Direkt zum Hauptbereich

Money Monster

Wenn Schauspieler Regie führen, kann das auch mal in die Hose gehen. Ein Gegenbeispiel ist Ben Affleck, der mit seinen Top-Thrillern "Argo" und "The Town" auch die grummeligsten Kritiker überzeugte. Jodie Foster bescherte uns hinter der Kamera wiederum eher einige Dramen, nun wechselte aber auch sie in den Thriller-Bereich. Die Kritiker waren davon eher mäßig begeistert, ich wurde jedoch glücklicherweise spannend unterhalten.

MONEY MONSTER


Lee Gates (George Clooney) moderiert im TV die Show "Money Monster", wo er sich mit aktuellen Aktien auseinandersetzt und Tipps abgibt, wofür man sein Geld denn nun am besten anlegen sollte. Nun ging einer seiner Tipps jedoch nach hinten los und etliche Menschen verloren viel Geld. Einer von ihnen ist Kyle Budwell (Jack O'Connell), der mit dem finanziellen Verlust nicht klarkommt und kurzerhand bewaffnet in die Live-Sendung einbricht. Sein Ziel: Ein Geständnis von Gates zu bekommen. Während Gates bedroht wird, versucht die Regisseurin Patty Fenn (Julia Roberts) hinter den Kameras, das Schlimmste zu verhindern...

Nein, so ganz ernstnehmen sollte man das Ganze sicher nicht und auch in den politischen Untertönen, die da mitwirken, vergreift sich Regisseurin Foster das ein ums andere Mal. Gerade im Finale wird dann die Unglaubwürdigkeit mehr als einmal strapaziert, wenn die genauen Hintergründe aufgedeckt werden... diese sollte man dann sicherlich nicht expliziter hinterfragen. Aber sieht man davon einmal ab, kann man durchaus spannende anderthalb Stunden mit "Money Monster" verbringen. Sicher, so ganz wohl fühlte sich Foster im Thriller-Genre nicht, aber immerhin macht sie ihre Arbeit gut genug, dass es stets einigermaßen packend bleibt. Der in Echtzeit inszenierte Film schraubt sich mit fortschreitender Laufzeit immer höher und auch wenn es an großen Überraschungen mangelt, bleibt man dennoch am Ball. Mit immer neuen Ideen bringt man die Figuren in stets neue Dilemmas und hält so die Spannung aufrecht. Dass das Ganze nicht wahnsinnig originell ist, ist dabei halb so schlimm, denn mit einfachen Mitteln gelingt es, das Interesse des Zuschauers weit genug hochzuhalten, dass man sich keine Minute langweilt. Das ist sicherlich auch dem sehr soliden Spiel der Darsteller zu verdanken. Jack O'Connell chargiert zwar streckenweise etwas arg, in Sachen Präsenz muss er aber nichts befürchten. George Clooney als großmäuliges Arschloch ist auch mal eine schöne Abwechslung zu seinen mal dümmlich-verpeilten oder auch gutmütig angelegten Charakteren und Clooney hat sichtlich Spaß, hier auch mal die Sau rauszulassen. Die beste Leistung bringt indes Julia Roberts, die als Regisseurin der Show noch versucht, alle Fäden in den Händen zu behalten und dabei mit Ausstrahlung und einem gewissen Charme die Sympathien der Zuschauer für sich gewinnt. Eine kleine Rolle ist auch noch für "Breaking Bad"-Bösewicht Giancarlo Esposito abgefallen. Damals spielte er als grausam-brutaler Drogenboss Gustavo Fring in Ligen, die mehr als oscarwürdig waren, hier hat er als Polizeicaptain dann aber leider doch etwas zu wenig zu tun und bleibt so weit unter seinem eigentlichen Können. Gegen Ende, wenn man schließlich (wie in den Trailern schon verraten) das Filmstudio verlässt, steigt dann zwar auch die Spannung, im Showdown wird dann streckenweise aber doch etwas dick aufgetragen und das Thema auf sehr überzogene Weise zu einem Ende gebracht. Bis dahin hat man sich jedoch schon so gut unterhalten gefühlt, dass das nicht mehr wirklich schlimm ist. Fazit: Spannender Thriller mit gut aufgelegter Besetzung. Dass man die Glaubwürdigkeit immer wieder arg strapaziert, stört zwar, dennoch kann man aufregende anderthalb Stunden mit diesem Film verbringen, wenn man sein Gehirn ab und zu mal abschaltet.

