Direkt zum Hauptbereich

New Moon - Biss zur Mittagsstunde

Der erwartbar phänomenale Erfolg des ersten "Twilight"-Films öffnete rasch die Tore für weitere Werke aus dem Reich der Vampir- und Werwolf-Romanzen und in den weiteren Jahren fanden auch die drei weiteren Buchverfilmungen rund um Bella, Edward und Co. den Weg in die Lichtspielhäuser, natürlich mit mindestens ebenso großem finanziellen Erfolg. Die Erwartungen an "New Moon", Teil 2 der Reihe, waren gar nicht mal so niedrig, da man nun endlich das doch recht umständliche Intro ablegen und sich voll und ganz auf die weiterlaufende Geschichte konzentrieren konnte. So ganz nutzen wollte man dies aber offenbar nicht...

NEW MOON


Bella (Kristen Stewart) ist endlich in einer wunderbaren Beziehung mit ihrem Traummann Edward (Robert Pattinson)... bis ein Unfall passiert, der Bella in Gefahr bringt und der Edward dazu veranlasst, mit seiner Familie die Stadt und somit auch seine Freundin zu verlassen. Bella ist am Boden zerstört und sucht Trost bei Jacob (Taylor Lautner), welcher sich liebevoll um sie kümmert. Doch auch er hütet ein Geheimnis und ist nicht allein der, der er zu sein scheint. Zudem treibt sich auch immer noch Vampir-Lady Victoria (Rachelle Lefevre) herum: Sie möchte wegen dem Mord an ihrem Freund James Rache an Bella und Edward nehmen...

"New Moon" fängt wirklich nicht schlecht an. Teil 2 wirkt im Vergleich zu seinem Vorgänger nun merklich lockerer, kann, da die Figuren allesamt bereits eingeführt wurden und weitschweifende Erklärungen wegfallen können, viel spielerischer mit seinen Charakteren umgehen und weiß dabei auch, seine Geschichte angenehm, aber nicht hetzend weiterzutreiben. Nachdem Edward und seine Familie jedoch verschwunden sind, büßt die Story erneut ordentlich an Tempo ein. Die Szenen, in welchen Bella vollkommen verloren Trost bei dem Indianerjungen Jacob (für Twilight-Neulinge, das ist der, der immer sein Shirt ausziehen muss, um seinen Wahnsinns-Body zu präsentieren) sucht, sind dabei nicht nur in der Romanvorlage extrem lang, sondern auch im Film. Der entsetzlich öde Mittelteil kommt storytechnisch kaum aus dem Quark und beschäftigt sich im Grunde nur damit, Bellas Trauer rund um ihren verlorenen Edward zu zeigen (was in einigen Bildern schön gelingt, auf Dauer aber sehr eintönig ist) sowie das große Geheimnis um Jacob zu behandeln. Ähnlich wie in "Twilight" dürfte dieses Geheimnis aber auch in "New Moon" nur für die Protagonisten selbst eines sein, denn wer nur einen Trailer gesehen hat oder auch überhaupt über die Geschichte der Reihe Bescheid weiß, der dürfte dieses Rätsel nach nicht mal einer Minute geknackt haben. Leider kehrt auch nach der Lüftung von Jacobs Geheimnis keinerlei Besserung ein, denn es werden einfach nur noch mal die Muster des Vorgängers wiederholt, mit dem einzigen Unterschied, dass sich Bella diesmal nicht nur mir nichts, dir nichts an Jacob heranwirft, sondern auch mal zweifelt. Dafür schmachtet sie ununterbrochen Edward hinterher und entwirft somit ein Frauenbild, welches für die junge, weibliche Zielgruppe nicht unbedingt zieltauglich sein dürfte: Von einer Klippe in die tosenden Fluten zu springen, sich selbst vollkommen aufzugeben, weil ihr Freund sie verlassen hat, sollte sicher nicht als Vorbild für die nächste Generation an jungen, heranwachsenden Frauen gelten. Autorin Stephenie Meyer sieht das offenbar anders und verteidigt die in diesem Film recht unnahbare und auch unsympathische Bella mit allen Mitteln. Unsympathisch agiert dabei auch Taylor Lautner als Jacob, der genau die Richtung Mann verkörpert, der Frau sich nicht unbedingt nähern wollen würde: Sich selbst in den Mittelpunkt stellend, kein Nein akzeptierend, aggressiv, unkontrolliert und ziemlich kindisch. Da bleibt es dann allein an Robert Pattinsons Edward hängen, zumindest ein bisschen Sympathie einzustreuen, da dieser allerdings über den Großteil der Handlung abwesend bleibt, ist das auch nicht so einfach. So müssen wir uns mit der recht kruden, anstrengenden und langatmig-unrealistischen (Nicht)Liebesgeschichte zwischen Jacob und Bella zurechtfinden, die immerhin die Reihe an sich in eine neue Richtung treibt und für mehr Klarheit bei den restlichen Charakteren sorgt, dabei aber auch nicht über mehr hinausgeht als eine recht klatblütige Einführung von diversen Handlungselementen. Da kann auch ein solides, aber tricktechnisch mittelmäßiges und viel zu kurzes Action-Finale wenig retten, "New Moon" hat erneut viel zu wenig zu erzählen. In Sachen Story bleibt er zwar einigermaßen interessant und die Schauspieler haben besser zu ihren Rollen gefunden, auf Handlungsebene bleibt die Reihe aber weiterhin arm an Substanz und diesmal besonders arm an Verständnis für die ziemlich dreist-unsympathischen Charaktere. Immerhin ist der Film optisch aber ein Genuss, wenn auch die schönere kalt-bläuliche Blässe des ersten Films einem zwar passenden, aber nicht mehr ganz so faszinierenden Braunfilter gewichen ist.

