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Mindscape

Jaume Collet-Serra zeichnete unter anderem für den ausgesprochen gelungenen Horror-Thriller "Orphan - Das Waisenkind" verantwortlich. Da sind die Erwartungen für seine späteren Werke, selbst wenn er wie hier nur als Produzent und nicht als Regisseur arbeitet, natürlich nicht gerade gering. Leider kann man bei "Mindscape" dann jedoch verstehen, wieso er der Film in Deutschland nie die Kinos erreichte und direkt auf DVD und Blu-Ray veröffentlicht wurde, denn die eigentlich einfallsreiche Ausgangssituation der Geschichte verläuft sich rasch in vorhersehbaren Klischees...

MINDSCAPE


John Washington (Mark Strong) ist ein sogenannter "Mind Detective": Er kann in die Köpfe und Erinnerungen seiner "Patienten" eindringen, deren Vergangenheiten somit miterleben und daraus gewisse Schlüsse ziehen. In seinem neuesten Fall soll er die Geheimnisse der hungerstreikenden Teenagerin Anna (Taissa Farmiga) aufdecken, welche sich gegen ihre Eltern stellt. Dabei stößt er auf einige seltsame und grausame Tatsachen in ihrer Vergangenheit und muss die Möglichkeit in Betracht ziehen, dass Anna vielleicht weniger Opfer als Täter ist...

Die Grundhandlung an sich klingt ja nicht unspannend und erinnert an einen kruden Mix aus Christopher Nolans Meisterwerk "Inception" und Steven Spielbergs spannendem "Minority Report". Das Beste aus beiden Welten kann Regisseur Jorge Dorado hier allerdings nicht versammeln, da seine Story mit fortschreitender Laufzeit doch klar zerfasert. Etliche Nebenschauplätze werden von dem Protagonisten John Washington abge- und untersucht, was erstmal tödlich fürs Tempo und weiterhin auch für die Geschichte ist, die lange braucht, um so richtig in Schwung zu kommen. Tut sie das dann endlich, sind wir aber nur noch wenige Szenen von dem enttäuschenden Schlussakt entfernt, der eine zuvor bereits lange erwartete Wendung als großen Mindfuck präsentiert. Dieser ist dann aber so vorhersehbar und wurde zu Beginn auch ausreichend angeteasert, dass eine Überraschung hier vollkommen ausbleibt. Interessanter gestaltet sich hier schon die Beziehung zwischen John und seiner jungen Patientin Anna. So richtig klar wird nie, was genau Anna getan oder eben nicht getan hat, ob man ihr vertrauen kann und was sie denn für ein Spielchen treibt. Angezogen von den sehr soliden Performances von Mark Strong und "American Horror Story"-Star Taissa Farmiga entsteht hier ein recht spannendes Psycho-Duell, getragen von zwei interessanten Charakteren, die man so auch noch nicht in jedem Film gesehen hat. Diese Szenerie hebt sich dann auch recht wohltuend vom Rest des Filmes ab, denn dieser Rest ist zwar solide, aber ohne jeden Mehrwert inszeniert und wird dementsprechend schnell vergessen sein. Dorado hat es verpasst, der an sich interessanten Geschichte seinen eigenen Stempel aufzudrücken, weswegen dieser Thriller dann flott in der Bedeutungslosigkeit versandet und nebenbei einige der Nebenhandlungen noch nicht einmal konkret zu Ende denkt, weswegen einige Fäden lose am Boden liegen bleiben. Da muss also auch beim Drehbuch irgendetwas schiefgelaufen sein. Eine erneute Verständnislosigkeit wie bei "Lucky Number Slevin", warum dieser Film nicht in die deutschen Kinos kam, findet hier also nicht statt. Eine Katastrophe wie der ebenfalls direkt auf DVD veröffentlichte "Dream House" ist "Mindscape" zwar auch nicht, aber sicherlich ein Film, den man schnell wieder vergisst und der angesichts der mauen Geschichte auch Zeitverschwendung ist. Fazit: Die maue Geschichte wird solide von den beiden Hauptdarstellern getragen, versandet aber rasch in Bedeutungslosigkeiten und langweilt durch Klischees und vorhersehbare Wendungen.

Note: 4


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