Shane Blacks erster, richtiger Ausflug ins Mega-Blockbuster-Genre gefiel lange nicht jedem. Und obwohl "Iron Man 3" dennoch genügend Kohle einspielte, wandte sich Black dem MCU wieder ab und kommt nun 2016 mit dem Genre zurück, welches er mit "Kiss Kiss, Bang Bang" bereits bespaßte: Die Buddy-Komödie. Und auch diesmal erreicht der Regisseur sein Ziel. Mit einer guten Besetzung, viel Witz und einigen wirklich brillanten Szenen gelingt ihm gute Kino-Unterhaltung.
THE NICE GUYS
Die Wege von Jackson Haley (Russell Crowe) und Holland March (Ryan Gosling) kreuzen sich auf seltsame Weise. Beide sind im Grunde Privatdetektive, wobei March in seinem Job jedoch vorwiegend ältere, im Kopf nicht mehr ganz klare Damen übers Ohr haut und Haley unterm Radar agiert, sich von Klienten bezahlen lässt, um den Übeltätern dann eins aufs die Mütze zu geben. Beide werden schließlich in den Fall der verschwundenen Amelia Kutner (Margaret Qualley) verstrickt. Über ihr Verschwinden decken sie schließlich eine weitgefächerte Verschwörung auf, in welche auch einige Hohe Tiere verstrickt sind...
Mit "Kiss Kiss, Bang Bang" brachte Shane Black die ruinierte Karriere des Robert Downey Jr. wieder auf gewisse Höhen... heute ist er einer der bestverdienensten Schauspieler der Welt. Eine solche Karriere muss in "The Nice Guys" nicht neu aufgerüttelt werden, denn die beiden Hauptdarsteller befinden sich nach wie vor auf der Höhe ihres Schaffens. Gerade Ryan Gosling wurde in den letzten Jahren ja spürbar immer besser und auch hier zeigt er erneut in einer klar humorbetonten Rolle, dass ihm das Genre verdammt gut liegt, in Sachen Timing und Ausstrahlung macht ihm so schnell keiner was vor. Im Zusammenspiel mit einem ebenfalls stark aufgelegten Russell Crowe entfachen sich dabei etliche Wortduelle und charmante Slapstick-Momente, die ganz klar nach dem Stil des Shane Black inszeniert sind und somit wunderbar unterhalten. Die eigentliche Crime-Story ist dabei nicht ganz so aufregend, immerhin aber solide inszeniert, den größten Spaß zieht "The Nice Guys" jedoch aus der Zusammenarbeit seiner beiden Hauptdarsteller und auch wenn nicht jeder Witz sitzt, so gibt es hier doch eine ganze Menge zu lachen, wobei auch immer wieder auf politische Korrektheit gepfiffen wird: Da werden Kinder aus Fenstern geworfen, unbeteiligte Zivilisten angeschossen und Fische aufs Trockene gelegt. Das wird nicht jedem gefallen, aber mit "brav" hat sich Black ja eh nie zufrieden gegeben. Dem Unterhaltungswert tun diese paar etwas morbiden Szenen aber keinen Abbruch, denn man kann all das eh kaum ernstnehmen und lässt sich irgendwann eh nur noch von den gelungenen Gags und der an sich auch überzeugend vorgetragenen Geschichte berieseln. Im Mittelteil verliert "The Nice Guys" dann ein wenig seinen Lauf, bevor er mit einem starken Finale aber wieder aufs Siegertreppchen wandert. Zuvor gibt es dann ein wenig Leerlauf, der besonders mit einem doch eher undankbaren Nebencharakter zusammenhängt. Was in "Iron Man 3" noch funktionierte, ist "The Nice Guys" schnell ein Klotz am Bein: Ein neunmalkluges Kind, welches den Ermittlern zur Seite steht. Angourie Rice bringt in der Rolle von Holland Marchs dreizehnjähriger Tochter zwar einiges an Ausstrahlung mit, aber ihr Part wird dann doch arg ausgewalzt, zieht sich über den kompletten Film und wird irgendwann schnell nervig. Wenn Holly schließlich mehr als einmal den Tag rettet und auch noch einen emotionalen Subplot abbekommen soll, verliert der Film einiges an Schärfe und büßt auch sein Tempo ein. Das führt dann dazu, dass man sich knapp zwei Stunden zwar gut unterhalten fühlt, auf den Nebenschauplätzen (auch andere Nebenfiguren sind unzureichend charakterisiert) aber immer mal wieder Stagnation und Verwirrung herrscht. Fazit: Nicht alle Subplots überzeugen und gelegentlich büßt Shane Blacks neue Buddy-Komödie zu viel Tempo ein. Dank zwei starken Hauptdarstellern, einem charmanten Wortwitz und viel wilder Action dennoch ein unterhaltsames Stück Kino, so kurz vor der Europameisterschaft.
Note: 3+
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