Der Schock war groß, als Anton Yelchin zur Mitte des Jahres urplötzlich an den Folgen eines skurillen Autounfalls verstarb. Einige abgedrehte Werke finden sich noch in Yelchins Vita und werden wohl in den nächsten Monaten den Weg in die Kinos finden, der Thriller "Green Room" ist jedoch der letzte Film, dessen Premiere Yelchin tatsächlich noch miterlebt hat, "Star Trek Beyond" musste schon ohne ihn auskommen. Als Beweis dafür, wie talentiert der junge Schauspieler tatsächlich war, taugt auch "Green Room" wieder ziemlich gut, dafür ist der Rest des Werkes allerdings wirklich ein zwiespältiges Vergnügen...
GREEN ROOM
Die Punk-Rockband "The Aint Rights" muss mit einem verschobenen Gig leben. Um dennoch noch ein wenig an Kohle zu kommen, entschließen sie sich, dem Tipp eines Freundes zu folgen und in einer Neonazi-Spelunke aufzutreten. Das rechte Publikum stört sie zwar, aber immerhin wird der Job gut bezahlt. Nach dem Auftritt wird Gitarrist Pat (Anton Yelchin) jedoch backstage Zeuge eines Mordes und muss sich zusammen mit seinen Band-Kollegen und der Freundin des Opfers, Amber (Imogen Poots), in dem Raum einschließen. Damit machen sie die ganze Sache jedoch noch viel, viel schlimmer und bringen sich in tödliche Gefahr...
An "Green Room" hatte ich besondere Erwartungen, denn der Film wurde so ziemlich überall ordentlich abgefeiert, bekam hervorragende Kritiken und auch die Besetzung las sich sehr interessant. Leider lief der Film nicht in meinem Kino um die Ecke, sodass ich mich tatsächlich gedulden musste... bis heute, wo ich endlich die Gelegenheit bekam, mir "Green Room" anzusehen. Und in den ersten fünfzehn bis zwanzig Minuten hat mich das Werk auch noch gepackt. Ohne zu viel zu erzählen und die Figuren mit unnötigem Ballast auszustatten zeigt uns "Green Room" den Alltag einer an Geld armen und recht abgefuckten Rockband auf den Straßen, von einem Gig zum nächsten hechelnd, Benzin abgreifend und eigentlich ziemlich am Ende. Hier versteht Regisseur Jeremy Saulnier, wie er seine Charaktere präsentieren muss, ohne dem Zuschauer alles überdeutlich vor den Latz zu knallen, viele ihrer Beweggründe liegen zwischen den Zeilen und wir verstehen sie dennoch, was sehr angenehm zu sehen ist.
Sobald sich der Film jedoch in den titelgebenden "Green Room" verlagert, geht es rapide bergab und wir finden uns in einem Standard-Thriller wieder, der nur noch wenige Überraschungen bietet. Die fünf Protagonisten werden vor verschlossener Tür belagert und versuchen über den Rest der Laufzeit, einen Ausweg aus der Misere zu finden, was sich jedoch oftmals auf immer gleiche Weise präsentiert. Verschlossene Türen, bewachte Ausgänge, das Abschalten des Stroms... das haben wir alles schon gesehen und "Green Room" kann dem Genre somit rein gar nichts Neues hinzufügen. Zwar versucht Saulnier immer wieder, die Erwartungen des Publikums zu untergraben, letztendlich läuft es aber doch auf den Genre-Standard hinaus, wenn einer nach dem anderen von den bösen Buben (hier immerhin besonders hassenswert: waffenfreudige Neonazis) dahingemeuchelt werden. Immer wieder verlassen die Protagonisten aufgescheucht den Raum, um doch wieder aufgemischt und in den Raum zurückgetrieben zu werden. Dieses Spielchen wiederholt sich schließlich so oft und es wird nur so wenig variiert, dass ich irgendwann doch merklich das Interesse verloren habe... trotz teils recht heftiger Brutalität, die gerne mal auf recht überraschenden Wegen den Einzug in den Film findet, aber in Sachen Spannung tut sich da ziemlich wenig.
Da kann auch die sehr solide, dreckige Inszenierung wenig retten, ebenso wenig wie die Schauspieler, die hier doch ziemlich im Regen stehen gelassen werden, da sie sich den Konventionen des Genres beugen müssen. Einzig Patrick Stewart kann hier in seinen wenigen Szenen eine beeindruckende Bedrohlichkeit und Kälte aufbauen, während Imogen Poots und Anton Yelchin durchgehend unterfordert bleiben... auch wenn es schön ist, sie alle mal in Rollen zu sehen, die nicht ihren sonstigen Auftritten in anderen Werken entsprechen und somit nett gegen den Strich besetzt sind. Insgesamt kann ich die guten Kritiken zu "Green Room", die ihm atemlose Spannung und eine Neuerfindung des Genres zollen, nicht nachvollziehen, denn trotz guter Ansätze ist das schon ziemlich mau und die Geschichte an sich wird doch eher dröge und voller Lücken erzählt.
Fazit: Nach einem flotten Beginn säuft "Green Room" in einen überraschungsfreien Survival-Thriller voller Klischees ab, der seine Spannung hergibt, um uns immer wieder die gleichen Situationen zu bieten. Es gibt wahrlich bessere Filme dieser Art.
Note: 4
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