Nicht jeder war so wie ich begeistert von der fünften Staffel von "The Walking Dead". Einige bescheinigten der Serie sogar einen massiven Qualitätsabfall und kritisierten die vielen, ruhigen Momente, in welchen die Untoten zur Nebensache degradiert wurden, dafür die zwischenmenschlichen Beziehungen der Überlebenden in den Fokus rückten. Mir gefiel diese Tatsache jedoch ausgesprochen gut und auch die sechste Staffel macht genau dort weiter... wenn auch mit minimalen, qualitativen Abstrichen.
THE WALKING DEAD - STAFFEL 6
Rick Grimes (Andrew Lincoln) übernimmt langsam, aber sicher das Kommando in Alexandria, nachdem eine Ratsversammlung zuvor blutig endete. Als sich eine gigantische Herde an Beißern den Toren der Stadt nähert, beschließen Rick und seine Gefährten eine komplexe Aktion, um die Gefahr abzuwenden. Doch auch andere Gruppen haben Alexandria bereits gefunden und bereiten ihre Angriffe vor, um die lebenswichtigen Dinge zu stehlen, die Rick und Co. horten. Schnell sieht sich die Gemeinschaft von Alexandria in die Enge gedrängt...
"The Walking Dead" macht genau dort weiter, wo die fünfte Staffel endete... zumindest qualitativ, denn handlungstechnisch beginnt die erste Episode erst mal mit einem kleinen Zeitsprung, der Rückblenden und Gegenwart vereint und somit erst einmal für Verwirrung sorgt. Weiß man dann aber wieder, wer wo ist und wie die derzeitige Lage aussieht, halten die gewohnten Qualitäten rasch Einzug und dies stützt sich gerade in den ersten Folgen auf massive Spannung, beinahe ohne Atempausen. Der Bodycount ist sogar für "Walking Dead"-Verhältnisse ungewöhnlich hoch und das Zittern um geliebte und weniger geliebte Charaktere war wohl noch nie so intensiv wie zu den Zeiten der ersten Episoden.
Danach gibt es natürlich einige Ruhepausen, in denen sich der weiteren Zeichnung alter und auch neuer Charaktere gewidmet wird, wie zum Beispiel die der neuen Ärztin Denise oder den bereits gegen Ende der fünften Staffel eingeführten, nun aber klare Hauptrollen übernehmenden Diana, Enid oder Spencer. So ergibt sich, wie bereits auch in der fünften Staffel, ein sehr schöner Wechsel aus ruhigen, charakterbezogenen Episoden und enorm spannenden Folgen, wo manch ein Charakter seinen letzten Atemzug aushaucht und wir um andere bangen müssen. Inszenatorisch bewegt sich all dies wie gewohnt auf Kino-Niveau, die Effekte haben sogar noch einmal zugelegt und die Arbeit von Maske und Kamera war ohnehin immer gut... hier erreichen sie jedoch wieder neue Maßstäbe.
Da es tatsächlich eine ganze Reihe von Spitzenepisoden gibt, die zu den besten der Serie gehören (gerade der Mittelteil liefert Szenen, die sicherlich zum Besten gehören, was ich je in einer Serie gesehen habe), fallen die schwächeren Folgen aber nochmal deutlicher auf. Sie sind nie schlecht, aber manche sind eben auch nicht gut, fallen durch einige Längen und eine gestreckte Erzählweise auf. So hätte man beispielsweise darauf verzichten können, dem Treffen eines Hauptcharakters mit drei in den Wald lebenden Menschen eine ganze Folge zu widmen. Auch das Staffelfinale wirkt dagegen ein wenig mau, es fehlt letztendlich ein wenig an Tempo. Die letzten zehn Minuten der Staffel revidieren dies aber wieder, denn ohne zu spoilern kann man sagen, dass hier ganz neue Türen geöffnet werden und der Spannungsfaktor so enorm in die Höhe steigt, dass das Herz nur so rast. Dies wird mit einem hundsgemeinen Cliffhanger auf die Spitze getrieben, der in dieser Form wohl das gemeinste und fieseste Staffelende einer Serie überhaupt darstellt. Die Wartezeit auf die siebte Staffel wird dadurch zu einer Geduldsprobe, die beinahe unschaffbar erscheint.
Schauspielerisch hat sich die Serie weiterhin auf gutem Niveau eingepegelt, stellenweise auch auf meisterhaftem. So richtig hervorheben will man diesmal aber niemanden, da (fast) alle ihre Momente haben und zu überzeugen wissen, besonders die Nebendarsteller bekommen hier einiges an Screentime ab und werden endlich besser gezeichnet. Natürlich bleibt Andrew Lincoln das schauspielerische Glanzlicht der Serie, die anderen stehen ihm in dieser Hinsicht aber kaum mehr nach, gerade die in den Staffeln vier und fünf hinzugekommenen Neuzugänge wie Abraham oder Eugene mausern sich langsam zu echten Fanfavoriten.
Fazit: Tolle Staffel mit intensiven Momenten, Hochspannung und ganz großen Emotionen. Es ist unglaublich zu sehen, mit welch neuen Ideen die Serie weitergespinnt wird, auch wenn schwächere Episoden und kleine Längen manchmal ein wenig stören.
Note: 2-
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