Note: 3+


Kommentare

Beliebte Posts aus diesem Blog

Eddie the Eagle - Alles ist möglich

"Das wichtigste bei den Olympischen Spielen ist nicht der Sieg, sondern die Teilnahme. Das wichtigste im Leben ist nicht der Triumph, sondern der Kampf." Dieses Zitat, welches den Film "Eddie the Eagle" abschließt, stammt von Baron Pierre de Coubertin, dem Begründer der Olympischen Spiele. Und es bringt den Kern der Geschichte, die in diesem Film erzählt wird, sehr gut auf den Punkt, denn um den Sieg geht es hier eigentlich nicht oder zumindest nicht sehr lange. Aber es wird gekämpft und das obwohl niemand dieses seltsame Gespann aus Trainer und Sportler wirklich ernstnehmen wollte - genau das ist das Herz dieses Biopics, welches viele Schwächen, aber zum Glück auch viel Herz hat... EDDIE THE EAGLE Für Michael Edwards (Taron Egerton) gibt es trotz einer bleibenden Knieverletzung nur einen Traum: Er will in einer Disziplin bei den Olympischen Spielen antreten. Schon in seiner Kindheit scheitert er beim Hammerwerfen und Luftanhalten und landet schließlich, sehr...

Meine Erstsichtungen vom 08.07.24 bis zum 14.07.24

Girl You Know It's True: Musiker-Biopic von Simon Verhoeven, mit Tijan Njie, Elan Ben Ali, Matthias Schweighöfer, Bella Dayne, Mitsou Young und Graham Rogers Dem Film über das umstrittene Musik-Duo Milli Vanilli gelingt das Kunststück, einerseits ungemein unterhaltsam zu sein und andererseits einen der größten Skandale der Musikgeschichte zu erzählen, ohne ihn großartig auszuschlachten. Stattdessen gibt der Film den beiden verrufenen Künstlern ihre Würde zurück, indem er die Hintergründe des Aufstiegs und Falls der beiden Ikonen genau dezidiert und dabei nicht wütend mit dem Finger auf einen bestimmten Schuldigen zeigt - das ist dann auch für Kenner noch hochinteressant, bisweilen spannend und mit einigen emotionalen Tiefschlägen ausgestattet. Trotz einiger Längen hält Simon Verhoevens Regie den Film durchweg am Leben, die Musikszenen sind energetisch inszeniert. Zudem wissen nicht nur Tijan Njie und Elan Ben Ali in den Hauptrollen durchweg zu überzeugen, sondern auch Matthias Schw...

Cold Comes the Night

Die alleinerziehende Mutter Chloe (Alice Eve) leitet ein heruntergekommenes Motel, wo immer wieder zwielichtige Gäste eintrudeln und sogar die örtlichen Prostituierten ein Zimmer nehmen, um sich mit ihren Kunden zu vergnügen. Für Chloes Tochter Sophia (Ursula Parker) ist dies kein geeigneter Wohnort, findet das Jugendamt, und droht deswegen sogar damit, sie Chloe wegzunehmen. Als eines Abends ein mysteriöser Reisender (Bryan Cranston) um ein Zimmer für eine Nacht bittet und sich bereits am Empfang merkwürdig verhält, wird Chloe bereits hellhörig. In der Nacht fallen plötzlich Schüsse und zwei Bewohner der Appartements werden tot aufgefunden. Doch ist dies erst der Beginn einer wahren Tortur, durch welche Chloe in den nächsten Stunden noch wird gehen müssen... Es gibt durchaus einige Filme, bei denen ich mich nachträglich mehr als gewundert habe, warum diese nicht das Licht der Leinwand erblickt haben, sondern direkt für den Heimkinomarkt ausgewertet wurden - noch vor Zeiten von großen ...