Dass Romane, die besonders auf Frauen zugeschnitten sind und durch den jeweiligen Hype verschlungen werden, auch als Verfilmungen gut laufen können, haben zwei riesige Beispiele bewiesen. Die "Twilight"-Reihe lief mit insgesamt fünf Filmen wahnsinnig gut im Kino und auch "Fifty Shades of Grey" sorgte für starke Zahlen. Nun lebten diese Filme aber weniger von starken Frauenfiguren als es nun "Girl on the Train" tut, was als Lob verstanden soll, denn gerade die Geschichte rund um Vampire und Werwölfe zeichneten ja zwischendurch kein schönes Idol einer jungen Frau, die sich lieber in den Selbstmord stürzt anstatt weiter an ihre verflossene Liebe denken zu müssen...
GIRL ON THE TRAIN
Der Alkohol zerstörte ihre Ehe: Rachel Watson (Emily Blunt) musste sich von ihrem Ehemann Tom (Justin Theroux) scheiden lassen, welcher nun bereits eine Familie mit seiner neuen Frau Anna (Rebecca Ferguson) aufbaut. Täglich sieht die arbeitslose Rachel das Haus der beiden beim Pendeln im Zug... und auch das ihrer Nachbarin Megan Hipwell (Haley Bennett), welche dort mit ihrem Mann Scott (Luke Evans) zusammenlebt und gleichzeitig die Nanny von Tom und Anna ist. Als Megan eines Tages spurlos verschwindet, ist die Aufregung groß. Rachel gilt als eine der Hauptverdächtigen, da sie am Tag des Verschwindens in der Nähe des Hauses gesehen wurde... nur kann sie sich aufgrund eines Vollrausches nicht an die bezeichneten Stunden erinnern.
"Girl on the Train" wurde in den Kritiken ja einhellig zerrissen und trotz des sehr interessanten Trailers hatte ich schon einen Flop befürchtet, als ich mit den Film direkt am deutschen Starttag angesehen habe. Ganz so schlimm ist es aber definitiv nicht gekommen, auch wenn man aus der Story sicherlich noch etwas besseres hätte machen können. Im positiven Bereich fallen dabei besonders die Leistungen der Schauspielerinnen auf. Während die Männer, insbesondere Talente wie Edgar Ramirez und "Fast & Furious"-Bösewicht Luke Evans, nur wenig zu tun und auch noch recht einseitige Figuren abbekommen haben, sind es hier erwartungsgemäß die weiblichen Darsteller, die starke Leistungen bringen.
Allen voran ist da natürlich Emily Blunt zu erwähnen, die ihren anfangs schwer einzuordnenden, glatt ein wenig unsympathischen Charakter mit einer solchen Kraft gibt, dass es einen schon umhauen kann. Sie überzieht nicht und macht diese manische, schwer geschädigte Figur mit kleinen und großen Gesten zu einer kleinen Wucht. Neben ihr gefällt auch Haley Bennett als Opfer der Geschichte, die dennoch eine ordentliche Backgroundstory spendiert bekommt und neben ihrer attraktiven Präsenz, welche sich in einigen doch recht mutigen Nacktszenen äußern kann, auch schauspielerisch kraftvolle Szenen zustande. Aus dem Trio der Hauptfiguren steckt Rebecca Ferguson dabei ein wenig zurück, da ihre Rolle doch einseitiger ausfällt, dafür hat sie aber immerhin deutlich mehr zu tun als "Orange is the new Black"-Star Laura Prepon, die als Rachels Mitbewohnerin gnadenlos unter Wert verkauft wird. Positiv zu erwähnen bleibt hingegen Allison Janney als ehrliche und dennoch knallharte Kriminalbeamtin, der man diese Rolle ohne Wenn und Aber abkauft.
Neben den guten und teils meisterhaften Schauspielleistungen gefiel mir auch, wie der Film bildhaft komponiert ist. Die triste Umgebung und die Locations, die zu Großteilen eben doch eher langweilige Familienhäuser sind, werden dennoch so hübsch und interessan t abgelichtet, dass der Psycho-Thriller mit klaren Drama-Elementen auch optisch einiges hermacht. Mutige Kameraperspektiven und eine schöne, detailreiche Ausstattung runden dies sehr gut ab.
Storytechnisch ist bei dem Film dann aber doch einiges schiefgegangen. Einiges mag man auf die Romanvorlage zurückführen, doch auch der Film an sich muss einstecken, wenn er solcherlei Probleme nicht geregelt bekommt. Nach einem interessanten Einstieg, in welchem die drei Hauptfiguren vorgestellt werden, fällt das Werk nämlich rasch in ein ziemliches Loch und zieht sich im Mittelteil spürbar. Durch die nichtlineare Erzählweise verhakt sich der Film rasch in mal mehr, mal weniger interessanten Subplots und kann seine Handlung nur sehr mühsam voranschieben. Es wiederholen sich einige Dimge zu rasch, sodass irgendwann doch ein wenig Langeweile auftritt. Gegen Ende wird es zwar merklich spannender und intensiver, man wird tatsächlich mit einem gut gemachten Finale belohnt, doch auch dieses leistet sich einige Schrammen. So ist die Wendung bezüglich des wahren Täters keine Überraschung, sondern ganz im Gegenteil schon lange vorherzusehen und trotz der nicht zu verachtenden Spannung im letzten Drittel leistet man sich dabei einige enorme Logik-Holperer, weswegen man den wahren Plan des Ganzen keinesfalls auf Plausibilität überprüfen sollte, denn dann bricht rasch alles zusammen.
Fazit: Etwas zäher Thriller, der seine Handlung mal langatmig, mal etwas albern präsentiert. Dank hervorragender Schauspieler, schönen Bildern und einem zwar unsinnigen, aber doch spannenden Finale dennoch einen Blick wert.
Note: 3-
Kommentare
Kommentar veröffentlichen