Direkt zum Hauptbereich

Inferno

Mit dem Tod von Arne Elsholtz ging Ende April eine der bekanntesten deutschen Stimmen von uns. Arne "wer"?, werden da manche sicherlich fragen. Elsholtz war die fast durchgehende, deutsche Synchronstimme von Superstars wie Tom Hanks, Jeff Goldblum und Bill Murray und nun einen Ersatz für dessen einmaligen Klang zu finden, das war schwer. Hanks wird ab jetzt von Thomas Nero Wolff synchronisiert, welcher vielen als deutsche Stimme von u.a. Hugh Jackman und Woody Harrelson bekannt sein dürfte. Die Umgewöhnung dürfte für die Zuschauer dennoch schwierig werden, denn die neue Stimme sorgte während der Sichtung von "Inferno" doch ab und zu für ein ungutes Gefühl...

INFERNO


Robert Langdon (Tom Hanks) erwacht in einem Krankenhaus. Eine Kopfverletzung löst seltsame Halluzinationen und Visionen in seinen Gedanken aus, die auf Dantes Götterschrift "Inferno" anzuspielen scheinen. Schon bald sind verschiedene Killerkommandos hinter ihm her und gemeinsam mit der Ärztin Dr, Sienna Brooks (Felicity Jones) begibt er sich daher auf die Flucht. Wenig später findet Langdon heraus, dass offenbar ein tödlicher Virus von dem vor Kurzem verstorbenen Milliardär Bertrand Zobrist (Ben Foster) freigesetzt werden soll, welcher die gesamte Bevölkerung halbieren soll. Und einzig und allein Langdon scheint die Hinweise darauf, wie man den Virus finden und aufhalten kann, zusammensetzen und verstehen zu können...

Nun also noch eine Nummer größer. Nachdem es in "Sakrileg" eher um ein wohl behütetes, kleines Kunstgeheimnis ging, war in "Illuminati" nun schon ein ganzer Stadtteil in Gefahr. In "Inferno", dem dritten Teil der Filmreihe rund um Professor Robert Langdon, droht nun die halbe Weltbevölkerung ihren letzten Atemzug auszuhauchen. Dementsprechend wichtig ist es also auch, dass die Helden des Films rasch zu ihrem Ziel kommen. Wer nun jedoch denkt, man würde einen spektakulären Abschluss der Trilogie bekommen, welcher noch ein Stück größer und nervenzerreißender daherkommt als bereits der starke "Illuminati", der täuscht sich, denn Ron Howards neuester Streich ist ein dröger Krimi, der so gut wie nichts richtig macht. 
Dies fängt bei den Darstellern an, die durchgehend müde, lustlos und streckenweise gar fehlbesetzt wirken. Sogar Tom Hanks scheint gar nicht mehr richtig Lust auf die Hatz zu haben und ordnet sich dem miesen Drehbuch unter und die ansonsten so talentierte Felicity Jones lässt nichts von ihrem Können durchblicken. Bezeichnenderweise sind es zwei der kleineren Rollen, die da noch am meisten Freude machen, von denen einer direkt in den ersten Filmminuten den Löffel abgibt und anschließend nur noch in Rückblenden und Videoaufnahmen zu sehen ist (Ben Foster mit viel Ausstrahlung) und von denen der andere sich erst spät wirklich in die Handlung einschaltet (Irrfan Khan mit trockenem Humor und netten, kleinen Gesten). 
Der Rest scheint durchaus erkannt zu haben, dass das hier eigentlich ziemlicher Mumpitz ist und wir einfach nur eine drögere und sparsamere Variante von "Illuminati" sehen, der einfach seinen Stärken beraubt wurde. Spannung will bei all den Klischees und den zähen, zerfaselten Dialogen nicht aufkommen, den wenigen Actionszenen fehlt jegliches Tempo, es ist keine Dynamik spürbar. Sogar Hans Zimmers Soundtrack bleibt blass und im Hintergrund, erst im Abspann erkennt man seine eigentlich wirklich schönen Melodien wieder. Kraftlos wirkt auch die ganze Geschichte an sich, die dem ABC des Filmemachens folgt und demnach keine einzige Überraschung bieten kann. Sogar eine Wendung zu Beginn des letzten Filmdrittels ist so vorhersehbar, dass es schmerzt und dabei noch eine der wenigen, netten Ideen, die der Film überhaupt hat. Der Rest ist, trotz zwanzig Minuten kürzerer Laufzeit, langatmig und profillos, ein einfallsloser Krimiplot, der so auch im deutschen Fernsehen als "Tatort" oder "Cobra 11" laufen könnte, wo man sich eine Stunde lang solide unterhalten lassen kann... als Blockbuster mit 120 Minuten, der zudem auch noch die Fortsetzung zu einem der spannendsten, wenn auch nicht cleversten Thriller der letzten Jahre sein soll, ist das aber alles furchtbar blöde. 
Einen Sinn sollte man dahinter tunlichst nicht suchen, die Logiklöcher lassen sich alsbald nicht mehr an einer Hand abzählen und der Versuch, Komplexität zu erschaffen, indem man die Zuschauer lange im Unklaren lässt, welche Partei denn nun welches Ziel hegt, geht nicht auf, da es einem irgendwann auch einfach egal ist, angesichts der geradlinigen und tempoarmen Schnitzeljagd, wo sogar die in den vorherigen Teilen so charmanten Rätsel nicht mehr zum Mitpuzzeln einjagen, da auch diese hoffnungslos zerredet werden, bis man ihnen gar nicht mehr folgen mag.
Fazit: Zäher Thriller voller Klischees, mit einer blassen, vorhersehbaren und zeitweise sinnfreien Handlung, mit müden Schauspielern und undynamischen Actionszenen. Sicherlich einer der schlechtesten und belanglosesten Blockbuster dieses Kinojahres.

