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The Visit

M. Night Shyamalan ist zurück! So lautet zumindest die Meinung vieler Kritiker, die sich nicht unbedingt hingerissen, aber weitestgehend überzeugt von seinem neuesten Werk "The Visit" zeigten, welches ein Weg zurück zu den Grusel-Ursprüngen des Regisseurs sein sollte. Selbst finanziert und ohne ein großes Studio im Rücken (Universal sprang erst auf, als der Film schon abgedreht war) konnte Shyamalan also seinen Ideen freien Lauf lassen. Entgegen der Erwartungen sind diese zwar originell, dann aber doch nicht so packend, dass sie für einen guten Film gereicht haben...

THE VISIT


Paula Jamison (Kathryn Hahn) hatte seit über fünfzehn Jahren keinen Kontakt mehr zu ihren Eltern, nachdem diese im Streit auseinandergingen. Nun haben sich die beiden jedoch bei ihr gemeldet, um ihre Enkelkinder kennenzulernen: Rebecca (Olivia DeJonge) und Tyler (Ed Oxenbould) halten dies für eine gute Idee und reisen für eine Woche aufs Land, um sie kennenzulernen. Im Haus von Doris (Deanna Dunagan) und John (Peter McRobbie) wird jedoch schnell klar, dass mit den beiden älteren Menschen etwas nicht stimmt. Besonders bei Einbruch der Nacht beginnen die beiden damit, sich äußerst seltsam zu verhalten...

M. Night Shyamalan inszenierte "The Visit" im noch immer sehr beliebten Found-Footage-Format. Um eine ständig laufende Kamera auch in gefährlicheren Situationen zu rechtfertigen, entwirft der Regisseur um den Plot eine Art Dokumentarfilm, welchen Rebecca versucht, für ihre Mutter zu drehen, während sie zu Besuch bei den Großeltern sind. Als Stilmittel funktioniert dies soweit ganz gut, doch die Probleme liegen auch nicht in der Inszenierung (diese hat Shyamalan gewohnt gut im Griff), sondern in der Handlung an sich. Zwar erreicht man hier ein angenehmes Level von einem Spannungsaufbau, in welchem man sich immer mehr fragt, was genau denn hier gespielt wird und was mit den anfänglich so liebenswerten Großeltern denn nun wirklich los ist. Leider präsentiert uns Shyamalan dabei schlichtweg nichts anderes als aufgewärmten Found-Footage-Standard, in welchem über die erste Stunde hinweg erschreckend wenig passiert. Die Großeltern machen einige gruselige Dinge, die Kids finden das ebenfalls komisch, erwägen aber nicht, einfach mal abzuhauen. Viel mehr Relevantes passiert nicht, sodass sich besonders die erste Hälfte des Films teilweise ziemlich zieht. Die zwischendurch immer wieder recht müde eingestreuten Schockeffekte, welche oft nur dafür dienen, um dem Zuschauer zumindest etwas Horrorstimmung zu geben, können das Interesse dabei auch kaum wachhalten. Überraschend fällt dagegen auf, wie sehr sich Shyamalan bemüht, seine Charaktere tiefer zu beleuchten, was ja in diesem Genre nicht unbedingt gang und gäbe ist. In einigen Interview-Szenen lernen wir die handelnden Figuren dann auch angenehm gut kennen, leider wird diese Charaktertiefe dann zum Schluss, wenn es richtig ans Eingemachte geht, fallengelassen und man beschränkt sich nur noch auf den Standard-Horror. Immerhin gelingt die überraschende Wendung, mit welcher Shyamalan kurz vorm Finale präsentiert, was denn nun das Geheimnis der beiden Senioren ist, sehr gut... diesen Plottwist dürfte man, auch wenn er eigentlich vollkommen sinnig und alles andere als weit hergeholt ist, auch wenn man bereits jede Menge Hinweise zuvor in diese Richtung bekommen hat, so nicht kommen sehen und er schafft es dadurch, das bereits eingeschläferte Interesse des Zuschauers wieder wachzurütteln. Das Finale an sich hält dann leider nicht mehr ganz, was es verspricht und endet in einem nur minder spannenden Chaos. Überzeugend gerät "The Visit" dafür auf der Seite der Schauspieler, gerade die beiden Kids überraschen mit glaubwürdigem und reifem Spiel. Fazit. "The Visit" ist ein eher schläfriger, einzig im Kern origineller Gruselstreifen ohne wirklich gute Schocks. Eine Wendung zum Schluss bringt zwar Aufwind, zuvor haben wir uns aber dafür recht lange gelangweilt.

Note: 4


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