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Predators

Hollywood geht heutzutage gerne auf Nummer sicher - hat ein Film in irgendeiner Form einen bekannten Namen zu bieten, kann man zumindest ansatzweise davon ausgehen, dass er sich im Interesse des Publikums bewegt. Aus diesen Gründen werden heutzutage auch gerne Kultfilme aus früheren Jahren neu aufgelegt, fortgesetzt oder gerebootet... selbst dann, wenn es diesen eigentlich nichts Signifikantes mehr hinzuzufügen gibt oder diese auch damals schon nicht unbedingt ein Ausbund an Qualität waren. Aber gut, "Predator" ist auch heute noch unter Filmfans ein geflügeltes Wort, weswegen sich Studio Fox 2010 also dachte, dass es an der Zeit wäre, das Franchise wiederzubeleben, um noch ein paar Moneten zu machen. Schade nur, dass sie im Grunde keine einzige interessante Idee aufzubieten hatten...

PREDATORS


Er erwacht mitten im freien Fall: Royce (Adrien Brody) war eigentlich ein perfekt ausgebildeter Söldner, nun kracht er jedoch unversehens in einen dichten Dschungel, ohne die geringste Ahnung, wie er hier gelandet sein könnte. Immerhin ist Royce in seiner prekären Situation nicht alleine, gesellen sich doch noch sieben andere Menschen auf die gleiche Art und Weise zu seinem Schicksal. Mit Ausnahme des cleveren Jungspunds Edwin (Topher Grace) sind sie alle Killer, perfekt ausgebildet zum Töten. Nun jedoch sollen sie die Gejagten sein, denn in diesem seltsamen Dschungel haben es sich monsterhafte Jäger zur Aufgabe gemacht, die Gruppe zu dezimieren... und damit warten sie auch nicht lange.

Natürlich gibt es ein paar Faktoren, die einen weiteren "Predator"-Actioner auch abseits der lukrativen Aussichten zumindest auf dem Papier irgendwie verlockend erscheinen lassen. Zum einen wäre da der Fortschritt der Technik, durch welchen man wesentlich hübschere Tricks und Actionszenen kreieren kann - optisch sollte so ein Teil also endlich glänzen. Auch in Sachen Brutalität kann man, da die FSK nicht mehr alles indiziert, was ihnen vor die Flinte kommt, endlich mehr liefern... ansonsten hoffen Fans des Erstlings aber eben auch auf eine passende Fortsetzung der flachen Geschichte und der Mythologie der Predators und vielleicht auf ein paar neue, frische Ansätze. 
Ja, gehofft haben sie sicherlich und ich war einer davon, denn nach dem vollkommen katastrophalen zweiten Teil, der die Reihe im Jahr 1990 erst einmal vorzeitig ins Grab brachte und sie für ganze zwanzig Jahre stilllegte, war das Verlangen nach einem besseren Film, vielleicht auch dem ersten wirklich guten innerhalb dieses enorm trashigen Franchises, definitiv erhöht worden. Aber nein, auch mit zwanzig Jahren Bedenkzeit haben die Macher offensichtlich keinen neuen, interessanten Zugang zum Stoff gefunden und liefern einen Splatter-Actioner nach Lehrbuch ab, kaum spannend, ohne frische Ideen oder eine packende Handlung. Stattdessen setzt man auch hier, wie bereits im Original, auf den simplen Kniff, eine Handvoll Figuren in einen Dschungel auszusetzen und sie nach und nach von den wilden Kreaturen dezimieren zu lassen. 
Zwar stülpt man um diesen simplen Plot von Beginn an ein eigentlich interessantes Geheimnis, doch auch dieses wird mit fortschreitender Laufzeit immer egaler, geht es schließlich doch nur noch um den wilden Kampf zwischen Mensch und Bestie. Ähnlich fungiert auch die Charakterzeichnung - sie ist eben einfach egal. Dementsprechend tummeln sich hier neun Menschen, von denen keiner wirklich sympathisch werden möchte (Adrien Brodys Hauptprotagonist ist sogar ein ziemlicher Kotzbrocken, dem man nur ungern folgt), weswegen es uns leidlich egal ist, wer hier wann den Löffel abgibt. Am ehesten kann man sich noch anhand der recht beeindruckenden Besetzung seinen Favoriten herauspicken, es wird jedoch doch schon früh offensichtlich, dass große Namen wie Adrien Brody, "BlacKkKlansman"-Star Topher Grace oder Robert Rodriguez' ewiger Weggefährte Danny Trejo hier doch eher in lauen Rollen verschossen werden. 
Den Vogel schießt indes "Mystic River"-Star Laurence Fishburne in einer vollkommen bescheuerten Nebenrolle ab - er sorgt quasi im Alleingang dafür, dass der Plot im Mittelteil stagniert und immer bescheuerter wird, wobei der charmante Trash des Originals niemals erreicht werden kann. Stattdessen beißen sich dumme Oneliner und enorm mittelmäßige visuelle Effekte mit respektabel inszenierten Actionszenen, wo noch viel Handarbeit drinsteckt: Offensichtlich konnte man sich kaum entscheiden, ob man sich vor dem Original verbeugen oder dieses ausbessern wollte und setzt sich also zwischen alle Stühle. Immerhin haben sie eines mit "Predator" aus dem Jahr 1987 gemeinsam - sie pfeifen auf eine Handlung und geben einfach irgendwie Vollgas. Was in den 80ern aber noch irgendwie cool war, wirkt heute nur altbacken und ziemlich unoriginell.

Fazit: Stumpfe Fortsetzung des Originals, die den miesen zweiten Teil ignoriert, aber dennoch selbst keinen Zugang zum Stoff findet. Nie wirklich spannend, visuell mittelmäßig und mit einem Plot, der schwachsinniger kaum sein könnte. Zwanzig Jahre nach dem letzten Film hat man sich mit diesem neuen Franchise-Beitrag keinen Gefallen getan.

Note: 4




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