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The Thursday Murder Club

Die betagte Joyce Meadowcroft (Celia Imrie) ist im Herbst ihres Lebens in die prunkvolle Seniorenresidenz Coopers Chase eingezogen, da sie hofft, dort neue Freunde im gleichen Alter zu finden. Da spielt ihr ihre Vergangenheit als Krankenschwester in die Karten, denn tatsächlich sucht der berüchtigte "Donnerstags-Mord-Club", der sich darauf eingeschossen hat, ungeklärte Kriminalfälle auf eigene Faust zu lösen, gerade nach einer Person, die einige medizinische Fragen bezüglich einer Leiche beantworten kann. Dank ihres Wissens wird Joyce das vierte Mitglied im Club und freundet sich dahingehend mit Anführerin Elizabeth Best (Helen Mirren), dem ehemaligen Profi-Sportler Ron Ritchie (Pierce Brosnan) und dem klugen Psychologen Ibrahim Arif (Ben Kingsley) an. Als der gewissenlose Geschäftsmann Ian Ventham (David Tennant), der eigentlich drauf und dran ist, das Gelände von Coopers Chase zu verschachern, womöglich in einen prekären Mordfall verwickelt wird, schaltet sich der Club ein... und ist gleichzeitig darauf bedacht, seine geliebte Seniorenresidenz vor den hinterlistigen Plänen Venthams zu retten.

Krimi-Fans rund um den Erdball warten dieses Jahr wahrscheinlich vor allem auf den dritten "Knives Out"-Film, der im Dezember dann auch endlich bei Netflix aufschlagen wird. Zuvor hat der Streamingdienst aber noch ein anderes Geschenk für Genre-Fans und präsentiert die Verfilmung des ersten Teils der beliebten Romanreihe rund um den Donnerstags-Mord-Club. Dabei wollte man sich dann auch nicht lumpen lassen und hat ordentlich Geld in die Hand genommen, um vor und hinter der Kamera für ordentlich Prunk zu sorgen. Dementsprechend darf "Harry Potter"-Regisseur Chris Columbus dann auch sehr genüsslich die wunderschönen Sets der prumkvollen Seniorenresidenz abfilmen und für die musikalische Untermalung sorgt der meisterhafte Thomas Newman, der hier mal wieder einen herrlichen Score abliefert. Besonders beeindruckend liest sich aber die Besetzung, wobei vor allem Helen Mirren mit einigen knackscharfen Dialogzeilen Feuer geben darf. Für allerlei Humor sorgen dafür Ex-Bond Pierce Brosnan, der sich auch nicht zu schade ist, ein paar schräge Nummern zum Besten zu geben (zum Beispiel mithilfe eines bunten Schwimmreifens beim Wassersport - einfach köstlich!); als auch "Hugo Cabret"-Star Ben Kingsley als sich stets sehr gewählt ausdrückender Psychologe, der vor allem für die sehr kleinen und deswegen auch so witzigen Gesten dienlich ist.
Allein diese Hauptbesetzung sorgt für zahlreiche, schauspielerisch wertvolle Momente, wobei man mit Mirren, Kingsley und Brosnan noch nicht mal am Ende angekommen ist. Kino-Fans dürfen sich indes über Auftritte von solch bekannten Gesichtern wie David Tennant, Tom "Lucifer" Ellis oder dem großen Jonathan Pryce freuen. Doch der ungemein namhafte und durchweg mit viel Spaß an der Sache agierende Cast kann das große Problem des Films auch nicht umschiffen... und dieses ist besonders tragisch, da es sich hier ja noch immer um einen Krimi handelt. Der zugrundeliegende Fall ist nämlich einfach nicht spannend genug und wird auch nicht so aufregend erzählt, als dass man wirklich mitfiebern möchte. Die typischen falschen Fährten, welche von den Autoren ausgestreut werden, sind aus meilenweiter Entfernung als solche zu erkennen und die Verquickung von mehreren Fällen sorgt eher dafür, dass die ganze Nummer etwas wirr daherkommt und sich vor allem im Mittelteil deutlich in die Länge zu ziehen beginnt.
Der Cast spielt gegen solcherlei Langwierigkeiten vor allem in der ersten Hälfte noch ordentlich an, bekommt später aber auch weniger Gelegenheit, um so richtig zu glänzen. Wenn der Humor nämlich weniger wird, um der an und für sich recht schalen Dramaturgie Platz zu machen, ertappt man sich bei manch einem Blick auf die Uhr. Das liegt daran, dass "The Thursday Murder Club" hier noch ein paar ganz große, dramatische Enthüllungen forcieren will, die daran beteiligten Figuren aber zuvor nicht genügend Eindruck hinterlassen haben, um dabei wirklich mitzugehen. Das Drehbuch ist dabei einfach nicht gewieft und clever genug, um den Fall wirklich prekär oder mitreißend zu gestalten - von dem stilistisch ähnlich leichtfüßig gearteten, aber weitaus packenderen, ersten "Knives Out"-Film ist man hier jedenfalls noch Lichtjahre entfernt und sollte sich daher diesmal keinesfalls Hoffnungen auf eine Drehbuch-Oscarnominierung machen. Da die Buchvorlagen aber gleich mehrere Teile hergeben und der Film bei dieser illustren Besetzung auf Netflix todsicher zum Hit wird, werden wir die rustikalen Senioren wohl demnächst schon wiedersehen. Solange der Cast der selbe bleibt, darf man da zwar guter Dinge sein, etwas schwungvoller und trickreicher darf das dann aber schon gerne vonstatten gehen.

Fazit: Der illustre Alt-Cast macht mit herrlicher Spiellaune jede Menge Spaß. Das Drehbuch ist jedoch weit weniger clever als es in diesem Genre sein müsste und der zugrundeliegende Kriminalfall entpuppt sich als wenig spannend und zudem reichlich zäh. Trotz toller Schauspieler*innen und einem hübschen Look kann dieser Film also höchstens im Schatten von "Knives Out" & Co. stehen.

Note: 3-



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