Ich hasse es, gespoilert zu werden und kann auch nicht verstehen, wie irgendjemand, der etwas von Filmen hält, sich gerne solchen Spoilern hingibt. Mir können sie den Spaß am Film komplett verderben und es kam schon häufig vor, dass ich mir spezielle Filme gar nicht mehr angesehen habe, weil mir bereits zu viel verraten wurde. Auch Martin Scorseses Klassiker "Taxi Driver" landete bei mir lange im Giftschrank, da mir bereits etliche Handlungsdetails zuvor gespoilert worden waren. Über die Jahre hinweg konnte ich diese Äußerungen glücklicherweise verdrängen, sodass ich mir den Film nun doch ansehen und eine weitere Klassiker-Lücke schließen konnte...
TAXI DRIVER
Travis Bickle (Robert De Niro) fährt in New York seit Neuestem Taxi, meistens Nacht, da er unter Schlafstörungen leidet und versucht, in dieser Zeit des Wachbleibens immerhin noch ein wenig Geld zu verdienen. Dabei besucht Bickle auch die heruntergekommenen Viertel der Stadt und hegt gegen diese schon bald einen Hass. Die Gewalt, die Prostitution, die Erpressung, all das macht den jungen Fahrer wütend. Auch als er die junge Frau Betsy (Cybill Shepherd) kennenlernt, hilft ihm dies wenig darüber hinweg. Ist Travis etwa kurz davor, durchzudrehen?
Was hatte ich nicht schon alles über "Taxi Driver" gehört. Eines von Martin Scorseses ersten Meisterwerken, Robert De Niro mit einer absoluten Glanzleistung, Jodie Fosters Rolle, die sie zum Megastar machte... Gründe genug also, sich den Film endlich mal anzusehen. Und nein, diese ganzen Lorbeeren kann ich dann nicht so ganz teilen, auch wenn ich tatsächlich einen ziemlich guten Film gesehen habe. Besonders störend empfand ich die plötzliche Wandlung der Hauptfigur vom etwas tumben Taxifahrer hin zum durchgeknallten Wüterich. Klar, die aufgestauten Aggressionen bekommt man auch zuvor schon mit, filmisch ist diese Wendung aber nicht wirklich gelungen und stellt einen rasch vor einige Fragezeichen. Ansonsten ist diese Kultfigur jedoch hervorragend gelungen. Der improvisierte Spiegel-Dialog (eine der Kultszenen des Genres) ist eine Meisterleistung eines Robert De Niro, der hier erneut zeigt, zu was für großen Dingen der Mann einmal fähig war, bevor er sich zur Jahrtausendwende mit einigen schwachen Werken herabstufte. Er ist der führende Punkt in diesem Film, alle anderen Figuren treffen ihn und werden auch durch ihn charakterisiert, De Niro überschattet sie jedoch alle, sogar die damals dreizehnjährige Jodie Foster. In der Rolle einer minderjährigen Prostituierten mit erschreckend vorlautem Mundwerk ist sie dennoch schlichtweg grandios und man kann sogar heute noch verstehen, wieso viele Kritiker und Zuschauer diese Darstellung skeptisch beäugten, denn wie das junge Mädchen hier flucht und sich den alten Männern anbiedert, das lässt schon kalt den Rücken runterlaufen. Bis Foster jedoch handelnd eingreift ist schon über die Hälfte des Films vergangen, zuvor beschäftigt sich "Taxi Driver" weitestgehend mit der Rolle des Travis Bickle und seiner Beziehung zu Betsy, die jedoch gerade in den lauen Konflikten ein wenig enttäuscht. Da entsteht dann auch mal die ein oder andere Länge, wenn gewisse Dialogszenen (so toll sie auch geschrieben sind) zu weit gedehnt werden, um wirklich bei Laune zu halten. Das unvermeidbare Finale an sich sorgt dann zwar merklich für Adrenalin, hat jedoch die Jahre nicht ganz so gut überstanden und verliert mit seinen teils miesen Effekten besonders gegen den ähnlich alten "Der Pate" doch deutlich. Das klingt nun alles härter, als es eigentlich ist, denn "Taxi Driver" weiß schon über seine Laufzeit hinweg zu fesseln, was den stark geschriebenen Dialogen, den interessanten Figuren und auch der grandiosen Besetzung liegt (zu der unter anderem noch Albert Finney und Harvey Keitel angehören). Dass sich dabei aber einige kleine Mankos eingeschlichen haben, ist doch nicht zu übersehen, weswegen ich den Film auch ungerne in meinen persönlichen Klassiker-Status heben möchte. Fazit: Überdurchschnittlich inszenierter und gespielter Charakter-Thriller mit tollen Figuren. Einige Längen und Handlungssprünge bremsen das Vergnügen aber.
Note: 3+
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