Direkt zum Hauptbereich

Breaking Dawn - Biss zum Ende der Nacht, Teil 1

"Harry Potter" hatte es vorgemacht und "Twilight" zieht nach. Wie auch in der fantastischen Saga um den bebrillten Zauberlehrling entschieden sich die Macher auch in der finanziell grandios erfolgreichen Vampir-Schmonzette dazu, dass letzte Buch in zwei Filme zu splitten. Was bei "Harry Potter" noch zu einem satten Plus an Handlung und Emotionen führte, hat aber hier nun keine Daseinsberechtigung mehr... außer eben, dass doppelte an Geld einzunehmen. Denn dank einer nun noch langsameren Voranschreitung der ohnehin arg dünnen Handlung wird "Breaking Dawn 1" über weite Teile tatsächlich zu einer Geduldsprobe...

BREAKING DAWN, TEIL 1


Der große Tag ist endlich gekommen: Die Hochzeit von Edward Cullen (Robert Pattinson) und Bella Swan (Kristen Stewart) steht an. Auch Jacob (Taylor Lautner) scheint sich mit der Verbindung endlich einigermaßen abgefunden zu haben. Alles scheint gut. Doch in den gemeinsamen Flitterwochen von Edward und Bella passiert das Malheur: Nach ihrer ersten gemeinsamen Nacht vermutet Bella eine Schwangerschaft. Edward und seine Familie fürchten das Schlimmste und rechnen mit einem blutrünstigen Vampirsprössling in Bellas Innerem. Das treibt Jacob und den Clan der Werwölfe schließlich doch wieder auf die Bretter...

Für alle Menschen, die sich nicht als Hardcore-Fans der "Twilight"-Filme bezeichnen, dürfte die erste Stunde dieses vierten Teils der Reihe eine ziemliche Geduldsübung sein. Natürlich ist es an sich nachvollziehbar, dass die große Hochzeit zwischen Mensch und Vampir hier ebenso groß zelebriert wird, immerhin wurde auf dieses Ereignis drei lange Filme zugesteuert und es ist auch eine wirklich hübsche Möglichkeit, einige der sympathischen Nebencharaktere noch einmal für ein paar Sätzchen zum Zuge kommen zu lassen, die ansonsten eh immer eher wenig zu sagen haben. Nur deswegen ist es beispielsweise möglich, dass Billy Burke als Bellas Vater Charlie noch einmal ein paar ganz große Szenen bekommt, die sicherlich zu den besten der an Höhepunkten recht armen Reihe gehören. Dennoch riecht der ganze Rest ganz gewaltig nach Streckung und so müssen wir etliche Szenen und Minuten Bella und Edward, diesmal in den Flitterwochen ganz allein und ohne abwechslungsreiche Nebencharaktere, die die Langeweile retten könnten, beim Schmachten, Knutschen, Blicke austauschen und Schach spielen zusehen, was wirklich so öde ist, wie es sich anhört. Ab und an wird es dann sogar richtig lächerlich und das ist diesmal nicht die Schuld von Taylor Lautner, der sein Shirt bis auf eine Szene ganz zu Beginn tatsächlich anlässt: Anstattdessen ist es die keusche Machart des Films, das Thema Sex zu behandeln, es dabei so stiefmütterlich wie möglich weiterzugeben, obwohl es über die gesamte erste Hälfte des Films um nichts anderes geht. Wie offensichtlich dauergeil Bella hier herumläuft und Edward alle paar Minuten bespringen möchte, das hat schon etwas unfreiwillig komisches. Die Geschichte an sich kommt dadurch aber natürlich auch nicht weiter voran, da kann Regisseur Bill Condon auch noch so schöne Urlaubsbilder an Stränden und Buchten drehen, die zum Staunen einladen... eine solche Story auf zwei Filme zu strecken, die auch als Einzelfilm noch langatmig geworden wäre, da täuschen auch hübsche Bilder nicht drüber hinweg. Besserung tritt erst spät ein, wenn der Handlungsplot um Bellas ungeborenes Baby eintritt, doch auch hier herrscht eine ganze Weile Stagnation, bevor sich dabei etwas wirklich Handlungstreibendes ergibt. Zuvor rätseln sämtliche Anwesende ersteinmal nur, was das Etwas in Bellas Bauch nun genau sein könnte und was dies für die Schwangere bedeutet. Zu Gute halten muss man "Breaking Dawn 1" an dieser Stelle jedoch, dass sie anschließend für einige der düstersten und intensivsten Szenen der Reihe sorgen, wenn Bella schockierend realistisch visuell bis auf die Knochen abgemagert wird, was für erstaunte Gesichter sorgen wird. Und auch die letzten fünfzehn Minuten sind, wenn sie auch ein wenig flott abgehandelt wirken im Gegensatz zu den vorabgehenden Längen, in Sachen Spannung und Emotionalität für "Twilight" schon eine starke Sache. All dies endet in einem recht wirkungsvollen Cliffhanger, der Lust auf das Finale macht und für einige Langweiler zuvor entschädigt. Schauspielerisch lässt sich auch dieser Film mit den vorigen vergleichen, heißt: Kristen Stewart ist noch immer die stärkste im Bunde, Robert Pattinson bleibt blass und unterfordert, überrachend ist nur, dass Taylor Lautner sich nun von mies immerhin zu solide gemausert hat, wobei er die Nebencharaktere locker überspielt, die eh nicht viel zu tun haben (mit der Ausnahme des bereits erwähnten, großartigen Billy Burke). Fazit: "Breaking Dawn 1" braucht ein weiteres Mal viel zu lange, um zur Sache zu kommen und hält uns mit allerlei unnötigem Kitsch-Firlefanz hin, bis er mit einem recht starken Schlussakt eben genau dort endet, wo es am spannendsten wird. Technisch und schauspielerisch solide kann das Ende jedoch nicht für all die vorherigen Längen entschädigen, weshalb auch dieser Film keinen schlechten, aber sicherlich auch keinen guten Eindruck hinterlässt.

