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Champions

Nachdem er unter Alkoholeinfluss einen Streifenwagen gerammt hat, muss sich der ehemalige Basketball-Coach Marcus (Woody Harrelson), der kurz zuvor mit seinem Job auch den Traum einer NBA-Anstellung verloren hat, einer besonderen Strafe stellen. Als gemeinnützige Arbeit soll er das Basketballteam der "Friends", ein ausschließlich aus Spielern mit kognitiver Beeinträchtigung bestehendes Team, für neunzig Tage coachen. Marcus ist erst gar nicht begeistert von seiner Aufgabe, doch nach einiger Zeit merkt er, dass in den jungen Männern echte Talente stecken könnten. Nicht nur das reizt ihn schließlich, echte Spiele mit den "Friends" zu planen, sondern auch seine aufkeimenden Beziehungen zu ihnen... bis ein Angebot von ganz oben plötzlich für Unruhe sorgt.

Vorhersehbarer geht es nicht und das soll auch über zwei Stunden so bleiben. "Champions" klappert im Genre der Sport-Komödie (wobei die Dramaaspekte in diesem Film aber mindestens gleichwertig zu den harmlosen Comedy-Elementen funktionieren) alles nach dem Setzbaukasten ab. Nach zehn Minuten weiß man dabei nicht nur, wie das Ding ausgehen wird, sondern kennt auch jeden kleinen Umweg, jeden größeren Konflikt und jede Lehre, die Marcus während seiner Coaching-Zeit erfahren wird. Wirkliche Überraschungen greift Regisseur Bobby Farrelly dabei nie ab und geht ganz auf Nummer sicher. Jeder, der schon mal einen Film dieser Art gesehen hat, wird genau wissen, welche Unruhen im Team später noch entstehen werden und natürlich auch, wie die Charakterentwicklung der Hauptfigur verlaufen wird. Kein Wunder also, dass in dem anfangs noch so jähzornig auftretenden Marcus in Wahrheit ein ganz netter Kerl steckt, der seine Erfahrungen in diesen Bereichen eben erst noch machen muss. Ähnlich funktioniert die Plotentwicklung bei jeglichen Figuren, wobei auch eine erstaunlich viel Raum einnehmende und sonst recht funkenarme Liebesgeschichte inkludiert ist.
Immerhin kann Farrelly besonders auf den Nebenschauplätzen noch für ein paar kleine Überraschungen sorgen, indem er das Team der "Friends" rundum mit echten Originalen besetzt. Dabei funktioniert die altbekannte, hier aber zielsichere Machart, unter den Spielern mal kleine, auffällige Spleens zu verteilen (wie der übergroße "Showtime", der die Eigenart hat, seine Bälle immer mit dem Rücken zum Korb zu werfen und dabei todsichere Spielzüge zu vereiteln) oder ihnen eigene, persönliche Konflikte mit auf den Weg zu geben. Die Auflösung rund um den Spieler Darius, gespielt von Joshua Felder, der eigentlich nicht für Marcus spielen möchte, erhält einen richtigen, emotionalen Turn, wenn herauskommt, wieso er so reagiert. Das ist dann zwar auch alles wieder recht sicher inszeniert, dabei trotz des insgesamt sehr biederen Tons aber anrührend gestaltet. Generell kann man "Champions" dabei trotz seiner durchsichtigen Dramaturgie ohnehin nicht böse sein, hat er das Herz doch durchgehend am rechten Fleck und versteht es dabei, sowohl für Lacher zu sorgen als auch immer wieder das Gefühlszentrum zu erwischen, wenn auch mit manipulativem Knöpfchen-Drücken.
Es hätte aber eben auch ein besserer, weil frecherer Film dahinterstecken können. Immer wieder blitzt dieses Potenzial durch, wenn mit Cosentino die einzig weibliche Spielerin im Team einige herrlich trockene Kommentare absondert und sogar beginnt, in einem Hotelflur echtes Chaos zu verursachen. Solche Szenen bleiben jedoch der Ansatz und Farrelly schwenkt lieber schnell weg, bevor diese Nummern doch noch zu sehr von dem arg süßlichen Hauptplot ablenken könnten. Hauptdarsteller Woody Harrelson hat dabei aber durchweg Spaß an der Sache und zeigt sich auch sehr vital, wobei ihm von bekannten Gesichtern in Nebenrollen, wie "Ghostbusters"-Star Ernie Hudson und Cheech Marin, einige gekonnte Bälle zugespielt werden. Dementsprechend langweilt man sich trotz einer spürbaren Laufzeit von zwei Stunden nie, ist aber natürlich auch nie richtig gebannt, da alles viel zu offensichtlich geschrieben ist, keinerlei echte Überraschungen auf dem Weg warten. Man kann seinen Filmabend, angesichts des offensichtlichen Herzens aller Beteiligten für dieses Werk, definitiv schlechter verbringen, doch das Potenzial für "Champions", nicht nur das Herz, sondern auch das Köpfchen zu berühren, wird zu oft ungenutzt gelassen.

Fazit: Durchweg sympathisch, mit dem Herz am rechten Fleck, witzig und anrührend. Leider ist der Plot so nach dem Setzbaukasten des Genres zusammengezimmert, dass alles etwas dröge und einfallslos daherkommt und die wenigen, mutigeren Ansätze völlig übersehen werden.

Note: 3-



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