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Der Weg nach El Dorado

Die beiden Brüder Miguel und Tulio sind gewiefte Gauner, die sich mit Hilfe von gezinkten Würfeln jede Menge Reichtum und schließlich sogar eine geheimnisvolle Karte ergaunern, welche sie zum legendären El Dorado, der Stadt aus Gold, führen soll. Nach einigen gefährlichen Umwegen stranden sie tatsächlich auf der Insel, welche diesen Ort beherbergen soll. In der Stadt aus Gold treffen sie jedoch auf ein altes, einheimisches Volk, welches in Miguel und Tulio Götter sieht. Um nicht aufzufliegen und sich zugleich noch eine Menge Gold zu sichern, versuchen die beiden Brüder, diese Geschichte aufrecht zu erhalten. Dabei verbünden sie sich mit der Diebin Chel und müssen sich vor dem heimtückischen Hohepriester Tzekel-Kan in Acht nehmen, der ihnen auf die Schliche zu kommen droht...

Dreamworks Animation versuchte um die Jahrtausendwende irgendwie mit dem Disney-Konzern mitzuhalten, der zu dieser Zeit gerade ein prestigeträchtiges Meisterwerk nach dem anderen abgeliefert hatte. Mit ihrem 1998 erschienenen "Der Prinz von Ägypten" hatte Dreamworks achtbar vorgelegt, doch nicht den ganz großen Erfolg erzielt... und zwei Jahre später geriet das von etlichen Produktions-Problemen geplagte "Der Weg nach El Dorado" gar zu einem waschechten Flop. Bei Kosten von runden 95 Millionen Dollar spielte der Film an den Kinokassen nur 77 Millionen Dollar wieder ein, was einem echten Fauxpas gleichkam. Die Kritiken waren ebenfalls verhalten, doch mit der Zeit konnte sich der Film eine Fangemeinde aufbauen, die heute vor allem durch zahlreiche Memes immer wieder auf das Werk aufmerksam macht. So richtig überzeugen konnte es mich aber auch im Jahr 2025 nicht, wo gleich an mehreren Stellen klar ist, dass Disney die Nase vorn hatte. Das galt zum einen für das Erzählen deutlich schönerer und packenderer Geschichten als auch für die Technik, die beim Mausstudio damals einfach noch ausgereifter war.
Hinsichtlich der Technik überrascht dies jedoch, da eigentlich alle Zutaten für ein üppiges Zeichentrick-Abenteuer da waren. Die damals oft eingesetzten Computeranimationen wirken zwar auch heute noch ziemlich spektakulär, doch der Zeichenstil gerät im direkten Vergleich deutlich flacher. Man muss nicht unbedingt genauer hinsehen, um eine gewisse Detailarmut zu bemerken, die über etwas mau aussehende Figuren und auch deren Bewegungen reicht, bis hin zu merkwürdig leeren Hintergründen. Natürlich muss man anmerken, dass das Werk eben auch schon fünfundzwanzig Jahre alt ist, doch Disneys ungefähr gleichaltrige Werke wie "Tarzan" oder "Mulan" sind ungleich besser gealtert. Erstaunlich ist zudem, dass man für die musikalische Untermalung mit Hanz Zimmer und John Powell zwei der besten Komponisten überhaupt versammeln konnte, die zuvor schon bei "Der König der Löwen" höchst erfolgreich zusammenarbeiteten, am Ende aber keine einzige Melodie im Kopf bleibt. Auch die von Megstar Elton John geschriebenen Songs haben keinen Ohrwurm-Charakter und bleiben besonders in der deutschen Version arg blass.
Auch an der Drehbuch-Front hatte man eigentlich zwei Köpfe dabei, die fürs Abenteuer-Kino wie geschaffen sind: Ted Elliott und Terry Rossio zeichneten später unter anderem für die ersten vier "Pirates of the Caribbean"-Abenteuer verantwortlich, was hier jedoch nur noch eine blasse Randnotiz verbleibt. Die Hauptfiguren sind merkwürdig unsympathisch und ihre vorhersehbare Entwicklung verläuft ebenso rasant wie die Wandlung des Hohepriesters zum wahnsinnigen Gegenspieler. Auch die wie reingequetscht wirkende Liebesgeschichte mag da nicht recht überzeugen und unter den frotzeligen Dialogen finden sich kaum echte Lacher. Immerhin ist die letzte halbe Stunde, in denen die Dinge nach einem reichlich langatmigen Mittelteil endlich in Bewegung kommen, angemessen spektakulär geraten. Dabei zeigt sich aber auch, dass die Autoren mit manchen Figuren kaum etwas anfangen konnten - ein potenzieller Gegenspieler wird zum Beispiel über den Großteil der Laufzeit einfach vergessen, bevor er im Finale dann auch nur noch einen unrühmlichen Kurzauftritt hinlegen darf. Das wirkt alles etwas unrund und nicht wirklich durchdacht, hat kaum Herz, zu wenig Humor (obwohl es der Film so sehr darauf anlegt) und dürfte Abenteuer-Fans daher enttäuschen.

Fazit: Die Abenteuergeschichte wird hier recht mau und leidenschaftslos vorgetragen - blasse Figuren, ein chaotisches Drehbuch und ein detailarmer Zeichenstil sorgen weitestgehend für Langeweile. Trotz spektakulärer Computeranimationen kann diese Konkurrenz für das damalige Disney auch heute noch kaum für Begeisterung sorgen.

Note: 4



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