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Findet Dorie

Eugentlich war Pixar ja immer dagegen, Fortsetzungen zu seinen eigenen Filmen zu produzieren und "Toy Story 2" blieb dabei auch lange genug die Ausnahme. Doch irgendwann kam die Zeit, als Disney eben nicht mehr nur auf eigene, kreative Abenteuer setzen wollte, sondern die zuvor geliebten Geschichten eben auch weiterführen wollte... denn wenn eines klar ist, dann, dass geliebte Figuren bei einem weiteren Abenteuer oftmals ordentlich Kohle in die Kassen spülen. Und deswegen haben wir nun auch ein Sequel zu "Findet Nemo" bekommen, welches es eigentlich nicht gebraucht hätte. Richtig wehtun tut es aber auch keinem.

FINDET DORIE


Dorie lebt mittlerweile mit Marlin und seinem Sohn Nemo zusammen im Korallenriff... bis sie sich eines Tages plötzlich an ihre Eltern erinnert und an den vagen Ort, von welchem sie womöglich stammt. Zu dritt machen sie sich auf die Suche und landen schon bald in einem freizeitparkähnlichen Institut für Tiere, die gepflegt und dann wieder zurück in den Ozean entlassen werden sollen. Dorie wird dort jedoch von Marlin und Nemo getrennt und versucht auf eigene Faust, ihre Familie zu finden... während die beiden Clownfische alles daran setzen, ihre Freundin aufzuspüren und dabei von einer gefährlichen Situation in die nächste rutschen.

So richtig wusste ich anfangs nicht, was ich von "Findet Dorie" halten sollte. Ein Sequel zu einem Film, der so gut für sich allein gestanden hat? Und dann auch noch mit Dorie in der Hauptrolle, die zuvor als Sidekick so glänzend funktioniert hatte? Zumindest letzteres ist in dem neuen Film der Pixar Studios aber kein Problem, denn der blaue Fisch mit Gedächtnisproblemen funktioniert tatsächlich auch als emotionaler Mittelpunkt und die Geschichte rund um ihre Suche nach ihren Eltern ist zumindest eine schöne Ausgangssituation. 
Leider machen die Macher letztendlich aber zu wenig daraus und lassen viele der Möglichkeiten ziemlich auffällig liegen. So werden kaum bekannte Gesichter aus dem ersten Film mehr berücksichtigt und auch wenn die neuen Figuren oftmals einen ähnlichen Charme haben, habe ich beispielsweise die selten coole Aquarium-Bande aus dem ersten Teil schmerzlich vermisst. Auch leidet "Findet Dorie", was für Animationsfilme schon selten ist, an einer seltsamen Verquatschtheit. Bevor ein neuer Weg eingeschlagen wird, muss dieser in fast jedem Fall erst einmal ausführlich diskutiert und abgewogen werden, wobei im Grunde immer die selben Fragen gestellt werden. Dorie traut sich nicht, Marlin traut sich nicht, Nemo macht seinem Vater Vorwürfe, Krake Hank hat eigene Pläne. Viel mehr wird einem hier nicht geboten und durch die immer gleichen Dialoge fühlen sich die eigentlich kurzen 95 Minuten gerade im Mittelteil enorm lang an, vielleicht auch, weil die Geschichte an sich recht wenig Substanz bietet. Im Grunde werden die drei Hauptfiguren, streckenweise getrennt voneinander, nur von einem Setpiece zum nächsten geschleudert, lernen neue Freunde und Gefahren kennen, bevor es dann schon zur nächsten Station geht, immer mit der Frage im Hinterkopf, wo denn nun Dories Eltern sind. Storytechnisch ist das schon ziemlich lau und das merkt man dem Film dabei immer und immer wieder an. 
In Sachen Humor bleibt "Findet Dorie" dabei über weite Strecken ebenfalls eher flach, es gibt immer wieder einige Lacher, aber auch sehr viel braven Humor, der kaum zu einem Schmunzeln taugt und auch die cleveren Diskussionen der Hauptfiguren haben hier nicht mehr wirklich Tempo. Auffällig ist hier, dass gerade in der deutschen Synchronisation versucht wird, den eher lauen Wortwitz durch "lustige" Akzente der Figuren auszugleichen. Wenn Robben, Muscheln und Co. aber plötzlich Bayrisch oder Schwitzerdeutsch sprechen, ist das niemals witzig, sondern eher nervig und ein Zeichen dafür, dass hier wohl Ideenarmut herrschte. 
Ich war schon bereit, "Findet Dorie" als misslungen abzuhaken, doch im letzten Drittel nimmt das Werk dann doch noch einmal ordentlich an Fahrt auf und entschädigt die vorhergehende Langeweile, die zumindest teilweise immer wieder herrschte, mit einem vollkommen verrückten, unglaublich witzigen und chaotisch-herrlichen Showdown, der mich vollständig begeistert hat und doch noch mal richtig, richtig Spaß macht. Auch der Mut, mit den Geschehnissen im Wasserpark doch neues Terrain zu besuchen, hat mir gefallen, denn so gerät "Findet Dorie" nie wirklich in Gefahr, nur ein öder Abklatsch des Originals zu werden. Zum Schluss müssen auch noch die Animationen erwähnt werden, die (pixar-gemäß) auf allerhöchstem Niveau angesiedelt sind und dabei immer wieder grandiose Bilder (wie einen vorbeiziehenden Schwarm von Rochen) erschaffen, die man sich so am liebsten an die Wand hängen würde.
Fazit: Mit dem Original hält "Findet Dorie" keinesfalls mit, dafür fehlt es zu sehr an zündendem Witz und wirklich guten Ideen. Gegen Ende findet der Film jedoch genau das richtige Tempo und sorgt doch noch für herrlichen Pixar-Spaß.

Note: 3-





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