Oftmals werden gewisse Filme zu Klassikern, sobald ihr Hauptdarsteller verstorben ist. Bei Robin Williams ist das Ganze aber irgendwie anders: Schon lange bevor er 2014 überraschend verstarb, waren viele seiner Filme Kult, was seinen plötzlichen Tod noch trauriger machte. Über "Der Club der toten Dichter", "Hook", "Good Will Hunting", "Jumanji", "Mrs. Doubtfire", "Aladdin"... Williams drückte all diesen Werken seinen eigenen Stempel auf und verhalf ihnen zu großem Erfolg. Eine seiner ersten Hauptrollen hatte er indes in der Drama-Komödie "Good Morning, Vietnam", den ich nun zum ersten Mal gesehen habe...
GOOD MORNING, VIETNAM
Im Jahr 1965 kommt Adrian Cronauer (Robin Williams) nach Vietnam. Er soll dort als Radiomoderator für die US Army auf Sendung gehen und die zum Teil eingestaubten Sprecher ablösen. Doch seine Art stößt nicht nur auf Freundlichkeit. Durch seine teils kritischen Witze, seine zu moderne Musik, seine wilde Art und sein Talent dafür, Regeln zu brechen, steht er besonders bald bei Ltd. Steven Hauk (Bruno Kirby) in einem schlechten Licht. Doch Cronauer will sich nicht unterbuttern lassen und geht sogar schon bald gegen die Nachrichten-Zensur vor...
Dass ein Film mit seinem Hauptdarsteller stehen oder fallen kann, beweist "Good Morning, Vietnam". Robin Williams ist hier wie gewohnt fantastisch, sahnte für seine Performance einen Golden Globe und eine Oscarnominierung ab... und all das völlig zurecht! Williams zeigt, dass ein ernstzunehmender Schauspieler (und nichts anderes war er) in einem Film durchaus brüllend komisch sein kann und dennoch die emotionalen Tiefen seiner Rolle auslotet. So wechseln sich hier herrlich ironische Szenarien mit teils erschütternden Szenen, die den Krieg in Vietnam so zeigen, wie er ist: Brutal, schonungslos, nicht zu kontrollieren. Bei einer FSK-Freigabe ab 12 wird natürlich auch einiges versteckt, dennoch beschönigt der Film nichts und bleibt von vorne bis hinten ehrlich. Gezogen von der Performance seines Hauptdarstellers ist dabei aber auch nicht alles Gold, was so schön glänzt. Mit zwei Stunden ist das Ding nämlich auch eindeutig zu lang geraten und dreht sich gerade im Mittelteil deutlich im Kreis. Zudem zünden einige der emotionaleren Szenen nicht so richtig und gerade die schockierenden Enthüllungen im letzten Drittel entfalten wenig Gewicht, da man sich abseits von Williams' Adrian Cronauer mit den Nebenfiguren nur unzureichend beschäftigt hat. So sieht man dann auch die Botschaft, die uns der Film vermitteln will, rasch kommen. Generell entwickelt sich "Good Morning, Vietnam" sehr vorhersehbar und rüttelt somit auch nicht an den Grenzen, die einem das Genre so auferlegt. Nichtsdestotrotz ist er natürlich sehr gut inszeniert und auch gut gespielt. Neben Robin Williams gefallen besonders Forest Whitaker in einer seiner ersten großen Rollen und Bruno Kirby als strenger Lieutnant, der stets glaubt, etwas von Humor zu verstehen... was er aber ganz und gar nicht tut. Robin Williams' Figur tut das natürlich eher und seine teils langen Monologe, die er am Radiomikrofon abfeuert sind dann auch wirklich witzig. In der deutschen Synchronisation verlieren diese aber noch mal einiges an Wert, denn ein Williams ist auch stimmlich schlichtweg nicht zu imitieren. In der zweiten Hälfte fällt der Film dann spürbar mehr ins Drama, er wendet sich noch mehr der Kriegsthematik zu und liefert dabei einigr überraschend spannende Szenarien. Dass aber gerade Komiker Cronauer immer wieder in brenzlige Situationen gerät, wirkt teilweise etwas aufgesetzt und die schon besprochene Wendung gegen Ende wirkt auch eher so, als hätten sich die Autoren noch einen kleinen Schock aus den Fingern saugen müssen... so richtig passen tut es aber nicht. Fazit: Robin Williams ist in der Hauptrolle brillant und einige Einzelszenen sind es ebenfalls. Dazwischen gibt es aber auch viel Leerlauf und Drama und Komödie finden hier nicht immer ganz passend zueinander.
Note: 3
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