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Kein Ort ohne dich

Streaming-Dienste verleiten mich immer wieder dazu, mir Filme anzusehen, für die ich ansonsten eben keinen müden Cent ausgeben würde. Das muss ich ja auch nicht, schließlich sind sie im Programm inbegriffen... und außer zwei Stunden meiner Lebenszeit verliere ich im Grunde ja nichts, wenn der Film sich dann doch mal als Flop herausstellt. Trotzdem sollte ich es doch irgendwann mal besser wissen, denn die bisherigen Nicholas-Sparks-Verfilmungen trafen mein Herz nie und trotzdem stolpere ich immer wieder über eine dieser Produktionen, um dann enttäuscht in den Abspann zu gehen. Genauso erging es mir nun auch bei "Kein Ort ohne dich", eine ungemein kitschige Lovestory, die höchstens durch ihre Hauptdarstellerin lebt...

KEIN ORT OHNE DICH


Sophia Danko (Britt Robertson) hat sich unter den neidischen Augen ihrer Schwesternschaft einen ziemlich reizenden Bullenreiter namens Luke Collins (Scott Eastwood) geangelt, mit dem sie gerade ihr erstes Date verbringt, als beide während eines Spaziergangs Zeuge eines Autounfalls werden. Luke zieht den Fahrer und einzigen Insassen des Wracks, den Senioren Ira Levinson (Alan Alda) verletzt hinaus und beide begleiten ihn ins Krankenhaus. Dort erzählt Ira der weiterhin anwesenden Sophia seine persönliche Lebensgeschichte und wie er vor vielen Jahren seine Traumfrau kennenlernte, was ihn bis heute beschäftigt...

Es ist doch in den weitesten Fällen immer wieder dasselbe, wenn es um die Verfilmungen der Nicholas-Sparks-Romane geht (die Bücher habe ich bislang nicht angerührt und habe angesichts der schwachen Filme auch nicht vor, dies zukünftig noch zu tun): Man nehme ein paar traumhaft schöne Locations, schmalzige Dialogzeilen, einen düdeligen Soundtrack und zwei weitestgehend farblose, dafür aber enorm attraktive Hauptdarsteller, die sich mehrfach lachend oder weinend in den Arm fallen können, sich tief in die Augen sehen, die Liebe gestehen und ansonsten einfach nur gut aussehen. 
Das trifft bei "Kein Ort ohne dich" immerhin nur auf die Hälfte des Main-Casts zu, denn da ist natürlich Britt Robertson, die das Ding wie gewohnt aufwertet. Diese wird ja im Grunde nun schon seit geraumer Zeit vollkommen unter Wert verkauft, wertet dafür aber auch schwächere Kitsch-Werke wie "Den Sternen so nah" immer wieder auf. Das gelingt ihr auch hier, da sie hier erneut zeigen kann, dass sie sich mit ungekünsteltem Charme, einer kraftvollen Performance und leisem Humor auch für größere Dinge empfiehlt. Dafür reicht ihr Name leider nicht aus und seit der Disney-Blockbuster "A World Beyond" mit ihr und George Clooney in den Hauptrollen recht haltlos floppte, will man ihr vielleicht auch nicht erneut eine Hauptrolle in einer Multimillionendollar-Produktion anbieten... schade, denn so werden wir Robertson wohl noch öfters in blassen Romanzen sehen, in die sie zwar hineinpasst, aber weiterhin kaum gefordert wird. 
Ihr zur Seite steht Scott Eastwood, seit letztem Jahr ebenfalls Teil der "Fast & Furious"-Filme, und der schwächere Teil des Hauptdarsteller-Pärchens. Der Sohn von Schauspiel- und Regie-Ikone Clint Eastwood beweist hier nämlich höchstens die schauspielerische Ausstrahlung einer Salzstange, grinst ein wenig vor sich hin und macht seiner Traumfrau schöne Augen, während er darauf besteht, weiterhin Bullenreiten zu dürfen. Kein Wunder, dass die Funken zwischen einem blassen Eastwood und einer wesentlich motivierter wirkenden Robertson hier kaum fliegen und somit das ganze Liebesgedingse zwischen den beiden, gewohnt mit Höhen und Tiefen ausgestattet, wenn sich gestritten und wieder vertragen wird, zu einer zähen und ereignisarmen Angelegenheit auf Daily-Soap-Niveau verkommt. 
Die zweite große Geschichte liegt in der Vergangenheit und hat generell mehr Kraft zu bieten, kann sich von seinen kitschigen Fesseln aber auch nicht wirklich befreien... denn eigentlich erzählt "Aushilfsgangster"-Star Alan Alda eben nur, wie er seine spätere Ehefrau traf. Großartig besondere Momente erleben die beiden, bis auf einen heimlichen Kinderwunsch, dann irgendwie auch nicht, weswegen man sich schon fragen darf, was Nicholas Sparks und "Faster"-Regisseur George Tillman, Jr. (ein arg seltsamer Genre-Wechsel) hier eigentlich erzählen wollen. Es passiert erstaunlich wenig und soll vielleicht einfach darum gehen, wie man seine wahre Liebe findet... das ist dann aber für entnervend lange 130 (!) Minuten wirklich etwas zu wenig und dürfte eher dazu dienen, die Zuschauer langsam in den Schlaf zu wiegen. Immerhin gibt es gegen Ende noch eine wirklich rührende Wendung, die den Film aber auch nicht mehr retten kann - es ist eben eine banale Liebesgeschichte, die im Vergleich mit der auch schon nicht sonderlich tollen Sparks-Konkurrenz dann noch wesentlich weniger zu erzählen hat.

Fazit: Eine kitschige Romanze, deren Plot sich in wenigen Sätzen zusammenfassen ließe und wo im Grunde nichts passiert. Es geht wieder um die Liebe, ein bisschen um Kunst und Sport und um zwei junge Menschen, die sich ganz toll finden. Immerhin hat Britt Robertson wieder ein wenig Charme im Gepäck, sonst wären die 130 Minuten nur schwer aushaltbar gewesen.

Note: 5+




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