichtschuldiges haben, welches in solch einem Genre-Film nun mal dringend abgehakt werden muss. 
Das geringe Budget merkt man dabei weniger der bisweilen gekonnten Regie, dafür aber dem Drumherum an. Abgesehen von Carolyn Bracken, die hier in einer interessanten Doppelrolle zu sehen ist, fallen die restlichen Mitglieder des Casts vor allem dadurch auf, wie ungelenk sie mit den ohnehin ziemlich miesen Dialogen umgehen. Natürliches Spiel scheint hier verlangt worden zu sein, kann von den zentralen Schauspielern so aber nicht umgesetzt werden - das kostet immer wieder viel von der Atmosphäre, die hier so mühsam aufgebaut wird. Und obwohl es lohnenswert ist, dass McCarthy seine Jumpscares nicht nur sorgfältig anteast, sondern sie auch sehr subtil über die Laufzeit verteilt, sodass die einzelnen Schocks einen bisweilen richtig aus dem Sessel heben... da müssen zumindest die langen Zwischenräume rund um diese kleinen Wachmacher noch packender erzählt werden. Insgesamt ist "Oddity" somit nur ein Horrorfilm unter so vielen, was diesmal aber nicht an einer schlampigen Inszenierung, sondern viel mehr an einer reichlich banalen und blödsinnigen Geschichte liegt.

Fazit: Einzelne Schauer- und Schockmomente hat die Regie erstaunlich gut im Griff. Die Geschichte, die diese kleinen Highlights zusammenhalten soll, taugt jedoch nicht mal fürs Klo und wird vom Cast mit ebenso wenig Finesse dargeboten.

Note: 4



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