Note: 4+


Kommentare

Beliebte Posts aus diesem Blog

Eddie the Eagle - Alles ist möglich

"Das wichtigste bei den Olympischen Spielen ist nicht der Sieg, sondern die Teilnahme. Das wichtigste im Leben ist nicht der Triumph, sondern der Kampf." Dieses Zitat, welches den Film "Eddie the Eagle" abschließt, stammt von Baron Pierre de Coubertin, dem Begründer der Olympischen Spiele. Und es bringt den Kern der Geschichte, die in diesem Film erzählt wird, sehr gut auf den Punkt, denn um den Sieg geht es hier eigentlich nicht oder zumindest nicht sehr lange. Aber es wird gekämpft und das obwohl niemand dieses seltsame Gespann aus Trainer und Sportler wirklich ernstnehmen wollte - genau das ist das Herz dieses Biopics, welches viele Schwächen, aber zum Glück auch viel Herz hat... EDDIE THE EAGLE Für Michael Edwards (Taron Egerton) gibt es trotz einer bleibenden Knieverletzung nur einen Traum: Er will in einer Disziplin bei den Olympischen Spielen antreten. Schon in seiner Kindheit scheitert er beim Hammerwerfen und Luftanhalten und landet schließlich, sehr...

Meine Erstsichtungen vom 08.07.24 bis zum 14.07.24

Girl You Know It's True: Musiker-Biopic von Simon Verhoeven, mit Tijan Njie, Elan Ben Ali, Matthias Schweighöfer, Bella Dayne, Mitsou Young und Graham Rogers Dem Film über das umstrittene Musik-Duo Milli Vanilli gelingt das Kunststück, einerseits ungemein unterhaltsam zu sein und andererseits einen der größten Skandale der Musikgeschichte zu erzählen, ohne ihn großartig auszuschlachten. Stattdessen gibt der Film den beiden verrufenen Künstlern ihre Würde zurück, indem er die Hintergründe des Aufstiegs und Falls der beiden Ikonen genau dezidiert und dabei nicht wütend mit dem Finger auf einen bestimmten Schuldigen zeigt - das ist dann auch für Kenner noch hochinteressant, bisweilen spannend und mit einigen emotionalen Tiefschlägen ausgestattet. Trotz einiger Längen hält Simon Verhoevens Regie den Film durchweg am Leben, die Musikszenen sind energetisch inszeniert. Zudem wissen nicht nur Tijan Njie und Elan Ben Ali in den Hauptrollen durchweg zu überzeugen, sondern auch Matthias Schw...

Cold Comes the Night

Die alleinerziehende Mutter Chloe (Alice Eve) leitet ein heruntergekommenes Motel, wo immer wieder zwielichtige Gäste eintrudeln und sogar die örtlichen Prostituierten ein Zimmer nehmen, um sich mit ihren Kunden zu vergnügen. Für Chloes Tochter Sophia (Ursula Parker) ist dies kein geeigneter Wohnort, findet das Jugendamt, und droht deswegen sogar damit, sie Chloe wegzunehmen. Als eines Abends ein mysteriöser Reisender (Bryan Cranston) um ein Zimmer für eine Nacht bittet und sich bereits am Empfang merkwürdig verhält, wird Chloe bereits hellhörig. In der Nacht fallen plötzlich Schüsse und zwei Bewohner der Appartements werden tot aufgefunden. Doch ist dies erst der Beginn einer wahren Tortur, durch welche Chloe in den nächsten Stunden noch wird gehen müssen... Es gibt durchaus einige Filme, bei denen ich mich nachträglich mehr als gewundert habe, warum diese nicht das Licht der Leinwand erblickt haben, sondern direkt für den Heimkinomarkt ausgewertet wurden - noch vor Zeiten von großen ...