Normalerweise ist es üblich, dass Filme erst circa zwei Jahre nach ihrem Kinostart auf dem Streaming-Portal Netflix veröffentlicht werden, es sei denn, es handelt sich um hauseigene Produktionen. Eine Überraschung war dann schließlich, dass Cameron Crowes neuester Film "Aloha" schon kurze Zeit nach dem deutschen Kinostart auch auf Netflix verfügbar war und das, obwohl der Streaming-Dienst mit dem Werk nichts zu tun hat. Neugierig habe ich mir den als RomCom beworbenen Film dann angesehen und musste mit einer Enttäuschung leben...
ALOHA
Brian Gilcrest (Bradley Cooper) arbeitet als Bauunternehmer und beliefert das Milität, wofür ein neuer Auftrag ihn nach Hawaii schickt, wo auch seine Ex-Freundin Tracy (Rachel McAdams) mit ihrem neuen Freund Woody (John Krasinsksi) wohnt. Auf Hawaii soll Brian den Bau eines neuen Waffensatelliten überwachen, welchen der Unternehmer Carson Welch (Bill Murray) ins All bringen möchte. Dem als unausgegoren und emotional verkrüppelt angesehenen Brian wird dabei die Soldatin Allison Ng (Emma Stone) zur Seite gestellt... und zwischen beiden scheint es plötzlich, trotz vollkommen unterschiedlicher Ansichten in Bezug auf den Auftrag, auf Hawaii und seine Riten sowie auf die Liebe an sich, zu funken.
Ich mochte Cameron Crowes letzten Film, "Wir kaufen einen Zoo", sehr gerne, ansonsten habe ich jedoch noch keines seiner Werke gesehen, obwohl sich viel beachtete Klassiker wie "Jerry Maguire" und "Almost Famous" darunter tummeln, die ich dringend mal nachholen muss. Nun hat mir Crowes neuestes Werk, "Aloha - Die Chance auf Glück" aber erstmal ein wenig Lust geraubt, denn dieses ist ihm wirklich nicht sonderlich gut gelungen. Es scheint so, als wüsste Crowe mit den Charakteren, die er hier entwirft (immerhin schrieb er auch das Drehbuch), nicht allzuviel anzufangen. Auch der Zuschauer weiß schlichtweg nicht, woran er bei Brian Gilcrest, Allison Ng und Co. hier eigentlich sein soll. Um die Figuren zu definieren, werden jede Menge Subplots und Nebenhandlungen aufgemacht, wobei der eigentliche Hauptantrieb immer wieder ins Hintertreffen gerät und einige Längen nicht ausbleiben. Und als würde sich Crowe darum drücken, seine an sich ja gar nicht mal so uninteressanten Figuren näher zu definieren, lässt er sie während in der ersten Hälfte schier ununterbrochen in den mystischen Riten von Hawaii schwelgen und immer wieder pathetische Phrasen über diesen wunderschönen Ort wiederholen, bis das wirklich keiner mehr hören möchte. Sicherlich ist Hawaii schön, aber dies kann man sicher auch anders und besser filmisch darstellen, als es die Schauspieler schlichtweg immer und immer wieder sagen zu lassen. Wie man einen solchen Ort darstellt, zeigte beispielweise Alexander Payne mit seinem starken Familiendrama "The Descendants" auf eindrückliche Art und Weise. An diesen Film erinnert man sich hier auch mehrfach dank des gelungenen Soundtracks, welcher Paynes oscarnominiertem Werk so faszinierend ähnelt, dass man sich bereits fragt, ob es nicht der gleiche Score ist. Leider schafft Crowe es dabei aber nicht, Musik und Bild zu einem Ganzen zu verweben. Er stellt die Musik in den Vordergrund und erschafft dabei schlichtweg keine Bilder, die dieser gewachsen sind. Da reißt auch eine Besetzung voller großer Namen nicht wirklich viel: Bradley Cooper ist natürlich gut wie immer (auch wenn er sicher schon besser war), Bill Murray gibt den schleimigen Anzugträger mit viel offensichtlicher Freude und auch Alec Baldwin ist in seinen wenigen Szenen ein echter Gewinn. Einzig Emma Stone, die ich ansonsten in jedem Film absolut vergöttere (Mann, was war die gut in "Einfach zu haben"), muss hier als eklatante Fehlbesetzung genannt werden, die sich hier auf unpassendste Art und Weise einen Wolf overactet und ihrer Figur damit jeglichen Charme und jegliche Tiefe aussaugt. Erst relativ spät kann Crowe seine Figuren schließlich besser positionieren und schafft es sogar gegen Ende, emotionale Beteiligung beim Zuschauer zu erreichen, wenn der Subplot rund um Brians Ex-Freundin und ihrer Familie endlich an Fahrt gewinnt und zu einem wunderbar-melancholischen Schluss findet. Dass die Story zuvor aber relativ verschwommen, langatmig und arm an Emotionen erzählt wurde, kann das gelungene Schlussdrittel nicht ausgleichen. Fazit: Recht unromantische Liebeskomödie ohne echten Witz, dafür mit einer kruden, sprunghaften Handlung. Immerhin überzeugt die Besetzung zum Großteil und gegen Ende gibt es tatsächlich noch einige starke Szenen.
Note: 4+
Kommentare
Kommentar veröffentlichen