Wenn Michael Bay einer der größten Namen ist, die mit einem Horrorfilm in Verbindung gebracht werden, dann kann das schon mal verunsichern. Und auch wenn er hier "nur" ein ausführender Produzent ist und den Film nicht gleich selbst inszeniert, dürfte man Schlimmes befürchten. Denn Bays meist unterhaltsame, aber meist auch recht stumpfe Blockbuster haben bewiesen, dass er ein Mann des Groben ist, dem eine beunruhigende, intensive Atmosphäre eher abgeht. "The Unborn" hätte mich eines Besseren überzeugen können, das gelingt dem Film dabei aber nur selten...
THE UNBORN
Die junge Casey Beldon (Odette Yustman) wird von seltsamen Ereignissen heimgesucht: Sie sieht Dinge in Spiegeln, hat Visionen und schreckliche Alpträume. Als sie bereits ihr normales Leben nicht mehr fortsetzen kann, da sie immer wieder Panikattacken bekommt, beschließt sie, der Sache auf den Grund zu gehen. Als ihr Vater Gordon (James Remar) ihr offenbart, dass sie einen Zwillingsbruder hatte, der noch im Bauch der Mutter verstarb, forscht Casey weiter... und es scheint, als wäre der tote Geist ihres Bruders nun hinter ihr her.
Ganz so einfach machen Produzent Bay und Regisseur David S. Goyer (der ansonsten eher durch seine Drehbücher zu Blockbustern wie "Man of Steel" oder "The Dark Knight Rises" bekannt ist) hier nicht und die Frage, was genau Casey denn da heimsucht, was es will und wo es herkommt, die wird über die knappen 87 Minuten sehr häufig gestellt. Ohne zu viel zu verraten, ist hier nichts wie es scheint und die genauen Gründe des Dämons werden immer wieder ad absurdum geführt, bis erst weit nach der Halbzeit ganz klar ist, was hier denn nun los ist. Für das Tempo eines ansonsten eigentlich nur recht kleinen und vorhersehbaren Horrorfilms ist das natürlich tödlich, denn einen Großteil der Laufzeit mit seiner recht sprunghaften und auch von Logiklöchern nur so sprießenden Handlung zu verbringen und daraus eine Art Schnitzeljagd zu machen, das ist keine ganz so gute Idee. Über weite Strecken bleiben die Schocker (die hier ohnehin mau ausfallen) fast vollständig aus. Das wäre nun nicht so schlimm, wenn die Story und die Charaktere an sich überzeugen würden, doch auch hier herrscht Pustekuchen. Die Figuren entstammen dem Klischeebaukasten und die meisten von ihnen sind sogar so unsympathisch, dass man ihren baldigen Tod nur noch herbeisehnt. Einzig Casey selbst, die ich nach einem recht holprigen Beginn irgendwann doch mochte, und der von Gary Oldman gespielte Priester Sendak vermögen, das Publikum für sich zu gewinnen, während der Rest entweder Staffage oder nervige Beilage darstellt. Dass man hier auch nicht weiter in die Tiefe geht, versteht sich von selbst. Es könnte allerdings auch an den Schauspielern liegen, die hier wirklich nicht zeigen können, was sie eigentlich draufhaben (sollten). Dass sich ein gestandener Mime wie Gary Oldman für ein solch maues Drehbuch hergab, verwundert schon und genauso schläfrig spielt er auch, wobei er natürlich noch immer mit links die beste Leistung des Filmes darbietet und auch bekannte Namen wie Carla Gugino und Idris Elba in kleinen Rollen aussticht. Die Jungdarsteller spielen währenddessen so schwach, so blass, so aufgesetzt, dass man nicht umhin kann, dass sie ohnehin nur wegen ihres unverschämt attraktiven Erscheinungsbildes gecastet wurden. Odette Yustman in der Hauptrolle darf so mehrfach in knapper Unterwäsche durchs Haus laufen, schauspielerisch bewegt sie sich dabei aber fast immer im Bereich der Flachheit und taut erst sehr spät mit einigen soliden Leistungen auf, was auch für "Twilight"-Vampir Cam Gigandet gilt. Was Michael Bay aber natürlich draufhat, das ist die visuelle Sprache und so sieht "The Unborn" für einen kleinen Horrorfilm wirklich sehr gut aus, die Effekte haben einiges zu bieten und eine Szene in einem Altenheim ist sogar erfrischend scary. Auch der Soundtrack und der Ton wissen dabei zu überzeugen und machen den Film optisch zu einem echten Leckerbissen. Das kann die maue Story, die nur langsam aus dem Quark kommt, natürlich nicht ersetzen, immerhin fühlt man sich aber zeitweilig noch ganz gut unterhalten, auch wenn diese Unterhaltung nur oberflächlicher Natur ist und man sich hier zu keinem Zeitpunkt gruselt.
Note: 4
Kommentare
Kommentar veröffentlichen