Mein erster Kinobesuch im Jahr 2016 und es werden wohl noch sehr, sehr viele folgen: Denn ich habe mir nun die UCI Unlimited Card zugelegt, die es dem Käufer erlaubt, für einen Monatsbetrag so oft ins Kino zu gehen, wie man möchte. Ganz gleich zu welcher Uhrzeit oder in welchem UCI-Kino, egal ob mit 3D, Überlänge oder dem neuen Format iSens... alles ist in dem Betrag mit inbegriffen und erlaubt mir nun, euch auf meinem Blog immer öfters auch erst gerade in den Kinos angelaufene Filme zu präsentieren. Die Premiere mit meiner Karte habe ich mit dem Gangster-Thriller "Legend" gewagt...
LEGEND
London zu Beginn der 60er Jahre: Das Zwillingsbrüderpaar Reggie (Tom Hary) und Ronnie Kray (ebenfalls Tom Hardy) beherrschen die Stadt durch organisierte Kriminalität. Als sich Reggie in die junge Frances Shea (Emily Browning) verliebt, überlegt er, sein Gangster-Leben sausen zu lassen und ein ehrliches Leben zu führen. Dabei steht ihm jedoch sein psychopathischer Bruder im Wege, der es sich mit all dem Geld und der Macht gut gehen lässt. Da Reggie Ronnie nicht ziehen lassen will, geraten die beiden schon bald ins Visier der Ermittlungen von Scotland Yard...
Ich habe mir einiges von "Legend" erwartet, dank der mehrheitlich positiven Kritiken und besonders dank eines grandiosen Trailers, weswegen es der Film schon vorab unter meine Top 20 der meist erwarteten Filme 2016 schaffte. Leider entpuppte sich mein erster Kinobesuch des Jahres jedoch direkt als waschechte Enttäuschung und zeigte erneut, dass uns Trailer eben immer etwas vormachen. Probleme hat der Film besonders in erzählerischer Hinsicht, denn der komödiantisch angehauchte Thriller schleppt sich nur sehr mühselig von einem Subplot zum nächsten, macht dabei sehr viele Fässer auf (wahrscheinlich, um das wahre Leben der Kray-Brüder so wahrheitsgetreu wie möglich zu behandeln, auch wenn sich dabei jede Menge kreative Freiheiten genommen werden), ohne sich all diesen Geschichten jedoch nur im entferntesten mit der richtigen Tiefe zu widmen. Einzig die Beziehung zwischen Shea und Reggie bekommt recht spät noch einige emotional starke Szenen zugestanden, der Rest wird so nebenbei abgefrühstückt, worunter leider auch der Konflikt der beiden Brüder fällt, der erst viel zu spät richtig an Fahrt aufnimmt. Zuvor bläst "Legend" aufkeimende Konflikte mit wenigen Wortfetzen hinfort und rast dabei förmlich nur so von Standpunkt zu Standpunkt, ohne den Zuschauer angesichts der vielen Charaktere und Handlungen näher einbeziehen zu können. Trotz des recht hohen Tempos zieht sich der Film dabei schon recht früh wie Kaugummi und langweilt schnell mit immer gleichen Konflikten und einer sich im Kreis drehenden Handlung, wobei mehrere Subplots gleich doppelt behandelt werden. Die Längen entstehen dabei durch eine extreme Kälte und viel Abstand zu den Figuren, sodass sie uns bis auf wenige Ausnahmen schrecklich egal sind. Regisseur Brian Helgeland hat dabei offensichtlich mehr Spaß am Zelebrieren der hübsch aufgenommenen Bilder, anstatt diese sinngemäß miteinander zu verflechten und zu einem stimmigen Ganzen werden zu lassen. So wohnen wir einem zwar flotten, aber gefühllosen und sehr zähen Thriller ohne echte Höhepunkte bei. Warum sich "Legend", trotz seiner schwachen Erzählung und 131 Minuten, die sich eher anfühlen wie 200, dennoch lohnt, ist natürlich Tom Hardy. Mit einer beeindruckenden Leichtigkeit verkörpert er die beiden Hauptrollen, kann beiden von ihnen perfekt kleine charakterliche Details aneignen und liefert eine glanzvolle, abwechslungsreiche und top auf den Punkt gebrachte Leistung, an der man sich kaum sattsehen kann. Er und die neben ihm glänzende Emily Browning (sicher ihre beste Leistung bisher, welche ihre Karriere hoffentlich ankurbelt) sorgen dafür, dass der Unterhaltungswert doch immer wieder höhere Sphären erreicht und man immer wieder mitfiebert. Der Rest des Casts, darunter David "Remus Lupin" Thewlis, Christopher Eccleston, der neue Shooting-Star Taron Egerton und besonders "Fluch der Karibik"-Star Kevin McNally (dessen Rolle so klein ist, dass man sie beinahe verpassen könnte), spielt auf einem guten Niveau, ohne dabei allzusehr gefordert zu werden. Fazit: "Legend" ist immer wieder unterhaltsam und in Einzelszenen (wie einer wunderbar gefilmten Prügelei der beiden von Tom Hardy verkörperten Gangster-Brüder) stark geraten. Mit 131 Minuten schleppt sich die sehr kalte und sprunghafte Erzählung aber schon früh und sorgt weder für Spannung noch für ein Maß an Tiefe, was dieser Story angemessen gewesen wäre.
Note: 4+
Kommentare
Kommentar veröffentlichen