Es ist schon eine beeindruckende Leistung, die Stephen Hawking in seinem Leben hingelegt hat. Die Ärzte gaben ihm nach dem Bekanntwerden seiner Motoneuronerkrankung nur noch zwei Jahre zu leben... doch er lebt noch immer. Nebenbei entwickelte er eine grandiose Theorie zur Entstehung des Universums und der Schwarzen Löcher, und das obwohl er sich bereits früh kaum mehr bewegen konnte. Natürlich muss auch diese Lebensgeschichte früher oder später für ein emotionales Biopic herhalten und für dieses gewann Eddie Redmayne dann sogar den Oscar als bester Hauptdarsteller...
DIE ENTDECKUNG DER UNENDLICHKEIT
Stephen Hawking (Eddie Redmayne) studiert an der Universität von Cambridge im Bereich Physik und fällt dort schon früh mit seinen Begabungen auf, komplexe Marterien zu lösen. Er ist einer großen Frage, welche hinter dem Beginn des ganzen Universums steht, auf der Spur, als eine drohende Motoneuron-Krankheit ihm nach und nach die Fähigkeit der Bewegung nimmt. Seine Frau Jane (Felicity Jones) hilft ihm durch die Strapazen hindurch und muss für die Ehe und für die Lebensziele ihres Mannes, der noch immer daran festhält, eine verständliche Lösung zu finden, viel opfern...
Für fünf Oscars war "Die Entdeckung der Unendlichkeit" 2015 nominiert (unter anderem für den besten Film) und nahm zumindest den Preis für den besten Hauptdarsteller mit nach Hause. Und es steht außer Frage, dass Eddie Redmayne diesen mehr als verdient hat. Er bringt nicht nur eine leuchtende Performance in der Zeit zustande, in welcher Hawking noch nicht, wie heutzutage bekannt, bewegungslos an seinen Rollstuhl gefesselt ist, sondern in welcher er als schüchterner und verkopfter junger Mann seinen Zielen nachjagt. Später, wenn Redmaynes schauspielerische Möglichkeiten herbe eingeschränkt werden, seine Figur die Kraft zur Bewegung und später auch des Sprechens verliert, wird die Herausforderung natürlich noch viel größer und der junge Schauspieler besteht diese mit größtem Bravour. Er kann sich nur auf kleine Mimiken und Gesten verlassen, legt in diese aber solch eine Kraft, solch einen Ausdruck, dass man nur staunen kann.
Doch eigentlich ist dies gar nicht so sehr ein Film über Stephen Hawking, den Redmayne hier so brillant gibt, sondern ein Film über dessen Frau Jane... immerhin beruht das Werk auch auf ihrem Roman, in welchem sie einen Einblick in die komplizierte Ehe gibt. Felicity Jones kann sich da aber natürlich, obwohl mindestens ebenso sehr Hauptrolle wie Eddie Redmayne, noch so sehr sträuben, die Augen des Zuschauers liegen auf Hawking. Dass Jones hier eine ebenfalls grandiose, ebenfalls oscarnominierte Leistung hinlegt, das könnte für manchen Zuschauer beinahe ein wenig übersehen werden, vielleicht weil ihre "einfachere" Leistung eben nicht ganz so beeindruckend aussieht, doch sollte man vor einer solch klaren, emotionalen Performance dennoch den Hut ziehen.
Der Film selbst steckt hinter diesen gewaltigen Schauspielleistungen, bei welchen unter anderem auch noch Emily Watson und "Harry Potter"-Star David Thewlis aufblühen, ein wenig zurück. Es handelt sich eben doch "nur" um das erwartete Biopic, während welchem die richtigen Knöpfe gedrückt werden, um beim Zuschauer Emotionen hervorzurufen und das geschieht auf zwar wirkungsvolle, aber eben auch recht altbekannte Art und Weise. Regisseur James Marsh findet kraftvolle Bilder, aber nicht immer die richtige Inszenierung, um diese Höhen und Tiefen durchlebende Ehe durchgehend passend zu gestalten. So hängt der Film im Mittelteil, wenn mit dem von Charlie Cox gespielten Jonathan Jones eine dritte Partei dazukommt, doch spürbar durch und über manch wichtige Szene rast er viel zu flott hinweg.
Auch Zuschauer, die sich einen genaueren Blick in die Gedanken des Genies Hawking versprochen haben, dürften eher enttäuscht sein, denn der Film widmet sich fast ausschließlich der Beziehung zwischen Jane und Stephen. Dies geschieht kraftvoll und emotional, der letzte Funke möchte aber nicht überspringen, vielleicht weil der Ausgang bekannt ist, vielleicht, weil der Film eben nie einen Schritt weitergeht, als wir es erwarten. Der Stoff an sich ist aber natürlich schon schwer umzusetzen für ein Medium, welches mit Bildern und Wörtern arbeiten muss, dementsprechend holt Regisseur Marsh noch viel aus dem Material heraus. Aber so richtig begeistert, rundum und vollkommen, dürfte wohl auch niemand sein.
Fazit: Grandios gespielt, sehr schön inszeniert. Trotz der kraftvollen Schauspieler und des guten Drehbuchs will der Funke nicht überspringen, da der Originalstoff eben nicht mehr als das gewohnte Biopic-Drama hergibt.
Note: 3+
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