Note: 4-






Kommentare

Beliebte Posts aus diesem Blog

Eiskalte Engel

Die 90er Jahre waren das absolute Revival für die Teenager-Komödie, wobei so manch ein auch etwas verruchterer Klassiker entstand. Dabei gereichte es zur damaligen Zeit bereits für "American Pie", in welchem es sich zwar weitestgehend nur um Sex dreht, der aber dennoch recht harmlos daherkam, zu einem kleinen Skandal. Die logische Fortführung dessen war schließlich "Eiskalte Engel", wo der Sex nicht nur der Hauptfokus ist, sondern im Grunde den einzigen sinnigen Lebensinhalt der Hauptfiguren darstellt. Das ist dann zwar ziemlich heiß und gerade für einen Film der letzten Dekade, der sich an Teenies richtet, erstaunlich freizügig... aber auch sehr vorhersehbar und irgendwie auch ziemlich doof. EISKALTE ENGEL Für den attraktiven Jungspund Sebastian Valmont (Ryan Philippe) ist die Verführung von naiven, jungen Damen der Mittelpunkt des Lebens. Um dem ganzen einen zusätzlichen Reiz zu verschaffen, sucht er stets neue Herausforderungen und geht schließlich mit se

Eddie the Eagle - Alles ist möglich

"Das wichtigste bei den Olympischen Spielen ist nicht der Sieg, sondern die Teilnahme. Das wichtigste im Leben ist nicht der Triumph, sondern der Kampf." Dieses Zitat, welches den Film "Eddie the Eagle" abschließt, stammt von Baron Pierre de Coubertin, dem Begründer der Olympischen Spiele. Und es bringt den Kern der Geschichte, die in diesem Film erzählt wird, sehr gut auf den Punkt, denn um den Sieg geht es hier eigentlich nicht oder zumindest nicht sehr lange. Aber es wird gekämpft und das obwohl niemand dieses seltsame Gespann aus Trainer und Sportler wirklich ernstnehmen wollte - genau das ist das Herz dieses Biopics, welches viele Schwächen, aber zum Glück auch viel Herz hat... EDDIE THE EAGLE Für Michael Edwards (Taron Egerton) gibt es trotz einer bleibenden Knieverletzung nur einen Traum: Er will in einer Disziplin bei den Olympischen Spielen antreten. Schon in seiner Kindheit scheitert er beim Hammerwerfen und Luftanhalten und landet schließlich, sehr

Holzhammer pur: Filmkritik zu "Cherry - Das Ende aller Unschuld"

Mit achtzehn Jahren ist sich der Student Cherry (Tom Holland) sicher, in seiner Kommilitonin Emily (Ciara Bravo) die Liebe seines Lebens gefunden zu haben. Als diese ihn jedoch eiskalt verlässt, beschließt Cherry in seiner Trauer, sich für die Army zu verpflichten... noch nicht wissend, dass Emily ihre Meinung ändern und zu ihm zurückkehren wird. Doch der Schritt ist bereits getan und Cherry wird für zwei Jahre in den Irak versetzt, um dort für sein Land zu kämpfen. Die Erfahrungen, die er dort macht und die Dinge, die er dort sehen wird, lassen ihn völlig kaputt zurück... und machen schließlich auch die Rückkehr in seine Heimat und sein folgendes Leben zu einem irren Rausch verkommen, der nicht nur ihn selbst, sondern auch die Menschen um ihn herum zu zerstören droht. Die Brüder Anthony Joe und Russo, die mit dem genialen "Avengers"-Doppel "Infinity War" und "Endgame" zwei der erfolgreichsten und besten Filme unserer Zeit erschufen, holen Tom "Spid