Eigentlich hatte ich "The Accountant" schon letzte Woche sehen wollen, da das Kino meines Vertrauens den Thriller von Gavin O'Connor sowie die Horror-Fortsetzung "Ouija 2" jedoch ausschließlich um 17 Uhr und um 20 Uhr, zeitgleich, anbot, musste ich mich entscheiden. Da ich zur Vorbereitung den ersten "Ouija"-Film gesehen hatte, entschied ich mich für den anderen Film und holte "The Accountant" diese Woche nach. Sonderlich viel verpasst hätte ich aber auch nicht, wenn ich es sein gelassen hätte...
THE ACCOUNTANT
Für die gefährlichsten Verbrecher der Welt macht er die Buchhaltung: Christian Wolff (Ben Affleck) kennt sie alle und nun taucht er auf Fotos auf, was das FBI an seine Fersen heftet. Um seine Spuren zu verwischen, nimmt Wolff einen "normalen" Auftrag an, in welchem er für eine Robotikfirma ein Finanzloch finden soll, in welchem mehrere Millionen Dollar verschwunden sind. Doch gerade dieser Fall stellt sich als enorm gefährlich heraus. Nachdem er aufgedeckt hat, wer hinter dem Verschwinden des Geldes steckt, ist nicht nur Wolff, sondern auch seine Assistentin Dana Cummings (Anna Kendrick) in Gefahr...
Zu Beginn hatte ich richtig viel Spaß mit "The Accountant". Die Vorstellung der Hauptfigur, welche sowohl die tragischen und schwierigen Eckpunkte seines Lebens vorstellt als auch seine Arbeit, in welcher Wolff mit leisem Humor aufzeigt, wie ein weitestgehend gefühlsunzulässiger Mensch anderen Menschen finanziell aus der Patsche hilft, hat einiges an Charme. Und die Kombination aus einem superintelligenten Autisten und einem Killer, der alles umnietet, was nicht bei drei auf den Bäumen ist, die haben wir so ja schließlich auch noch nicht gesehen.
Getragen wird dies von einer sehr fähigen Besetzung, in welcher der sonst als Schauspieler ja oft gescholtene Ben Affleck tatsächlich hervorragt und in welcher die ohnehin sehr talentierte Anna Kendrick als naive und überforderte Finanzanalytikerin den nötigen Witz einbringt. Neben J.K. Simmons, der leider zu wenig zu tun hat, und Cynthia Addai-Robinson als clevere FBI-Analytikerin, aus deren Figur und deren Motivation leider zu wenig gemacht wird, sticht auch "The Walking Dead"-Star Jon Bernthal als eiskalter Auftragskiller heraus, der eine angenehme Bedrohung ausstrahlt, ohne dabei aber hassenswert zu agieren. Zudem ist "The Accountant" in Sachen Kamera und Schnitt auch hervorragend inszeniert und zeigt, wie ein harter Action-Thriller im Jahr 2016 auszusehen hat. Kein Film, den man wegen seiner Bilder zwingend im Kino sehen muss, aber dennoch einer, in welchem die Bildkomposition eine gewichtige Rolle spielt.
Leider gerät das Konstrukt des Films mit fortschreitender Laufzeit immer mehr ins Wanken, was besonders der einfältigen Handlung zu verdanken ist. Die interessante Grundidee, die komplett auf die Hauptfigur zugeschnitten ist, wird zu rasch aus den Augen verloren, schon früh wird aus Christian Wolff eben doch ein austauschbarer und viel zu menschlicher Actionheld, dem kein Gras gewachsen ist, weswegen man mit dieser Figur auch nicht mitfiebern mag und eine gewisse Spannung durchgehend nur auf Sparflamme köchelt.
Zudem verzettelt man sich in einigen Nebenhandlungen, die dann nebenbei abgefrühstückt werden, ohne in die Tiefe zu gehen (gerade der Charakter der FBI-Analytikerin Marybeth Medina hätte wie bereits erwähnt angesichts ihrer Vorgeschichte viel mehr hergegeben) und auch die einseitig geschriebenen Figuren leiden darunter. Das führt zu einigen Längen, wobei sich der Film im Mittelteil doch sehr wenig traut und die ohnehin erst wirr erscheinende, sich dann aber als furchtbar banal und unlogisch herausstellende Geschichte, nicht wirklich vorankommt.
Dies hätte man noch verzeihen können, ebenso die vollkommen kruden und aus dem Nichts herbeigerufenen Wendungen im letzten Drittel, wenn sich "The Accountant" nicht so furchtbar ersnt nehmen würde und den Humor ebenfalls nur sehr dosiert einsetzen würde. So ist es doch schwer, über solche eklatanten Handlungslücken hinwegzusehen, wenn man nicht mal drüber lachen kann. Die Macher hatten eine Menge gute Ideen, leider laufen diese aber stets nur nebeneinander her, anstatt ein sinniges Ganzes zu ergeben. Spaß macht das zwar schon und es sieht auch sehr gut aus, ich habe jedoch cleverere und packendere Unterhaltung gewartet anstatt einem Standard-Thriller nach Lehrbuch.
Fazit: Stark gespielter und toll inszenierter Action-Thriller, dessen arg banale Geschichte sich aber in unnötigen Subplots verstrickt und der seine Figuren angesichts mangelnder Kreativität verschenkt.
Note: 3-
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