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Hostage (2025)

Premierministerin Abigail Dalton (Suranne Jones) ist seit acht Monaten im Amt und hat die Versprechen bezüglich einer Umstrukturierung des Gesundheitssystems bislang nicht einhalten können, weswegen die Bevölkerung lautstark gegen sie rebelliert. Während eines Besuchs der französischen Präsidentin Vivienne Toussaint (Julie Delpy), bei welchem Lieferungen von lebensnotwendigen Medikamenten von Frankreich nach Großbrittanien ausgehandelt werden sollen, kommt es zu einem Eklat. Abigail's Mann Alex (Ashley Thomas), der für "Ärzte ohne Grenzen" in Südamerika arbeitet, wird von Terroristen entführt. Durch die Entführung versuchen die Terroristen, die Premierministerin zum Rücktritt zu zwingen - anderenfalls würde ihr Mann hingerichtet. Während Dalton mit ihrer Entscheidung hadert, versucht Toussaint die Sache für ihre eigenen politischen Zwecke zu nutzen... bis sie plötzlich selbst ins Fadenkreuz der Terroristen gerät.

Die neue fünfteilige Mini-Serie vom Streamingdienst Netflix, die zurzeit in aller Munde ist, erfüllt alle Erwartungen für einen spannenden Abend. Die Serie wirft mit überraschenden Wendungen nahezu um sich, hat über alle fünf Folgen ein hohes Tempo aufzubieten und ist dabei von der ersten bis zur letzten Minute wahnwitzig spannend. Dabei ist besonders erfreulich, dass die Show nicht zum x-ten Mal einen knallharten Geheimagenten in den Fokus stellt, sondern zwei Damen, die beide nicht mehr blutjung sind und trotzdem dem Terrorismus auf ihre eigene Art und Weise den Kampf ansagen. Das ist frisch, fühlt sich angenehm feministisch an, ohne dabei aufdringlich zu sein und macht den Ring frei für zwei ambivalent geschriebene, sicherlich nicht perfekte und gerade deswegen so packende Power-Frauen, die sich nicht kleinreden lassen. Dabei lässt das Drehbuch auch zu, dass ihre beiden Figuren durchaus Risse in der Persönlichkeit bekommen, dass sie nicht frei von Fehlern sind und auch mal zaudern oder stolpern können - das macht die Charaktere noch nahbarer.
Das hohe Tempo und der Wille, in jeder Folge mindestens einen ganz großen Clou rauszuhauen, geht aber zuweilen ein wenig auf Kosten der anderen Figuren. So bleiben die schemenhaften Bösewichter eher blass, auch Nebenfiguren bekommen bis auf wenige Ausnahmen zu selten echten Raum und bleiben deswegen eher funktional angelegt. Zudem nimmt es die Serie mit der Glaubwürdigkeit nicht so genau, lässt Figuren auch mal unvorsichtig und unnachvollziehbar handeln, da der Plot in diesem Moment eine gewisse Zuspitzung braucht, um noch mal richtig aufzudrehen. Die Devise der durchgehenden Hochspannung wurde dabei über die Möglichkeit eines in sich geschlossenen und glaubwürdigen Plots gelegt - man befindet sich hier also eher in den Mustern eines "24", weniger in der Nähe einer Top-Show wie "Homeland". Das macht aber nichts, da "Hostage" auch nie vorgibt, absolut intellektuell zu sein, sondern das Publikum lieber durchweg in die Sitze pressen möchte... und das gelingt dann auch.
Die Serie nimmt sehr schnell an Fahrt auf, führt die wichtigsten Figuren in flottem Tempo ein und gibt anschließend Vollgas. Ein paar Atempausen gibt es zwischendurch zwar, um auch die ansonsten nur sehr schnell von Ort zu Ort rasenden Charaktere ein wenig zur Ruhe zu betten. Das gefällt vor allem während der ersten drei Folgen, wenn sich die wichtigsten Interaktionen weniger auf einem Schlachtfeld als viel mehr in Büros, Konferenzräumen und Meetings verlagern, wo die beiden Hauptfiguren (ganz gemäß ihrem Amt) immer wieder auf neue Enthüllungen reagieren müssen. Der Action-Quotient steigt später an, was weniger spannend ist und die Geschichte all zu effekthascherisch ausklingen lässt. Ein paar Wendungen weniger hätten es dabei auch getan, denn so macht "Hostage" den Eindruck, als wolle er mit immer mehr Überraschungen (die dann in ihrer Masse auch nicht mehr alle richtig wirken können) ein paar Löcher im Plot flicken. Aber auch das ist halb so wild, denn wer beschwert sich schon, über runde vier Stunden durchweg mit Hochspannung unterhalten worden zu sein? Das kann man dann auch einfach mal abnicken und Beschwerden über eine etwas zu simpel entworfene Geschichte und einige zu gemütlich, weil unglaubwürdig wirkende Wendungen auch mal stecken lassen.

Fazit: Das Ziel, dauerhaft Hochspannung zu liefern, erfüllt diese Mini-Serie mit Bravour - zu viel nachdenken sollte man angesichts manch einer etwas zu weit hergeholten Wendung aber nicht. Dafür gibts dann aber starke, weibliche Hauptfiguren, einige Überraschungen und ständiges Adrenalin, was für kurzweilige Serienunterhaltung mehr als ausreichend ist.

Note: 3+



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