Direkt zum Hauptbereich

Stirb langsam: Jetzt erst recht

Fans, die sich zuvor nicht informiert haben, dürften verwirrt den Kopf heben angesichts der Stimme, mit welcher John McClane im dritten Teil der "Stirb langsam"-Reihe spricht. Tatsächlich drehte Willis' Standard-Synchronsprecher Manfred Lehmann zur Zeit der Aufnahmen für den Film auf Bali und war nicht dazu zu bewegen, für die Sprachaufnahmen nach Deutschland zu fliegen. Stattdessen übernahm Thomas Danneberg, unter anderem bekannt als deutsche Stimme von Sylvester Stallone, McClanes Part in diesem Teil. Erst ab dem vierten Film war Lehmann wieder an Bord...

STIRB LANGSAM: JETZT ERST RECHT


Diesmal steckt John McClane (Bruce Willis) wirklich in der Klemme. Der verrückte Terrorist Simon (Jeremy Irons) droht der Polizei am Telefon mit der Zündung verschiedener Sprengsätze in ganz New York. Einzig, wenn McClane den ganzen Tag über per Telefon seine Befehle entgegennimmt und diese ausführt, würden die Explosionen, unter anderem in Zügen und Schulen, ausbleiben. McClane muss die Herausforderung gezwungenermaßen annehmen und trifft dabei den Ladenarbeiter Zeus (Samuel L. Jackson) aus Harlem, der gegen seinen Willen in den Einsatz hineingezogen wird. Auf die beiden wartet ein langer, anstrengender Tag mit immer neuen Aufgaben...

Nachdem mir "Stirb langsam 2" nicht mehr ganz zugesagt hatte, kehrte für den 1995 erschienenen dritten Teil der Action-Reihe zum Glück John McTiernan auf den Regiestuhl zurück, der bereits das Original zu einem herausragenden Klassiker machte. Und man merkt Teil 3 diese Rückkehr zu den Wurzeln zumindest in Ansätzen unglaublich positiv an, auch wenn ansonsten viele neue Wege beschritten werden. Es dauert kaum eine Minute, da geht der Film schon mit enorm hohen Tempo und den ersten Explosionen los, eine wirkliche Exposition wird nicht vorgenommen, nach zwei kurzen, knackigen Szenen ist McClane schon mittendrim im Geschehen und im weiteren Verlauf der zwei Stunden wird das Tempo auch zu keinem Zeitpunkt mehr hinuntergenommen. 
Wo andere Filme angesichts dieser Masse an Action gerne mal dazu neigen, den Zuschauer quasi taub zu schießen, da weiß "Stirb langsam 3" aber tatsächlich rundum zu überzeugen. John McTiernan bietet uns einen sehr unterhaltsamen Mix aus herrlichem Humor, grandios inszenierter Action und atemloser Hochspannung. Das ist nicht immer sonderlich clever, dafür sieht es aber herausragend gut aus und schraubt sich selbst immer und immer höher. Auf jede starke Actionszene folgt wenige Minuten später schon die nächste, die immer noch ein wenig gelungener ist als die davor. Die Erwartungen des Zuschauers werden, was diesen lauten Krach angeht, mehrfach übertroffen und getreu nach dem Motto, man müsse für jede Fortsetzung noch eine Schippe drauflegen, hetzen McClane und Zeus hier von einer Katastrophe in die nächste, sodass man sich später gar nicht entscheiden kann, welche Szene nun die beste ist. Über einen Beginn, den man so wahrlich nicht erwartet, während welchem die Hauptfigur mit einem sehr speziellen Schild in Boxershorts in Harlem spazieren gehen muss, hin zu einer Jagd gegen die Zeit durch einen Park voller Menschen, weiter zu einer massiven Flutwelle in einem Tunnel und schließlich zum Showdown auf einem Container-Tanker. Jede dieser Szenen ist bravourös gelungen und McTiernan schafft es durch das enorm hohe Tempo die an sich doch eher banale Geschichte hervorragend zu kaschieren. 
Zudem lebt Teil 3 auch ganz klar von dem Charme eines Buddy-Movies und bringt durch die Konstellation um McClane und Zeus viele humoristische Elemente mit ein, die sehr gut funktionieren. Da ist es dann gar nicht mehr so schade, dass alle anderen bekannten Figuren aus den ersten beiden Teilen hier nicht mehr vorkommen. Auch Jeremy Irons weiß als (neben Alan Rickman) wohl genialster Bösewicht der Reihe zu überzeugen, auch wenn sein perfekt ausgeklügelter Plan mit Logik nun nicht mehr ganz so viel zu tun hat... als eiskalter und hochintelligenter Terrorist liefert Irons aber eine erstklassige Performance ab. 
Einzig der allerletzte Showdown, der ein wenig wie an den Film herangeklebt wird und schlichtweg keinen Drive mehr hat und dann sehr abrupt in den Abspann überführt, fällt qualitativ deutlich ab. Hier schienen die Macher nicht mehr wirklich zu wissen, wie sie all das Getöse noch zu einem passenden Ende bringen sollen und machten schließlich einen sehr obskuren und deplatzierten Mini-Showdown daraus, der so gar nicht zum restlichen Ton des Films passt.
Fazit: Mit enorm hohem Tempo, viel Witz und Spannung ohne Ende weiß "Stirb langsam 3" wieder genau die Fans zu beruhigen, die nach dem zweiten Teil erzürnt waren. Die Reihe ist wieder auf Kurs... und auf was für einem!

