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The Last House on the Left

Über die Sinnigkeit von Remakes im Horrorbereich wird schon seit jeher emotional diskutiert. Oftmals wird versucht, die damals noch sehr billig produzierten Klassiker für ein jüngeres Publikum mit aktuelleren und härteren Effekten neu aufzulegen, oftmals geht dabei der Charme des Originals aber deutlich verloren. "The Last House on the Left" wurde besonders kritisch beäugt, handelt es sich hier doch um einen sehr umstrittenen Klassiker, immerhin Wes Cravens Erstling, der damals die Massen polarisierte. Das Remake biedert sich nun dem Standard des Genres an, liefert aber immerhin solide und sehr harte Unterhaltung...

THE LAST HOUSE ON THE LEFT


Die siebzehnjährige Mari Collingwood (Sara Paxton) fährt mit ihren Eltern John (Tony Goldwyn) und Emma (Monica Potter) zu einem idyllischen Ferienhaus an einem See, um dort den Tod ihres Bruders zu verarbeiten. Als sich Mari dort mit ihrer Freundin Paige (Martha MacIsaac) trifft, geht jedoch der Schrecken los: Die beiden geraten in die Fänge einer Gruppe von Mördern, die sich auf der Flucht befinden. Die Mädchen scheinen ihnen wehrlos ausgeliefert und es scheint nicht so, als würden sie die beiden Zeuginnen nun noch einfach so gehen lassen wollen...

Da ich das Original nie gesehen habe, konnte ich mich, ohne irgendwelche Vergleiche zu ziehen, auf das Remake einlassen. Und man muss zugeben, dass Regisseur Dennis Iliadis und Produzent Wes Craven wussten, wie sie die an sich angestaubte Geschichte passend neu auflegen. Mit ziemlich heftiger Brutalität und einigen Figuren, mit denen wir gerne mitfiebern, schafft das Duo es, die Story gut in die heutigen Sehgewohnheiten herüber zu transportieren. 
In Sachen Brutalität geht es dabei schon ziemlich zur Sache, man ergötzt sich förmlich an den Schmerzen, die manche Figur hier über sich ergehen lassen muss, so wird zum Beispiel die Verarztung einer gebrochenen Nase minutenlang in Nahaufnahmen gezeigt... da bin sogar ich als langjähriger Horror-Fan, der schon einiges gesehen hat, einige Male vor Ekel zusammengezuckt. Darüber hinaus ist "The Last House on the Left" optisch auch gelungen, ohne dass dabei aber irgendwelche neuen Ideen präsentiert werden würden, was übrigens auch für den recht generischen und einfallslosen Soundtrack gilt. 
Und auch der Story an sich fehlt es ein wenig an Reiz: Solcherlei Rache-Thriller haben wir nun immerhin schon mehr als einmal gesehen und auch wenn es selten so drastisch zur Sache ging, erzählt der Film eben schlichtweg nichts Neues. Dass er sich dabei dann auch so viel Zeit lässt, um die schaurige und unangenehme Atmosphäre aufzubauen, ist zwar einerseits löblich, da einige der Figuren so einen wichtigen Unterbau bekommen, andererseits eben aber auch ein kleines Missgeschick. Denn der Zuschauer weiß angesichts der recht vorhersehbaren Geschichte schon veil früher als alle anderen Figuren, wo der Hase früher oder später langlaufen muss, weswegen die doch recht langwierigen Expositionen so auch unnötig sind. Es läuft eben am Ende gezwungenermaßen auf den großen Showdown zwischen Familie und Verbrecher hinaus, sodass der Mittelteil, in welcher sich die Protagonisten gegenseitig zu belauern scheinen, eindeutig zu lang geraten ist. 
Die Schauspieler machen ihre Sache indes aber ziemlich ordentlich. Die ohnehin durch "Saw" schon horrorerprobte Monica Potter und ihr Filmehemann Tony Goldwyn können die großen Emotionen ihrer Rollen glaubhaft transportieren und auf Seite der Bösewichter macht Garret Dillahunt neben "Breaking Bad"-Star Aaron Paul ebenfalls einen sehr guten Job, der weit über das hinausgeht, was wir sonst im Horror-Genre so geboten bekommen. Generell kann man also sagen, dass "The Last House on the Left" an der Oberfläche verdammt gut aussieht, darunter aber wenig mehr als Ware von der Stange liefert, die dafür aber stark inszeniert ist.
Fazit: Spannender und brutaler Horror-Thriller mit einigen Längen und einer vorhersehbaren Geschichte, dessen Inszenierung dafür aber sehr sauber gelungen ist.

Note: 3




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