In den letzten Tagen habe ich vermehrt Kriegsfilme gesehen, was jedoch zumeist dem Zufall geschuldet ist. Durch Angebote bei Amazon Prime und Netflix wurde ich auf etliche Filme aufmerksam, die interessant klangen und die ich bislang noch nicht gesehen hatte... und anscheinend befanden sich mehrere Kriegsfilme darunter. Sei es mal überzogener Patriotismus in "Men of Honor", märchenhafte Schönheit vor düsteren Kriegsschauplätzen in "Gefährten" oder der brutale Drogenkrieg in den beiden "Sicario"-Filmen... sie alle führten uns vor historische Wahrheiten, die oftmals schwer zu schlucken waren und dennoch auch Hoffnung verbreiten können. In genau diesen Kontext passt auch "Sergeant Rex", der die Geschichte einer jungen Murin-Anwärterin und ihre Freundschaft zu einem ganz besonderen Hund erzählt...
SERGEANT REX
Im Jahr 2001 tritt die ziellos durchs Leben laufende Megan Leavey (Kate Mara) den Murins bei. Während einer Strafarbeit, bei der sie die stinkenden Hundezwinger reinigen muss, kommt sie in Kontakt mit dem Bombenspürhund Rex, der enorm aggressiv und schwer zu erziehen wirkt... eine Herausforderung, die Megan nicht unangetastet lassen will. Sie ersucht ihren Vorgesetzten Sergeant Gunney Massey (Common) darum, sich zur Hundetrainerin ausbilden zu lassen, was ihr nach einigen Hindernissen auch gelingt. Die wahre Herausforderung wartet dann jedoch im Irak - an der Seite von Rex und ihren Kameraden reist Megan an einen grausamen Ort und wird dort mit der harten Realität des andauernden Krieges konfrontiert...
Das ist schon eine reichlich seltsame Mischung und würde zu Beginn des Films nicht tatsächlich eine Texttafel auf die Wahrheit der Geschichte aufmerksam machen und man zum Ende schließlich auch Bilder und Videoaufnahmend der echten Megan und des echten Rex zu Gesicht bekommen... man würde diese Story wohl kaum für eine bare Münze nehmen. Wie viel davon nun auch für dramaturgische Feinheiten zurechtgebogen oder verschärft wurde, lässt sich ohne tiefergehende Recherchen wohl kaum sagen, doch im Kern ist das alles wahr... was die Regisseurin Gabriella Cowperthwaite vor eine recht große Herausforderung stellte.
Denn im Kern ist "Sergeant Rex" (so der bescheurte, deutsche Titel, während er im Original wesentlich passender und nicht unfreiwillig komisch nach seiner menschlichen Hauptfigur Megan Leavey benannt ist) immer noch ein Kriegsfilm und dabei auch einer, der die grausame Realität, der sich die Soldaten in den weit entfernten Ländern aussetzen müssen, realistisch abfilmen soll. Und von der anderen Seite erzählt er von einer recht besonderen Freundschaft zwischen Mensch und Tier, ausgestattet mit all dem Kitsch-Material, was eine solche Handlung eben braucht... und das dann in einigen Momenten, wenn Megan und Rex in Zeitlupe aufeinander zu rennen und sich dann sehnsüchtig und wahlweise weinend oder das Gesicht abschleckend in die Arme bzw. Pfoten fallen, sogar ziemlich familienfreundlich.
Familienfreundlichkeit und Kriegshandlungen sind dann, zumindest bei einer wahren Geschichte, zwei verschiedene Paar Schuhe und es ist kaum überraschend, dass Cowperthwaite diese beiden Paare nicht passend miteinander verknüpfen kann. Das geht dann besonders zu Lasten des Kriegsschauplatzes, denn während Megans Ausbildung bei den Murins und ihr vorsichtiges Herantasten an den gerne mal aus der Haut fahrenden Rex noch mit leisem Humor und gekonntem Drama inszeniert sind (was dann auch zu den besten Momenten des Films gehört), so geht diese Intensität später verloren.
Cowperthwaite inszeniert die Leiden des Krieges erschreckend blutarm und scheint zutiefst darauf bedacht zu sein, niemanden zu sehr zu schockieren, was die verschiedenen Gefechte und lebensgefährlichen Situationen dann aber zu einer zwiespältigen Angelegenheit macht... und zwar zu einer, die den wahren Schrecken, den viele Menschen erlebt haben und noch immer erleben, verharmlost. Sicher, es muss nicht gleich ein "Der Soldat James Ryan" oder ein "The Hurt Locker" sein, dennoch hat man den Eindruck, dass man es hier mit der Akkurarität nicht zu genau nahm und darauf bedacht wahr, eventuelle Kinder nicht zu verschrecken, die eben wegen einem süßen Hund in die Kinos strömen (oder vor dem Fernseher Platz nehmen, in Deutschland wurde der Film nämlich direkt auf DVD veröffentlicht und erfuhr keinen Kinostart).
Dass "Sergeant Rex" dann trotzdem über weite Strecken solide funktioniert, liegt zum einen an "Captive"-Star Kate Mara, die manchmal zwar etwas überfordert wirkt, in den wichtigen Momenten aber überzeugen kann und auch an Titelheld Rex. Denn seien wir doch mal ehrlich, wenn unser tierischer Kriegsheld plötzlich vor Jubel kläffend auf sein Frauchen zurennt, bleibt eben doch kaum ein Auge trocken... und wer hier nicht ein sensibles "Ohhhh" von sich gibt, hat wohl ein Herz aus Stein. Die Freundschaft zwischen Mensch und Tier bringt die Regisseurin also wunderbar aufs Parkett, erfüllt dabei aber eben nur eine Seite der Medaille, was für einen Film mit diesem Thema und diesem historischen Untergrund im Kern einfach zu wenig ist.
Fazit: Die Freundschaft zwischen Mensch und Tier wird mit leisem Humor und viel Gefühl inszeniert - mal etwas zu kitschig, oftmals aber auch schön. Als Kriegsfilm taugt "Sergeant Rex" hingegen nicht, verharmlost die Regisseurin doch die wahren Krisen und lässt eine Portion Schmalz über die historische Akkurität siegen.
Note: 3-
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