Direkt zum Hauptbereich

Smoke - Die erste Staffel

Früher war Dave Gudsen (Taron Egerton) ein heldenhafter Feuerwehrmann. Nach einem traumatischen Ereignis, während welchem er in einem Flammenmeer eingeschlossen wurde und nur um Haaresbreite mit dem Leben davonkam, wurde er jedoch zum Brandermittler befördert - so untersucht er die Feuer nach ihrem Ausbruch, um die möglichen Ursachen und Täter festzustellen, statt sich selbst in Gefahr zu begeben. Während zwei Serien-Brandstifter ihr Unwesen treiben und dabei immer wieder auch Menschenleben fordern, wird Gudsen die Polizei-Ermittlerin Michelle Calderone (Jurnee Smollett) zur Seite gestellt. Gemeinsam sollen sie die Feuerteufel aufspüren und so weitere Feuerkatastrophen verhindern. Es dauert nicht lange, bis sie ein eingespieltes Team werden, doch ahnen sie noch nicht, dass sie es bei mindestens einem der Zündler mit einem echten, perfiden Genie zu tun haben...

"Smoke" beginnt als mehr als solide, kompetent inszenierte und spannende Krimiserie. Die Charaktere sind ambivalent und interessant und werden von grandiosen Schauspieler*innen verkörpert - neben "Kingsman"-Star Taron Egerton und Jurnee Smollett in den Hauptrollen geben sich zudem noch solch illustre Namen wie John Leguizamo, der aus der Netflix-Show "You" bekannte Greg Kinnear oder der großartige Rafe Spall die Klinke in die Hand. Die im Fokus stehenden Fälle sind packend, die Beziehungen zwischen den einzelnen Figuren dramatisch und zugleich auch mit beißendem Humor ausgestattet, die Dialoge sind messerscharf. Trotz des allgemein eher niedrigen Tempos kommt angesichts dieser Mischung aus sympathisch-ambivalenten Charakteren, der Inszenierung von Feuer als brutale Höllengewalt sowie sparsam eingesetzter und deswegen so treffsicherer Action keinerlei Langeweile auf. Eine gute Crime-Show also, die zudem ein Thema besetzt, welches so im Serienmarkt auf diese Art und Weise noch nicht breitgetreten wurde.
Und dann folgen plötzlich Momente, die diese bereits sehr gute Serie auf einen mehr als außergewöhnlichen Level heben. Selbstverständlich werde ich hier keine Details verraten und ausgesprochen vage bleiben, da mehr als wichtig ist, dass das Publikum diesen plötzlichen Qualitätssprung von selbst entdeckt - sich vorab nicht über die Serie zu informieren, keine Trailer zu schauen und keine weiteren Kritiken zu lesen, könnte dahingehend wichtig sein, um nicht versehentlich über diese Details zu stolpern. Doch es gibt sie, diese unglaublich gut gemachten Erdrutsch-Momente, in denen sich ganz neue Perspektiven ergeben und die eine zuvor ebenso gute wie resolute Krimi-Serie zu etwas ganz Anderem, etwas Besonderem machen. Und es gibt sie immer wieder, doch sparsam eingesetzt, um das Pulver nicht zu früh zu verschießen. "Smoke" behält sich sein ruhiges Tempo bei und umschifft dabei auch nicht ein paar klitzekleine Längen, die durch neue Enthüllungen und Figuren aber locker aufgefangen werden. Über neun Episoden bleibt die Spannung auf höchstem Level, da die Autoren nicht nur weit vorgedacht haben und winzige Details später noch mal wichtig werden, sondern auch keine Scheu davor haben, mutige Wege einzuschlagen, um die Handlung voranzutreiben und auf den Kopf zu stellen.
Dabei ist "Smoke" keine Serie, die mit neuen Wendungen nur so um sich wirft. Sie nimmt sich tatsächlich sehr viel Zeit für ihre Haupt- und Nebenfiguren, reichert sie mit spannenden Dramen und Konflikten an und hält somit viel Abwechslung parat. In der letzten Folge gerät dieses Konzept ein bisschen aus dem Tritt, wenn zuvor bereits aufgefallene, nun aber deutlich häufiger eingesetzte Überzeichnungen im Bezug auf den Action-Quotienten eingesetzt werden. Die Serie ist auch so gut genug geschrieben und inszeniert, da braucht es keine effekthascherischen Super-Zeitlupen, aufgesetzte Erhöhungen der Spannung und Gewalt oder ein mainstreamiges Action-Finale, um noch etwas mehr Spektakel herauszuholen. Doch auch hier: Diese Fehler fallen zwar auf, doch die Macher umgehen sie zumindest teilweise, indem sie die Figuren wieder auf den Boden zurückholen und auf tiefen Ebenen mit neuen Überraschungen ausstatten. Das ist dann ebenso spannend wie sympathisch, völlig irre, spaßig und clever geschrieben. Und somit sicherlich eine der besten Serien, die der Streamingdienst Apple derzeit im Portfolio hat. Man kann nur hoffen, dass das Publikum dass ebenso sieht, damit wir demnächst mit einer zweiten Staffel dieser herausragenden Show beglückt werden.

