Direkt zum Hauptbereich

Brooklyn - Eine Liebe zwischen zwei Welten

Es gibt viele verschiedene Arten von Oscar-Filmen, auch wenn sich die Academy seit langer Zeit fast ausschließlich auf die kleinen Perlen eingeschossen hat. Längst nicht alle davon haben meinen Geschmack getroffen, oft stört, dass sich die viel prämierten Filme zu wichtig nehmen und dabei Unterhaltung und Tempo vergessen. Es gibt aber auch Oscar-Filme, die schlichtweg nicht gut sind, die nicht an einer zu dicken oder zu komplizierten Geschichte scheitern, sondern die eben einfach zu banal sind. Einer davon ist "Brooklyn"...

BROOKLYN


Die junge Ellis Lacey (Saoirse Ronan) verlässt im Jahr 1952 ihre Heimat Irland, um in Amerika zu leben. Bei der forschen Madge Kehoe (Julie Walters) findet sie ein neues Zuhause und lernt kurz darauf auch einen jungen, charmanten Mann kennen: Tony Fiorello (Emory Cohen) ist Italiener und die beiden beginnen eine innige Beziehung. Schon bald zwingt Heimweh und ein schicksalhafter Schlag innerhalb ihrer Familie Ellis jedoch dazu, für einige Zeit nach Irland zurückzukehren. Dort ändert sich plötzlich alles...

"Brooklyn" leistet sich mehrere Schnitzer, die im Gesamten dann doch so störend sind, dass das Filmerlebnis hier wahrlich unbefriedigend ausfällt. Man kann sich schon vorstellen, warum die Academy ihn für drei Hauptpreise nominierte, denn die beliebten Themen sind drin: Eine Liebesgeschichte, die Hindernisse überwinden muss, eine starke Frauenfigur, Amerika als Traumziel und Retter eines zuvor langweiligen Lebens, prachtvolle Sets und Kostüme und eine überzeugende Hauptdarstellerin. Keine Frage, der Film sieht gut aus und erweckt das Amerika der 50er-Jahre perfekt zum Leben. Kostüme, Ausstattung, Locations, alles wurde mit viel Liebe zum Detail erschaffen und wirkt rund und passend. Leider weiß die Geschichte aber keineswegs zu überzeugen und da darf man sich dann schon fragen, warum die Academy gerade auf dieses Drehbuch so sehr abfuhr, dass man ihm gleich auch noch eine Oscar-Nominierung schenkte. Zuallererst fällt auf, wie nett und zuvorkommend der Großteil der Charaktere hier geschrieben ist. Mit ständiger Höflichkeit, Hilfsbereitschaft und Sympathie laufen die Figuren, bis auf wenige, kleine Ausnahmen, durch diese Welt und strahlen schon bald nur noch glatte Langeweile aus. Da kann auch die Liebesgeschichte mithalten. Auch wenn es erst einmal löblich ist, wenn man als männlichen Part dieses Mal nicht den xten, ultraglatten Schönling besetzt hat, sondern mit Emory Cohen etwas extravaganter vorgegangen ist, täuscht das nicht darüber hinweg, dass diese im Mittelpunkt stehende Lovestory sehr blass bleibt. Die Beziehung zwischen Ellis und Tony bleibt oftmals bloße Behauptung, dass beide plötzlich ineinander verliebt sein sollen, kommt wie aus dem Nichts. Generell wird auch nie sonderlich klar, warum sich Ellis Tony so hingibt. Klar, er ist nett, lieb und kann sich benehmen. Aber darüber hinaus hat dieser junge Kerl dann doch nicht so viel. Saoirse Ronans Ellis hat da schon mehr Ecken und Kanten, auch wenn sich diese erst mit fortschreitender Laufzeit offenbaren, wenn ein zuvor doch recht passiv angelegter Charakter zu seinen eigenen Schritten kommen darf. Ronan ist dieser Rolle in sämtlichen Gefühlslagen gewachsen und spielt auf sehr hohem Niveau, ob es für diese gute, aber auch nicht unbedingt herausragende Leistung nun aber gleich eine Oscar-Nominierung geben musste, darf noch mal angezweifelt werden. Da blieb mir Julie Walters als freche und dennoch herzensgute Ziehmutter wesentlich besser in Erinnerung. Gegen Ende, wenn "Brooklyn" sich dann doch noch traut, mal einige wesentliche Konflikte zwischen den einzelnen Figuren und vor allem bezüglich Ellis selbst in den Ring zu werfen, steigt das Interesse, dennoch leidet der Film darunter, dass wir solcherlei Geschichten gerade im Drama-Bereich eben schon unzählige Male gesehen haben. So richtig erwärmen kann man sich für diese kitschige und melancholische Variante dann leider auch nicht so richtig. Fazit: Liebes-Drama ohne neue Ansätze, mit altbekannter Geschichte und einem trägen Verlauf, in welchem die Lovestory nie richtig zünden will. Immerhin sind die Schauspieler gut und auch optisch liefert "Brooklyn" einige schöne Bilder.

