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Movie 43

Vier Jahre arbeiteten die etlichen Regisseure und Drehbuchautoren an diesem mysteriösen Superprojekt namens "Movie 43", da man sich angesichts des enormen Staraufgebots immer den jeweiligen Terminkalendern der Darsteller anpassen musste. 2013 kam das Werk dann schließlich in die Kinos und wer nach den obskuren, aber auch ziemlich genialen Trailern mit einem Comedyfilm der ganz neuen Machart rechnete, hat nicht ganz unrecht... dass das Ding aber gleichzeitig auch drei Goldene Himbeeren mit nach Hause nahm, ist ebenfalls berechtigt, denn der Film ist ganz nah dran, eine reine Zumutung für den Zuschauer zu sein.

MOVIE 43


Die beiden Freunde Calvin (Mark L. Young) und JJ (Adam Cagley) wollen Calvins jüngeren und wesentlich clevereren Bruder Baxter (Devin Eash) zur Rache für all seine Scherze ebenfalls einen Streich spielen. JJ lenkt Baxter mit der Suche nach einem mysteriösen Film namens "Movie 43" ab, während sich Calvin den Laptop seines Bruders schnappt, um diesen mit Viren zu versehen. Auf der Suche durch die dunkelsten Ecken des Netzes stoßen Baxter und JJ auf einige ziemlich obskure Videos... und stellen fest, dass es "Movie 43" wohl wirklich gibt.

Irgendwie klang das Ganze schon ziemlich witzig. Eine Reihe von tumben Sketchen, die niveauloser kaum sein könnten, besetzt mit enorm namhaften Stars, aneinandergereiht, bis sie ein Werk als abendfüllender Spielfilm ergeben, während bekannte Regisseure wie James Gunn die Regie bei einzelnen Sketchen führten. Was letztendlich nach den vier Jahren Drehzeit aber dabei herauskam, das grenzt an eine Totalkatastrophe, denn sich anderthalb Stunden stupiden Wahnsinn anzusehen, das dürfte für Filmfans wirklich schwer zu ertragen sein. 
Keine Frage, manch eine der Grundideen für die einzelnen Sketche ist einigermaßen witzig, doch die Macher dahinter kennen die Grenzen nicht und scheinen nicht zu wissen, wann sich ein solcher Gag totgelaufen hat. So muss Hugh Jackman mit einem Hodensack am Kehlkopf noch unzählige Male das Geschlechtsteil durch die Saucen im Restaurant rühren, bis wirklich niemand mehr lacht und das aus dem Ruder laufende Blind Date geht dann irgendwann so weit, bis die angesprochenen Herausforderungen, die sich die beiden Menschen stellen, so skurill und dämlich werden (und schlichtweg nicht mehr überraschend), dass man nur noch den Kopf schütteln will. Neben den wenigen Episoden, wo aber zumindest die Grundidee an sich funktioniert, gibt es weitere, die von Anfang nicht witzig sind. Chris Pratt soll seiner Freundin Anna Faris auf den nackten Körper koten, Richard Gere entwickelt einen MP3-Player, der die Form einer nackten Frau hat und Naomi Watts gibt sich als Mitschülerin ihres eigenen Sohnes aus und teilt so seinen ersten Kuss bis zum ersten Geschlechtsverkehr mit ihm. Das geht von pubertärem Fäkalhumor bis hin zu einem solch miesen Humor, der auch noch ziemlich ekelhaften Rassismus fördert, dass einem das Lachen dabei nicht nur im Halse steckenbleibt, sondern man streckenweise regelrecht angewidert ist. 
Den Vogel abgeschossen haben die Autoren dann mit der letzten Episode, über die ich hier keine detailreichen Worte verlieren will, denn das Gezeigte, in welchem Elizabeth Banks und Josh Duhamel ein frisch zusammengezogenes Päärchen spielen, ist nicht nur grotesk und unlustig, sondern auch so fernab des guten Geschmacks, so widerlich und ekelerregend, dass ich diese Bilder schnellstmöglich nur noch aus meinen Gedanken tilgen will. Wer darüber lacht, dem kann wohl wirklich nicht mehr zu helfen sein. Die einzige Episode, die einigermaßen funktioniert, ist tatsächlich die rund um Chloe Grace Moretz, die beim Besuch ihres Freundes plötzlich ihre erste Periode bekommt. Das Gelingen dieses Sketches liegt aber weniger an der Idee als an den herrlich aufspielenden Darstellern der Szene, darunter auch Christopher Mintz-Plasse, dessen Comedy-Timing eben einfach stimmt. 
Beim Rest muss man sich eben größtenteils einfach fragen, warum all die namhaften Stars sich nur für so einen Schund hergegeben haben... wobei sich Richard Gere beispielsweise bereits wieder von dem Werk distanzierte. Da haben die mickrigen vier Prozent an positiven Bewertungen bei Rotten Tomatoes wohl auch bereits eine deutliche Sprache gesprochen, denn das ist wirklich enorm flach und schlecht. Schade, denn die eigentliche Grundidee hätte sicherlich auch für einen Film gereicht, der ebenso schräg wie böse-witzig hätte sein können... und eben nicht nur schräg und ekelhaft.
Fazit: Ein furchtbar ekelhafter und penetranter Film, der nur in wenigen Momenten ein paar kleine Lacher erzielt. Der Rest ist Fremdscham pur, mit grausamem Fäkalhumor und endlos ausgewalzten, pubertären Gags. 

Note: 5-




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