Zuletzt war die Vorfreude nicht mehr ganz so groß, wenn Tim Burton einen neuen Film in die Lichtspielhäuser brachte. "Dark Shadows" und der von mir noch nicht gesehene "Big Eyes" überzeugten die Kritiker weniger, gleiches galt auch für (den von mir sehr gemochten) "Alice im Wunderland" aus dem Jahr 2010, dessen Sequel dieses Jahr an den Kinokassen baden ging. Doch mit "Die Insel der verlorenen Kinder" schien Burton zu seinem Top-Thema zurückzukehren: Obskure, skurille und dennoch herzliche Fantasyabenteuer mit düsterem Touch. Und auch wenn kein perfekter Film dabei entstanden ist, ist Burtons Rückkehr zu Vertrautem nur zu begrüßen...
DIE INSEL DER BESONDEREN KINDER
Nach dem Tod seines Großvaters Abraham (Terence Stamp) sucht Jacob Portman (Asa Butterfield) nach der Wahrheit seines mysteriösen Dahinscheidens. Zuletzt erzählte er seinem Enkel wieder öfter von einem geheimnisvollen Ort voller Kinder mit spektakulären Eigenschaften. In dem Glauben, dass es sich dabei um eine reine Fantasie handelt, welche Abraham wegen seiner grausamen Erfahrungen zur Zeit des Dritten Reiches erfand, reist Jacob zu dem Ort... und stellt dort fest, dass alles, was sein Großvater erzählte, wahr ist: Miss Alma Peregrine (Eva Green) leitet dort eine Stätte der besonderen Kinder, um diese vor der grausamen Welt außerhalb zu schützen und um sie vor den finsteren Wesen zu bewahren, die dort nach ihnen jagen.
Eine Überraschung ist es zwar nicht mehr, dass Johnny Depp nicht im neuesten Streich von Tim Burton dabei ist, glänzte er doch auch bereits in "Big Eyes" mit Abwesenheit. Anstattdessen hat Burton Eva Green aus "Dark Shadows" direkt für die Romanverfilmung mit ins Boot geholt und diese erweist sich dann auch als Idealbesetzung für die strenge, aber dennoch liebenswürdige Miss Peregrine, die mit Ausstrahlung und Härte die Kinder im Zaum hält, ohne dabei ihr Herz zu verstecken. Neben ihr blühen auch Asa Butterfield und Ella Purnell in den jugendlichen Hauptrollen auf, während Samuel L. Jackson einen zwar wenig bedrohlichen Bösewicht gibt, dabei aber offensichtlich sehr viel Spaß hatte. Die Besetzung ist bis in die kleinsten Rollen wunderbar gelungen, gerade die vielen Kinderdarsteller überzeugen durch ehrliches, unaufdringliches Spiel und das Spiel mit ihren verschiedenen Fähigkeiten wurde mit viel Witz umgesetzt, ohne dass es dabei allzu albern werden würde.
Auch inszenatorisch ist Burton diesem Kraut natürlich wieder einmal gewachsen und auch wenn ich zu Beginn noch befürchtete, dass "Die Insel der besonderen Kinder" doch auf untypische Art und Weise ein wenig brav werden könnte, so verflog dieser Eindruck nach einem etwas zähen Auftakt doch recht schnelll. Burton-typisch gibt es hier also wieder sehr viele Details zu entdecken, eine etwas skurille Härte, die so nicht für Kinder geeignet ist, schwarzer Humor, düstere Charaktere und einen Hang zum Überzogenen, der innerhalb dieser Welt aber absolut am richtigen Platz ist. Ein wenig erinnert der Film dann in seiner Story an die großen Werke a la "Harry Potter" oder "X-Men", schafft es dabei aber dennoch, einen eigenen Sog zu entwickeln, eigenständige Charaktere zu erschaffen und sich von den großen Vorbildern weit genug abzuheben, um auf eigenen Füßen zu stehen. Die Geschichte hat Herz und trotz einiger Längen und einem Finale, welches enorm unterhaltsam ist, dann aber doch ein wenig zu lang dauert, habe ich mich zwei Stunden lang wirklich sehr unterhalten gefühlt... und das ist bei einem Tim-Burton-Film schließlich doch schon eine ganze Weile her.
Die visuellen Effekte sind dabei nicht immer gelungen, fallen gerade im Bereich der fiesen Monster sogar arg negativ auf, was aber auch irgendwie ein Stilmittel Burtons zu sein scheint. Gleiches gilt für den 3D-Effekt, den ich nur in zwei Szenen wahrgenommen habe (von denen eine bereits im Trailer verbraten wurde) und den man sich daher getrost sparen kann... sofern das Kino denn die flachere Variante anbietet. Der Soundtrack hingegen ist wunderbar gelungen und wartet besonders während des spannenden Showdowns mit wunderbaren Melodien auf. Nun bleibt mir nur noch die Hoffnung auf eine eventuelle Fortsetzung, denn die Romanvorlagen geben genau dies ja her und ich habe tatsächlich Lust auf weitere Ausflüge mit den besonderen Kindern. Bleibt also zu hoffen, dass Burtons neuer Streich an den Kinokassen gut abschneidet. Zu gönnen wäre es ihm auf jeden Fall.
Fazit: Sehr schöner Fantasy-Film mit dem Herz am rechten Fleck und Burton-typischer Skurillität. Die Schauspieler und die Geschichte überzeugen, nur einige Längen stören, diese sind jedoch weitestgehend dem etwas schwerfälligen Anfang geschuldet.
Note: 2-
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