Note: 4

Kommentare

Beliebte Posts aus diesem Blog

Eiskalte Engel

Die 90er Jahre waren das absolute Revival für die Teenager-Komödie, wobei so manch ein auch etwas verruchterer Klassiker entstand. Dabei gereichte es zur damaligen Zeit bereits für "American Pie", in welchem es sich zwar weitestgehend nur um Sex dreht, der aber dennoch recht harmlos daherkam, zu einem kleinen Skandal. Die logische Fortführung dessen war schließlich "Eiskalte Engel", wo der Sex nicht nur der Hauptfokus ist, sondern im Grunde den einzigen sinnigen Lebensinhalt der Hauptfiguren darstellt. Das ist dann zwar ziemlich heiß und gerade für einen Film der letzten Dekade, der sich an Teenies richtet, erstaunlich freizügig... aber auch sehr vorhersehbar und irgendwie auch ziemlich doof. EISKALTE ENGEL Für den attraktiven Jungspund Sebastian Valmont (Ryan Philippe) ist die Verführung von naiven, jungen Damen der Mittelpunkt des Lebens. Um dem ganzen einen zusätzlichen Reiz zu verschaffen, sucht er stets neue Herausforderungen und geht schließlich mit se

Eddie the Eagle - Alles ist möglich

"Das wichtigste bei den Olympischen Spielen ist nicht der Sieg, sondern die Teilnahme. Das wichtigste im Leben ist nicht der Triumph, sondern der Kampf." Dieses Zitat, welches den Film "Eddie the Eagle" abschließt, stammt von Baron Pierre de Coubertin, dem Begründer der Olympischen Spiele. Und es bringt den Kern der Geschichte, die in diesem Film erzählt wird, sehr gut auf den Punkt, denn um den Sieg geht es hier eigentlich nicht oder zumindest nicht sehr lange. Aber es wird gekämpft und das obwohl niemand dieses seltsame Gespann aus Trainer und Sportler wirklich ernstnehmen wollte - genau das ist das Herz dieses Biopics, welches viele Schwächen, aber zum Glück auch viel Herz hat... EDDIE THE EAGLE Für Michael Edwards (Taron Egerton) gibt es trotz einer bleibenden Knieverletzung nur einen Traum: Er will in einer Disziplin bei den Olympischen Spielen antreten. Schon in seiner Kindheit scheitert er beim Hammerwerfen und Luftanhalten und landet schließlich, sehr

Holzhammer pur: Filmkritik zu "Cherry - Das Ende aller Unschuld"

Mit achtzehn Jahren ist sich der Student Cherry (Tom Holland) sicher, in seiner Kommilitonin Emily (Ciara Bravo) die Liebe seines Lebens gefunden zu haben. Als diese ihn jedoch eiskalt verlässt, beschließt Cherry in seiner Trauer, sich für die Army zu verpflichten... noch nicht wissend, dass Emily ihre Meinung ändern und zu ihm zurückkehren wird. Doch der Schritt ist bereits getan und Cherry wird für zwei Jahre in den Irak versetzt, um dort für sein Land zu kämpfen. Die Erfahrungen, die er dort macht und die Dinge, die er dort sehen wird, lassen ihn völlig kaputt zurück... und machen schließlich auch die Rückkehr in seine Heimat und sein folgendes Leben zu einem irren Rausch verkommen, der nicht nur ihn selbst, sondern auch die Menschen um ihn herum zu zerstören droht. Die Brüder Anthony Joe und Russo, die mit dem genialen "Avengers"-Doppel "Infinity War" und "Endgame" zwei der erfolgreichsten und besten Filme unserer Zeit erschufen, holen Tom "Spid