Die Oscar-Nominierungen sind da! Und sie offenbarten einige Überraschungen, darunter ganze 12 Nominierungen für "The Revenant", das ziemlich gute Abschneiden des Über-Blockbusters "Star Wars - Das Erwachen der Macht" oder dass "Mad May - Fury Road" sogar als bester Film nominiert wurde. Erst nach dem Kinobesuch von "The Big Short" erfuhr ich, dass sich auch dieser unter den Nominierten für den Hauptpreis befindet, was ich so nicht unbedingt erwartet habe. Denn das Werk ist zwar gut, aber sicherlich nicht überragend...
THE BIG SHORT
Michael Burry (Christian Bale) ist Hedgefonds-Manager und entdeckt am US-Immobilienmarkt eine Blase, hinter welcher er den zukünftigen Zusammenbruch des des Finanzmarktes kommen sieht. Um den Banken eins auszuwischen, beschließt er, gegen sie zu wetten... wofür er natürlich herzlichst ausgelacht wird. Doch auch andere Menschen scheinen hinter den Vorhang zu gucken und schließen sich Burrys Risiko an, darunter Investmentbanker Mark Baum (Steve Carell), welcher gleich seine Kollegen mit ins Boot holt. Doch lassen sich die gewieften Banken so leicht übers Ohr hauen?
Die größte Hürde, die Regisseur Adam McKay (der bislang nur für grobere Komödien wie "Anchorman" bekannt war) nehmen musste, war, ein solch trockenes und hochkomplexes Thema kinotauglich zu machen. Das gelingt ihm nicht immer, auch wenn er gerade dabei einige wirklich köstliche Einfälle beisteuert, die gerade wegen ihres Überraschungsfaktors hier nicht verraten werden sollen. Durch einen recht treffsicheren Einsatz von Dialog-Witz schafft McKay es tatsächlich, das Thema auch an uns Normalsterbliche, die sich bislang kaum mit den großen Banken, ihren düsteren Geschäften oder dem Finanzmarkt an sich befasst haben, heranzutragen. Zwar dürften wir in den ersten Minuten dank der extrem schnell ablaufenden Dialoge und der wahren Masse an Fremdwörtern ein wenig überfordert werden, doch es dauert nicht lange, bis man sich in dieser Welt zurechtgefunden hat. Ab diesem Zeitpunkt legt McKay dann auch ein recht ordentliches Tempo an den Tag und kann seine wahre Geschichte mit viel Witz, (viel) zu wenig Sentimentalität und einem netten Maß an Spannung solide gestalten. Im Mittelteil fällt "The Big Short" jedoch in ein kleines Loch und kann die Brücke zwischen dem Beginn und dem unvermeidlichen Finanzeinbruch, welcher in den Jahren 2007 und 2008 die ganze Welt mit voller Wucht traf, nicht allzu zufriedenstellend bauen. Dabei kommt es, da die Erzählung immer wieder hapert, zu einigen Längen, in welcher der Film oftmals nicht genau zu wissen scheint, wo genau er nun eigentlich hin will. McKay an sich ist daran kaum Schuld, es wäre wohl nur empfehlenswert gewesen, das Werk auch nicht wieder über die Zweistundengrenze zu hieven, denn über diese 130 Minuten kann sich das Thema, dass auf Dauer dann eben doch ein wenig anstrengend wird, nicht halten. Gegen Ende läuft der Film mit einem soliden Finale aber wieder einigermaßen rund und kann in den letzten Minuten sogar die Gefühle des Zuschauers ansprechen. Gut gelungen ist auch die Besetzung, ich halte es jedoch für einen Fehler, dass gerade Christian Bale in einer Nebenrolle schon wieder für einen Oscar nominiert wurde. Bale ist als durchgeknallter Manager mit Glasauge und Metal-Tick zwar wieder stark, die Schau wird ihm aber offensichtlich von Steve Carell gestohlen. Dieser hat die meiste Leinwandzeit und er ist es auch, der mit Mark Baum den interessantesten Charakter abliefert. Dank einem wunderbaren Mix aus gut getimter Komik und Ernsthaftigkeit gelingt Carell dabei eine barvouröse Leistung. Auch Ryan Gosling hält dabei mit gewohnt viel Charme und ruhiger Präsenz sehr gut mit, nur Brad Pitt hat leider etwas zu wenig zu tun. Fazit: "The Big Short" ist nicht der ganz große Wurf geworden, den man nach den starken Trailern erwarten durfte, denn dafür ist das Thema auf Dauer dann doch etwas zu trocken. Dafür erreicht der Film in seinen besten Momenten aber eine hohe Intensivität mit cleverem Witz, der sich dennoch lohnen kann, wenn man sich auf das Thema einlassen möchte.
Note: 3
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