Note: 4+


Kommentare

Beliebte Posts aus diesem Blog

Holzhammer pur: Filmkritik zu "Cherry - Das Ende aller Unschuld"

Mit achtzehn Jahren ist sich der Student Cherry (Tom Holland) sicher, in seiner Kommilitonin Emily (Ciara Bravo) die Liebe seines Lebens gefunden zu haben. Als diese ihn jedoch eiskalt verlässt, beschließt Cherry in seiner Trauer, sich für die Army zu verpflichten... noch nicht wissend, dass Emily ihre Meinung ändern und zu ihm zurückkehren wird. Doch der Schritt ist bereits getan und Cherry wird für zwei Jahre in den Irak versetzt, um dort für sein Land zu kämpfen. Die Erfahrungen, die er dort macht und die Dinge, die er dort sehen wird, lassen ihn völlig kaputt zurück... und machen schließlich auch die Rückkehr in seine Heimat und sein folgendes Leben zu einem irren Rausch verkommen, der nicht nur ihn selbst, sondern auch die Menschen um ihn herum zu zerstören droht. Die Brüder Anthony Joe und Russo, die mit dem genialen "Avengers"-Doppel "Infinity War" und "Endgame" zwei der erfolgreichsten und besten Filme unserer Zeit erschufen, holen Tom "Spid

Eddie the Eagle - Alles ist möglich

"Das wichtigste bei den Olympischen Spielen ist nicht der Sieg, sondern die Teilnahme. Das wichtigste im Leben ist nicht der Triumph, sondern der Kampf." Dieses Zitat, welches den Film "Eddie the Eagle" abschließt, stammt von Baron Pierre de Coubertin, dem Begründer der Olympischen Spiele. Und es bringt den Kern der Geschichte, die in diesem Film erzählt wird, sehr gut auf den Punkt, denn um den Sieg geht es hier eigentlich nicht oder zumindest nicht sehr lange. Aber es wird gekämpft und das obwohl niemand dieses seltsame Gespann aus Trainer und Sportler wirklich ernstnehmen wollte - genau das ist das Herz dieses Biopics, welches viele Schwächen, aber zum Glück auch viel Herz hat... EDDIE THE EAGLE Für Michael Edwards (Taron Egerton) gibt es trotz einer bleibenden Knieverletzung nur einen Traum: Er will in einer Disziplin bei den Olympischen Spielen antreten. Schon in seiner Kindheit scheitert er beim Hammerwerfen und Luftanhalten und landet schließlich, sehr

Eiskalte Engel

Die 90er Jahre waren das absolute Revival für die Teenager-Komödie, wobei so manch ein auch etwas verruchterer Klassiker entstand. Dabei gereichte es zur damaligen Zeit bereits für "American Pie", in welchem es sich zwar weitestgehend nur um Sex dreht, der aber dennoch recht harmlos daherkam, zu einem kleinen Skandal. Die logische Fortführung dessen war schließlich "Eiskalte Engel", wo der Sex nicht nur der Hauptfokus ist, sondern im Grunde den einzigen sinnigen Lebensinhalt der Hauptfiguren darstellt. Das ist dann zwar ziemlich heiß und gerade für einen Film der letzten Dekade, der sich an Teenies richtet, erstaunlich freizügig... aber auch sehr vorhersehbar und irgendwie auch ziemlich doof. EISKALTE ENGEL Für den attraktiven Jungspund Sebastian Valmont (Ryan Philippe) ist die Verführung von naiven, jungen Damen der Mittelpunkt des Lebens. Um dem ganzen einen zusätzlichen Reiz zu verschaffen, sucht er stets neue Herausforderungen und geht schließlich mit se