Der Schock ist groß für den armen Nathan (Robbie Amell), als plötzlich seine Freundin Ingrid (Allegra Edwards) in Lakeview vor ihm steht und ihm beichtet, dass sie sich hat hochladen lassen, um ihr ganzes Leben mit ihm verbringen zu können. Immerhin bietet sich Nathan so die Gelegenheit, aus dem berüchtigten und völlig eingeschränkten 2G-Bereich zu entfliehen, auch wenn er nun damit klarkommen muss, dass Ingrid ihm kaum noch von der Seite weicht. Indes befindet sich Nora (Andy Allo) in der realen Welt auf der Flucht und kommt bei den Technikfeinden unter, die jeglicher Technologie abgeschworen haben und eine Attacke auf Horizen planen... wofür ihnen Nora womöglich noch nützlich sein könnte. Sowohl sie als auch Nathan haben jedoch heftig daran zu knabbern, dass sie nicht mehr wissen, wie und wo der jeweils andere nun steht und ob ihre großen Gefühle füreinander überhaupt noch Bestand haben können.
Eine gute Nachricht gleich vorab: Der Look der zweiten Staffel ist nun deutlich neutraler und angenehmer, die übersaturierten Farbfilter der ersten Season wurden beseitigt. Das lässt vermuten, dass der Farblook der ersten Staffel womöglich ein Fehler seitens des Streamingdienstes von Amazon und so nicht vorgesehen war. Nun fehlen also der unangenehme Rotstich in den Innenszenen, was wesentlich schöner und realistischer aussieht. Trotzdem mangelt es der Serie weiterhin nicht an optischer Power, da Außenszenen weiterhin angenehm kräftig sind und Lichteffekte geradezu berauschend aussehen. Allerdings war "Upload" ja eigentlich nie eine Serie, die auf optische Tricks besonderen Wert legte, sondern sich viel mehr durch zahlreiche, kleine und skurille Ideen auszeichnete. Da tritt auch die zweite Staffel zum Glück kaum kürzer, denkt die bestehenden Einfälle weiter und fügt neue hinzu. Den Überraschungsfaktor der ersten Staffel kann man hier natürlich nicht wiederholen, trotzdem sind herrlich absurde und bisweilen regelrecht bösartige Ideen wie die mögliche Adoption eines digitalen Babys auch wieder vorhanden und reizen die Lachmuskeln.
Geblieben ist auch ein wendungsreicher Plot, auch wenn man ein bisschen Geduld braucht, bis dieser so wirklich anläuft. Da sich die Charaktere zu Beginn diesmal oft an unterschiedlichen Orten aufhalten, zerfasert die Story ein bisschen und es braucht eine Weile, bis klar ist, was Nora in der Siedlung der Technikfeinde oder Nathan in seinem Dilemma mit der herrischen Ingrid nun eigentlich tun sollen. Gerade die in der ersten Staffel noch sehr erfrischenden Beziehungskisten werden hier jedoch etwas zu arg ausgereizt und mit etwas simplen Hindernissen wie Missverständnissen oder zum schlechtesten Zeitpunkt mitgehörten und so aus dem Zusammenhang gerissenen Dialogen verkompliziert. Das macht diese Konflikte bisweilen soapiger als sie sein müssten... auch da der potenzielle Ausgang dieser Liebesgeschichten im Grunde klar ist und man sich somit durch einige zähe Momente kämpfen muss, bis sich darin wirklich etwas von Dauer ergibt.
Solcherlei Hänger werden einerseits jedoch von der reinen Flut aus Ideen sowie einer letztendlich sehr spannend verlaufenen Hauptgeschichte ausgeglichen. Gerade der zentrale Plot rund um eine weitreichende Verschwörung kommt hier nun besser in Schwung, beantwortet einige zuvor aufgestellte Fragen und erreicht auch eine nicht zu unterschätzende Dringlichkeit. Im Finale übertreibt man es mit einigen Wendungen und neuen Erkenntnissen zwar, was die letzten Schritte vor den großen Cliffhangern ein wenig wirr erscheinen lässt. Doch frische Szenen mit den beliebten, skurillen Charakteren sind nie weit, um solcherlei Wirrwarr ein wenig aufzuhellen. Dabei gehen absurdeste Comedy, sehr viel Herz und eine packende Spannung mit einer großen Fallhöhe weiterhin Hand in Hand. "Upload" ist somit auch in seiner zweiten Staffel noch kein Serien-Meisterwerk und hat sicherlich seine dramaturgischen Stolpersteine, ist aber packend genug, um vollkommen am Ball zu bleiben.
Fazit: Obwohl sich die zweite Season ein paar Schwächen hinsichtlich der etwas soapig erzählten Liebesgeschichten oder der wirren Enthüllungen im Finale leistet, kann man die zweite Staffel dank einiger verbesserter Dramaturgie-Schwünge, den liebenswerten Figuren und den herrlichen, absurden Comedy-Einfällen weiterhin jedem empfehlen, der ein Faible für irre Sci-Fi-Komödien mit Tiefgang hat.
Note: 3+
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