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Doctor Strange

Nein, sie sind noch lange nicht am Ende angekommen. Obwohl sich beim diesjährigen "Civil War" insgesamt bereits zwölf Superhelden auf dem Schlachtfeld tummelten, die alle gewisse Leinwandzeit beanspruchen wollen (und andere, zuvor eingeführte Helden dabei schon gar nicht am Start waren), wird man im Marvel Cinematic Universe nicht müde, das Heldenquartett immer weiter zu vergrößern. Auch "Doctor Strange" soll ein Team der Avengers werden und vollbringt daher erst einmal, wie üblich im Franchise, einen Einzelauftritt. Und auch dieser hat es schon kräftig in sich...

DOCTOR STRANGE


Als der begnadete Chirurg Dr. Stephen Strange (Benedict Cumberbatch) bei einem schweren Autounfall seine Fähigkeiten der ruhigen Hände verliert, sucht er nach einem Weg, seine körperliche Verfassung wiederherzustellen. Dies führt ihn nach Nepal, wo eine Vereinigung bereits einen an den Rollstuhl gefesselten Mann wieder auf die Beine brachte... wortwörtlich. Als ihn die in einem Tempel angetroffene "Älteste" (Tilda Swinton) erzählt, dass sie ihm mit Hilfe von mystischen Kräften und der Fähigkeit des Glaubens helfen könne, will Strange bereits umdrehen. Doch dann erfährt er von einer unglaublichen Welt...

Man hat lange damit gewartet, Doctor Strange ins Marvel Cinematic Universe zu integrieren, was einen ganz klaren Grund hatte. Bis auf die Welt rund um "Thor" sind die derzeitigen Marvelhelden des Kinouniversums allesamt noch relativ auf dem Boden der Tatsachen geblieben, weswegen eine Welt der Magie hier doch ziemlich extreme Akzente hätte setzen können. Man hat diese Tür nun doch aufgestoßen, was sicherlich eine gute Entscheidung war. Ich bin dem Franchise zwar keineswegs abgeneigt und werde auch nicht müde, wenn wir nächstes Jahr bereits drei (!) Filme bekommen werden, dennoch werden neue, interessante Wege beschritten, welche dieses Universum auf eine neue Stufe hieven... und ich bin bereits jetzt mordsmäßig gespannt, wie sich unser Doctor denn 2018 im dritten "Avengers"-Film an der Seite seiner Kollegen schlagen wird. 
Nun aber zuerst zum Einzelauftritt des neuen Helden und auch hier hat man wieder vieles richtig gemacht, denn der neueste Streich des MCU ist erneut perfektes Popcorn-Kino. Natürlich sind etwaige Schwächen geblieben, wie zum Beispiel ein erneut ziemlich blasser Bösewicht, diesmal verkörpert von Mads Mikkelsen, welcher dem Antagonisten keine wirkliche Farbe verleihen kann, was daran liegt, dass dieser auch ziemlich schwach geschrieben ist. Auch ist die Spannung nicht ganz so hoch, da man Marvels Formel zur Einführung eines neuen Helden mittlerweile kennt und ungefähr weiß, wohin der Hase nun laufen wird. 
Die Herausforderung war also, diesen an sich bekannten Weg dennoch so unterhaltsam wie möglich zu gestalten und da hat Marvel doch einiges aus dem Hut gezaubert. An vorderster Front stehen dabei die Actionszenen, die so tatsächlich unter die Marke "Hat man so noch nicht gesehen" fallen. Immer wieder an den großartigen "Inception" angelehnt entstehen dabei Bilder, die wie gemacht sind für die große Leinwand und in welcher sogar der ansonsten so mickrige 3D-Effekt wirklich gut ankommt, wenn sich ganze Städte verbiegen und sich gigantische Abgründe auftun. Mit viel Tempo und einem starken Gefühl für großartig komponierte Bilder wissen diese Szenen zu gefallen und legen die Messlatte für das Genre erneut sehr hoch. Wo andere Filme eine oder zwei große Actionszenen bieten, bietet "Doctor Strange" gleich doppelt so viel und erfindet sich dabei jedes Mal neu. Es ist innovativ und dabei auch noch verflixt unterhaltsam... das hat heutzutage im Blockbuster-Kino ja wirklich Seltenheitswert. 
Die Story ist darüber hinaus zwar eher mau, was aber eben auch daran liegt, dass man sich vorrangig auf die Einführung eines neuen Helden konzentriert und die Geschichte ein wenig in den Hintergrund tritt. Das stört aber kaum, da die Hauptfigur immerhin von dem ungemein charismatischen Benedict Cumberbatch gespielt wird, der tatsächlich die Idealbesetzung für den zugleich selbstverliebten und arroganten sowie ebenfalls enorm talentierten und geistreichen Strange darstellt und mit flapsigen Sprüchen und herrlichen Seitenhieben die Lacher auf seiner Seite hat. Neben ihm können höchstens noch Tilda Swinton und der für sehr spaßige Oneliner zuständige Benedict Wong hervorstechen, während Chiwetel Eijofor und Rachel McAdams eher blass bleiben und Dienst nach Vorschrift verrichten. Da es doch am letzten Kick fehlt, darf der Doctor nicht in der Oberliga des MCU mitmischen, doch das kann ja noch kommen, denn spätestens nach dem nächsten Avengers-Film dürfte uns zu diesem originellen Fantasy-Werk noch eine Fortsetzung ins Haus stehen.
Fazit: "Doctor Strange" ist optisch ein Meisterwerk, fabulöse und originelle Actionszenen laden zur Begeisterung ein. Auch darüber hinaus funktioniert die Marvel-Formel mit fähigen Darstellern, viel Witz und Charme, auch wenn die Meisterwerke des Franchise nicht erreicht werden.

Note: 3+




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