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Die unendliche Geschichte

Der von seinen Klassenkameraden schikanierte Bastian Bux (Barret Oliver) versteckt sich in einem Buchladen vor seinen Verfolgern und gelangt durch den mysteriösen Buchhändler Herr Koreander (Thomas Hill) in den Besitz eines Buches namens "Die unendliche Geschichte". Aufgeregt schwänzt Bastian die Schule und verkriecht sich auf dem Dachboden, um die Geschichte zu lesen. Doch während er ganz und gar in den Abenteuern in Fantasien, in welchem der junge Held Atreju (Noah Hathaway) das Reich vor dem Untergang durch das "Nichts" retten soll, versinkt, wird ihm klar, dass dies keine normale Geschichte ist. Tatsächlich scheinen die Figuren auf dem Papier irgendwie auf Bastians Anwesenheit zu reagieren - ist am Ende vielleicht er derjenige, der das fantastische Reich retten muss?

Ich habe "Die unendliche Geschichte" als Kind unglaublich gern gesehen. Bis heute erinnere ich mich daran, dass ich sehr viel Angst vor der Bedrohung des als Sturm auftretenden "Nichts" und der finsteren Wolfskreatur Gmork hatte; wie begeistert ich von den Flügen auf dem Rücken des Glücksdrachen Fuchur war; und wie mich der sanfte Riese Steinbeißer zum Lachen brachte. Und selbst wer den Film nicht gesehen hat, wird wohl um die dramatische Episode rund um Atrejus Pferd Atrax wissen oder um die Wichtigkeit der Kindlichen Kaiserin. Und das sagt schon mal einiges, denn wenn ich mich sogar nach rund zwanzig Jahren, in denen ich den Film nicht mehr gesehen habe, noch an so viele Details erinnern kann, dann muss das heißen, dass "Die unendliche Geschichte" eine wahnsinnige Strahlkraft hatte. Wie das jedoch so ist mit Lieblingsfilmen aus der Kindheit, fühlt man sich vorab immer ein wenig unwohl, wenn man diese als Erwachsener erneut sichtet - oftmals funktionieren solche Werke (wenn überhaupt) nur noch über die Nostalgie.
Die große Frage ist also: Funktioniert "Die unendliche Geschichte" heute noch? Und die knappe Antwort darauf ist: Ja, wenn auch mit kleinen Abstrichen. Natürlich merkt man dem Film sein Alter an - die Spezialeffekte sind bisweilen deutlich in die Jahre gekommen und das Tempo ist für solch einen großen Fantasy-Blockbuster recht langsam. Auch der vom Romanautor Michael Ende stark kritisierte Schluss möchte heute nicht mehr richtig überzeugen, wirkt er doch arg märchenhaft und simpel. Und trotz all dieser deutlichen Schwächen hat mich der Film dennoch wieder in seinen Bann gezogen, teils aus nostalgischen Gründen und teils auch deswegen, weil er einfach unglaublich gut gemacht ist. Das hat viel mit der wuchtigen Inszenierung von "Troja"-Regisseur Wolfgang Petersen zu tun, der wunderschöne Bilder kreiert hat, die auch heute noch zum Staunen einladen. Die charmanten Tricks und Figuren sind auch heute noch toll anzusehen und der Soundtrack reißt immer noch genau so mit, wie er es damals getan hat.
Ein wichtiger Punkt ist auch, dass sowohl Autor Michael Ende als auch Petersen als Regisseur ihr junges Zielpublikum ernst genommen haben, sich um die Ängste und Träume von Kindern dieser Zeit kümmerten und auf Augenhöhe mit ihnen agierten. So lässt sich erklären, dass Petersen einige Szenen kreierte, die wirklich Angst machen konnten, aber in dieser Finsternis dennoch immer wieder ein bisschen Hoffnung und Humor einfließen ließ. Der Film forderte das junge Publikum heraus, zusammen mit Bastian und Atreju mutig zu sein und sich gegenüber den finsteren Szenen zu beweisen - am Ende wurden sie dafür belohnt. Nicht viele, wenn nicht gar kaum ein Fantasy-Film für Kinder schafft es heutzutage noch, Schrecken und Licht so dicht beieinander zu inszenieren. Lobende Erwähnung muss es auch für die beiden damaligen Nachwuchsdarsteller geben: Barret Oliver hat die Sympathien der Zuschauer als schikanierter Junge schnell auf seiner Seite; und Noah Hathaway zeigt als Held Atreju eine erstaunliche Bandbreite, sodass während der tieftraurigen Szene im Moor auch erwachsene Augen kaum trocken bleiben dürften.

Fazit: Obwohl der Zahn der Zeit an diesem Klassiker bisweilen genagt hat, faszinieren die charmanten Figuren und besonders Wolfgang Petersens virtuoser Regiestil noch heute. Ein charmantes, teilweise gruseliges und spannendes Fantasy-Märchen für Groß und Klein.

Note: 3+



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