Irgendwann müssen die alternden Actionstars wohl alle mal einen solchen Film drehen. Liam Neeson startete in "96 Hours" einen ultrabrutalen Amoklauf und sogar Sean Penn ließ in "The Gunman" ordentlich die Knarren knallen. 2014 folgte schließlich Denzel Washington und unter der Regie von Antoine Fuqua, welcher ihm mit "Training Day" zu einem Oscar verhalf, wird auch er nun zum eiskalten Actionheld, der alle bösen Buben umnietet, die nicht bei drei auf den Bäumen ist. Das ist heutzutage wirklich nicht mehr neu oder überraschend, solide Genre-Ware ist mit "The Equalizer" aber dennoch drin.
THE EQUALIZER
Der ehemalige Agent Robert McCall (Denzel Washington) hat sich aus seinem alten Leben verabschiedet und arbeitet nun in einem Baumarkt. Als er eines Tages die junge Prostituierte Teri (Chloe Grace Moretz) kennenlernt und Zeuge wird, wie ihre Zuhälter sie krankenhausreif schlagen, verspürt er Rache. Seine alten Fähigkeiten keimen wieder auf und er stattet den Zuhältern einen blutigen Besuch. Da diese jedoch Mittelsmänner der russischen Mafia sind, hat McCall schon bald ganz andere Probleme... denn diese schicken mit Teddy (Marton Csokas) einen gefährlichen Spezialisten, welcher den Mörder der Männer nun unerbittlich jagt.
Nein, neu ist diese Art von Story sicherlich nicht mehr, aber es gab zwei Faktoren, weswegen der Film unweigerlich mein Interesse weckte: Denzel Washington und Antoine Fuqua. Ihre neueste Zusammenarbeit, "Die glorreichen Sieben", ist ja seit Kurzem in den deutschen Kinos zu sehen, es scheint also, als würden die beiden auch dreizehn nach "Training Day" noch immer sehr gut zusammenpassen. Und warum auch nicht, denn wirklich schlechte Filme sind dabei ja auch nicht herausgekommen, was auch "The Equalizer" noch einmal beweist.
Es ist kein guter Streifen, aber für Action-Fans im Grunde genau das, was uns der Trailer verspricht: Einen amoklaufenden Washington, viel Schießerei und eine zumindest einigermaßen spannende, wenn auch keineswegs originelle Geschichte. Durch diese wird man sicherlich gut unterhalten, zumindest über eine gewisse Strecke. Die simple Rache-Geschichte funktioniert eben irgendwie doch immer und Fuqua inszeniert diese zumindest optisch auf einem solch hohen Niveau, dass trotz der Laufzeit von über zwei Stunden keinerlei Langeweile aufkommen möchte. Die Actionszenen sind hart und stellenweise sogar ziemlich originell inszeniert, sodass es hier tatsächlich einiges zu Gucken gibt, der Bodycount bewegt sich hier klar auf dem Niveau eines "96 Hours", denn McCall nietet alles um, was ihm im Wege steht und das mit kaum einem Blinzeln.
Dass Denzel Washington für diese Rolle die Idealbesetzung darstellt, dürfte ebenfalls niemand ernsthaft bezweifeln und auch nach Ende des Films gibt es dabei keine Diskussion. Die enorme Ausstrahlung, die Washington mit sich bringt, das Spiel, in welchem jede kleine Geste sitzt, der Blick, der ihm den permanenten Hochstatus gibt, da macht es schon ordentlich Lust zuzuschauen. Da muss dann auch Marton Csokas als recht einseitiger Bösewicht kuschen, denn obwohl dieser eine sehr solide Performance abliefert, kann er mit der Star-Power seines Kollegen definitiv noch nicht mithalten. Ähnliches gilt für Chloe Grace Moretz, die hier leider nur eine sehr kleine Rolle abgestaubt hat und somit nur sehr selten Gelegenheit bekommt, ihr Talent zu zeigen. Schade, denn Moretz, die ja jetzt offiziell eine Karriere-Pause angekündigt hat, sehe ich wirklich immer gerne.
Die Schwächen von "The Equalizer" treten vorwiegend in der zweiten Filmhälfte auf, wenn sich die Story letztendlich nur noch auf ein "McCall erledigt alle bösen Buben"-Minimum beschränkt. Da wird es dann schnell auch etwas unfreiwillig komisch, wenn der unkaputtbare Ex-Agent wirklich alles über den Haufen schießt und bei einem Showdown in seinem Baumarkt, welcher an eine Erwachsenenversion von "Kevin - Allein zuhaus" erinnert, während welchem die Hauptfigur aus Bohrmaschinen und Feuerlöschern allerlei Fallen baut, ist so dermaßen dumm und lächerlich, dass es schmerzt. Da verliert der Film dann doch klar seine zuvor so nett aufgebaute, eiskalte Härte und wird zu einem trashigen B-Movie, welches auf Style setzt, aber schlichtweg keine Substanz mehr hat.
Fazit: Solider Action-Thriller mit starkem Hauptdarsteller, bravourös inszeniert. Die Story an sich gerät dabei aber ziemlich flach und driftet ab der Halbzeit in schmerzhaften Trash ab. Aber immerhin sieht das Ganze verdammt gut aus!
Note: 3
Kommentare
Kommentar veröffentlichen