Fazit: "Smoke" beginnt als spannende Crime-Unterhaltung, die durchweg fesselt und wird im Anschluss noch besser. Man verlässt die gemütlichen Krimi-Schauplätze, wagt mit jeder neuen Folge etwas Neues, nimmt sich viel Zeit für die ambivalenten Figuren und würzt das Ganze mit einer Prise düsteren Humors. Kreativ, wendungsreich, packend und umwerfend genial geschrieben - Apple hat sich mit dieser Serie (wieder einmal) selbst übertroffen.

Note: 2



Kommentare

Beliebte Posts aus diesem Blog

Eddie the Eagle - Alles ist möglich

"Das wichtigste bei den Olympischen Spielen ist nicht der Sieg, sondern die Teilnahme. Das wichtigste im Leben ist nicht der Triumph, sondern der Kampf." Dieses Zitat, welches den Film "Eddie the Eagle" abschließt, stammt von Baron Pierre de Coubertin, dem Begründer der Olympischen Spiele. Und es bringt den Kern der Geschichte, die in diesem Film erzählt wird, sehr gut auf den Punkt, denn um den Sieg geht es hier eigentlich nicht oder zumindest nicht sehr lange. Aber es wird gekämpft und das obwohl niemand dieses seltsame Gespann aus Trainer und Sportler wirklich ernstnehmen wollte - genau das ist das Herz dieses Biopics, welches viele Schwächen, aber zum Glück auch viel Herz hat... EDDIE THE EAGLE Für Michael Edwards (Taron Egerton) gibt es trotz einer bleibenden Knieverletzung nur einen Traum: Er will in einer Disziplin bei den Olympischen Spielen antreten. Schon in seiner Kindheit scheitert er beim Hammerwerfen und Luftanhalten und landet schließlich, sehr...

Der große Crash - Margin Call

Es gehört schon einiges an Talent dazu, einen Film über eine Schar Anzugträger, die in dialoglastiger Manier das eventuelle, schockierende Ende ihrer Firma aufdecken. Wenn man es falsch angeht, könnte der Stoff arg trocken werden, mal ganz davon abgesehen, dass der Otto-Normal-Zuschauer mit den finanziellen Zusammenbrüchen und all den Zahlen nicht unbedingt umgehen kann. Eine Riege großer Stars kann da schon helfen, die Zuschauer anzulocken, so beweist es zumindest der angenehm ruhige Thriller "Margin Call"... DER GROSSE CRASH - MARGIN CALL Kurz vor der Finanzkrise 2007: In der Wertpapierhandelsabteilung einer großen New Yorker Bank werden etliche Mitarbeiter entlassen, unter ihnen ist auch Risikomanager Eric Dale (Stanley Tucci), der zuvor jedoch noch eine schockierende Entdeckung macht. Seine Arbeit hinterlässt er dem übriggebliebenen Mitarbeiter Peter Sullivan (Zachary Quinto), der die Zahlen überprüft... und dadurch entdeckt, dass der ganze Konzern auf wackligen Fü...

Eraser

Arnold Schwarzenegger, wohl neben Sylvester Stallone die Action-Ikone der 80er und 90er Jahre schlechthin, ist endlich zurück. Nachdem er sein Amt als Gouverneur von Kalifornien niedergelegt hat, dürfen wir ihn seit einiger Zeit endlich wieder in genügend rauen, spaßigen Actionfilmen wiedersehen. Auch wenn in der heutigen Zeit ganz klar Statham, Diesel und Co. die Actionhelden sind, macht es aber dennoch Spaß, den "Terminator"-Star wiederzusehen. Und natürlich auch seine vergangenen Filme, von denen ich bislang kaum einen gesehen habe und die ich nun mal nachholen möchte. Angefangen habe ich nun mit "Eraser" aus dem Jahr 1996... ERASER US-Marshall John Kruger (Arnold Schwarzenegger) arbeitet in einer geheimen Vereinigung der USA im Zeugenschutzprogramm. Darin beschützt er die Leben von Kronzeugen, welche vor Gericht Aussagen tätigen sollen und verschafft ihnen eine neue Identität, um sie vor dem Tod zu bewahren. Sein neuester Job ist eine junge Mitarbeiterin bei...