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The Watch - Nachbarn der 3. Art

Als ein Kollege von ihm während seiner Nachtschicht ermordet wird, gründet der Filialleiter des ansässigen Einkaufszentrums, Evan Trautwig (Ben Stiller), in der Kleinstadt Glenview eine Nachbarschaftswache. Diese soll vordergründig den Mord aufklären, aber auch auf Notrufe der Nachbarn reagieren. Leider melden sich mit Bob McAllister (Vince Vaughn), dem schrägen Franklin (Jonah Hill) und den frisch zur Gemeinschaft gestoßenen Jamarcus (Richard Ayoade) nur drei weitere Freiwillige, die in der Folge auch weniger Interesse an Ermittlungen, sondern mehr Lust aufs gemeinsame Herumhängen und Saufen haben. Doch dann stößt die Crew rund um Evan tatsächlich auf eine vielversprechende Spur... und diese ist wortwörtlich nicht von dieser Welt.

Die Idee einer Nachbarschaftswache, die trotz guter Absichten mehr Schaden als Nutzen verrichtet, ist auf filmischer Ebene ohnehin schon gut - nicht ganz ohne Grund stand das Drehbuch zu "The Watch" lange Zeit ganz oben auf der Liste der besten, unveröffentlichten Skripts. Diese Idee dann noch mit einigen Sci-Fi-Elementen anzureichern, ist ebenfalls nicht übel und gibt dem Film auf visueller Ebene noch einige Schmankerl. Gerade während des großen Showdowns, dessen Location ziemlich gut gewählt ist, gibt es in Action-Hinsicht doch deutlich mehr Prunk zu sehen als man vorab erwartet hätte. Und dann wurde mit Ben Stiller, Jonah Hill und Vince Vaughn auch noch eine All-Star-Comedy-Besetzung zusammengetrommelt, die an und für sich schon alleine einen solchen Film getragen hätten. Und trotzdem funktioniert das Endergebnis nicht so recht, was vor allem an einer Entscheidung liegt, die es so nicht gebraucht hätte: Geblendet vom damaligen "Hangover"-Erfolg wurden der Geschichte allerlei Gags hinzugefügt, die mit voller Wucht unter die Gürtellinie zielen... und diese werten den Film dann doch eher ab als dass sie ihm helfen würden.
So finden wir uns hier in einer weiteren US-Komödie wieder, die Lacher vor allem dahingehend zu erzwingen versucht, in dem minutenlang Penis-Witze gerissen und lange Gespräche darüber geführt werden, was wem wohl passieren würde, wenn sie sich als Frau verkleiden und zu einem möglichen Zeugen gehen würden - mit allerlei recht pubertären Sex-Fantasien natürlich. In dieser extremen Penetranz, wenn gewisse Szenen minutenlang ausgespielt werden, ist das ziemlich nervig. Natürlich kommt dazwischen auch immer mal wieder ein guter Gag rum, wobei die meisten Lacher nicht ganz unerwartet auf das Konto von Jonah Hill gehen: Ähnlich wie Zach Galifianakis hat Hill in seinen Comedy-Rollen eine Art Atmosphäre der Überraschung um sich aufgebaut, wobei man nie genau weiß, was dieser schräge Vogel denn als nächstes machen wird. Diese Art der Unvorhersehbarkeit, die trotzdem irgendwie natürlich wirkt, ist in den meisten Momenten selbst dann witzig, wenn das Skript ihm eigentlich ziemlichen Müll in den Mund legt. Im direkten Vergleich ist "Dickste Freunde"-Star Vince Vaughn mit seinen dauerhaften Monologen über die Größe von gewissen Geschlechtsteilen allerhöchstens unterdurchschnittlich komisch.
Und das ist insofern schade alsdass sich unter all diesem Pubertäts-Humor (der vor allem deswegen nicht zündet, da sich hier keine Teenager, sondern gestandene Familienmenschen die Zoten zuwerfen) eigentlich immer wieder kleine, feine Ideen finden. Keine von ihnen ist sonderlich originell oder gar tiefgründig, aber sie haben immer wieder Elemente in sich, die durchaus witzig sind. Doch werden sie von dem typischen Gaga-Humor, in denen sperma-ähnliche Flüssigkeiten ewig lang unter die Lupe genommen werden und das Wort "Schwanz" auf jeder zweiten Drehbuchseite fällt, an den Rand gedrängt. Immerhin: Das Tempo ist hoch, weswegen es niemals langweilig wird, der insgesamt doch recht sympathischen, wenn auch bisweilen anstrengenden Buddy-Crew bei in ihren interstellaren Ermittlungen zuzusehen. Und so bemüht viele Gags hier auch daherkommen: Ich habe immer wieder gelacht, auch aufgrund einiger Absurditäten, die durchaus frisch anmuten. Ein weiter Wurf ist das dann zwar nicht (und ein deutlich kürzerer, als man es bei solch einer illustren Besetzung vermuten würde), aber die nette Idee rund um Aliens, die die Nachbarschaft terrorisieren, die dann auch noch erfrischend auf den Boden geholt wird, indem man die menschlichen Figuren mit ihnen interagieren lässt, trägt zumindest genug, um 100 Minuten solide unterhalten zu werden.

Fazit: Die unnötigen, hier aber ewig lang ausgestelzten Gags, die mit aller Wucht und viel anstrengender Mühe unter die Gürtellinie zielen, halten den an und für sich ziemlich spaßigen Film stets sehr weit auf. Da kann auch die spielfreudige Besetzung oftmals wenig tun, als die ziemlich doofen Texte einfach nur runterzurattern und auf die besseren Ideen des Skripts zu warten... die dann ab und zu tatsächlich kommen. Es sind im Endprodukt nur leider zu wenige.

Note: 4+



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