Note: 2





Kommentare

Beliebte Posts aus diesem Blog

Holzhammer pur: Filmkritik zu "Cherry - Das Ende aller Unschuld"

Mit achtzehn Jahren ist sich der Student Cherry (Tom Holland) sicher, in seiner Kommilitonin Emily (Ciara Bravo) die Liebe seines Lebens gefunden zu haben. Als diese ihn jedoch eiskalt verlässt, beschließt Cherry in seiner Trauer, sich für die Army zu verpflichten... noch nicht wissend, dass Emily ihre Meinung ändern und zu ihm zurückkehren wird. Doch der Schritt ist bereits getan und Cherry wird für zwei Jahre in den Irak versetzt, um dort für sein Land zu kämpfen. Die Erfahrungen, die er dort macht und die Dinge, die er dort sehen wird, lassen ihn völlig kaputt zurück... und machen schließlich auch die Rückkehr in seine Heimat und sein folgendes Leben zu einem irren Rausch verkommen, der nicht nur ihn selbst, sondern auch die Menschen um ihn herum zu zerstören droht. Die Brüder Anthony Joe und Russo, die mit dem genialen "Avengers"-Doppel "Infinity War" und "Endgame" zwei der erfolgreichsten und besten Filme unserer Zeit erschufen, holen Tom "Spid

Eddie the Eagle - Alles ist möglich

"Das wichtigste bei den Olympischen Spielen ist nicht der Sieg, sondern die Teilnahme. Das wichtigste im Leben ist nicht der Triumph, sondern der Kampf." Dieses Zitat, welches den Film "Eddie the Eagle" abschließt, stammt von Baron Pierre de Coubertin, dem Begründer der Olympischen Spiele. Und es bringt den Kern der Geschichte, die in diesem Film erzählt wird, sehr gut auf den Punkt, denn um den Sieg geht es hier eigentlich nicht oder zumindest nicht sehr lange. Aber es wird gekämpft und das obwohl niemand dieses seltsame Gespann aus Trainer und Sportler wirklich ernstnehmen wollte - genau das ist das Herz dieses Biopics, welches viele Schwächen, aber zum Glück auch viel Herz hat... EDDIE THE EAGLE Für Michael Edwards (Taron Egerton) gibt es trotz einer bleibenden Knieverletzung nur einen Traum: Er will in einer Disziplin bei den Olympischen Spielen antreten. Schon in seiner Kindheit scheitert er beim Hammerwerfen und Luftanhalten und landet schließlich, sehr

Eiskalte Engel

Die 90er Jahre waren das absolute Revival für die Teenager-Komödie, wobei so manch ein auch etwas verruchterer Klassiker entstand. Dabei gereichte es zur damaligen Zeit bereits für "American Pie", in welchem es sich zwar weitestgehend nur um Sex dreht, der aber dennoch recht harmlos daherkam, zu einem kleinen Skandal. Die logische Fortführung dessen war schließlich "Eiskalte Engel", wo der Sex nicht nur der Hauptfokus ist, sondern im Grunde den einzigen sinnigen Lebensinhalt der Hauptfiguren darstellt. Das ist dann zwar ziemlich heiß und gerade für einen Film der letzten Dekade, der sich an Teenies richtet, erstaunlich freizügig... aber auch sehr vorhersehbar und irgendwie auch ziemlich doof. EISKALTE ENGEL Für den attraktiven Jungspund Sebastian Valmont (Ryan Philippe) ist die Verführung von naiven, jungen Damen der Mittelpunkt des Lebens. Um dem ganzen einen zusätzlichen Reiz zu verschaffen, sucht er stets neue Herausforderungen und geht schließlich mit se